Ellison-Familie greift nach Warner Bros. Discovery
Ellison-Familie greift nach Warner Bros. Discovery
Ellison-Familie greift nach Warner Bros. Discovery
Paramount Skydance will offenbar Zerschlagung von größerer Rivalin zuvorkommen – Gemeinsamer Kampf gegen Streaming-Vormacht von Netflix
xaw New York
Larry Ellison steht im Rampenlicht wie wohl nie zuvor. Der Gründer des Software-Riesen Oracle hat Elon Musk gerade den Thron des reichsten Menschen der Welt streitig gemacht – nun bahnt seine Familie wohl einen Mega-Deal an. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, bereitet das von Ellisons Sohn David geführte Entertainment-Konglomerat Paramount Skydance ein Cash-Angebot für die Rivalin Warner Bros. Discovery vor. Laut Insidern soll dieses mit Mitteln des Ellison-Clans besichert sein.
Konkurrentin vor Aufspaltung
Für Paramount Skydance wäre die Transaktion ohne die Finanzmacht der Milliardärsfamilie eine gewaltige Aufgabe: Die Marktkapitalisierung von Warner Bros. Discovery fällt mit nahezu 33 Mrd. Dollar mehr als doppelt so hoch aus wie jene der Medienholding, die erst im August aus dem Merger von Skydance Media und Paramount Global hervorging. Ein Gebot ist noch nicht eingegangen, eine Superfusion im Entertainment-Sektor noch reine Spekulation – doch die Warner-Aktie zog im New Yorker Handel am Donnerstag allein auf die Nachricht hin um fast 30% an. Am frühen Freitag ging es zeitweise um 10% in die Höhe. Paramount Skydance legten am Donnerstag um 14% zu und tendierten zum Abschluss der Handelswoche ebenfalls positiv.

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Die Ellison-Holding will mit ihrem kolportierten Griff nach dem Konkurrenten offenbar dessen Zerschlagung zuvorkommen. Warner Bros. Discovery, die erst 2022 aus dem Zusammenschluss der damaligen AT&T-Tochter WarnerMedia und des Fernsehkonzerns Discovery hervorgegangen war, gab im Juni bekannt, sich wieder in zwei separate Gesellschaften aufspalten zu wollen. Der ersten, in der die Film- und TV-Studios des Konglomerats sowie der Streamingdienst HBO Max angesiedelt sein sollen, wird der bisherige CEO David Zaslav vorstehen. Bei der zweiten, die unter „Global Networks“ firmiert und Kabelfernsehsender wie CNN und TNT bündeln soll, übernimmt der bisherige CFO Gunnar Wiedenfels die Leitung.
Wettbieten in Aussicht
Die vom Deutschen geführte Gesellschaft soll einen Anteil von bis zu 20% am künftigen Schwesterunternehmen halten – daraus resultierende Einnahmen sollen allerdings in den Abbau des gewaltigen Schuldenbergs fließen, den der einstige ProSiebenSat.1-Manager bewältigen muss. Zaslav prognostiziert, dass Warner Bros. Discovery die Aufspaltung im April 2026 abschließen wird.

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Paramount Skydance erwartet offenbar, dass sich bis dahin ein Wettbieten um die TV- und Filmstudios der Rivalin aufheizen wird, bei dem sich auch Tech-Riesen wie Apple und Amazon beteiligen könnten. Das Ellison-Unternehmen will deshalb wohl so früh wie möglich einen Fuß in der Tür haben. Durch einen Merger mit Warner Bros. Discovery würden sich zwei der geschichtsträchtigsten Hollywood-Studios zusammenschließen, die mit „Paramount Plus“ und „HBO Max“ auch zwei große Streamingdienste kontrollieren – beide kämpfen auf sich gestellt bisher vergeblich gegen die Vormacht von Netflix an.
Neuer Blockbuster-König
Für David Ellison würde der Deal, dem eine tiefere Prüfung der Kartellaufsicht und anderer Regulatoren blühen würde, seinen Aufstieg unter die wichtigsten Köpfe der Entertainment-Szene zementieren. Der 42-Jährige baute die 2006 gegründete Skydance mit Unterstützung von Vater Larry auf und produzierte zahlreiche Action-Streifen, die an den Kinokassen zu Schlagern wurden. So taucht er beispielsweise als Executive Producer in den Abspännen mehrerer Filme der „Mission Impossible“-Reihe mit Tom Cruise auf.

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Für Larry Ellison könnte ein Deal mit Warner Bros. Discovery derweil die Chance bieten, sein gewaltiges Vermögen noch zu mehren. Laut dem Bloomberg Billionaires Index ist der Oracle-Gründer und heutige Chairman 363 Mrd. Dollar schwer. Zeitweise löste er in der laufenden Woche Musk an der Spitze des Rankings ab, der derzeit wieder mit 399 Mrd. Dollar vorn liegt. Der Löwenanteil von Ellisons Vermögen speist sich aus einer mehr als 40-prozentigen Beteiligung an Oracle.
Profiteur des KI-Booms
Die Marktkapitalisierung des Software-Riesen sprang am Mittwoch um nahezu 250 Mrd. Dollar, nachdem er infolge des KI-Booms eine gewachsene Nachfrage nach seiner Cloud-Infrastruktur vermeldet hatte. Die ausstehenden Leistungsverpflichtungen summierten sich zuletzt auf 455 Mrd. Dollar – drei Monate zuvor waren es 138 Mrd. Dollar. Vor allem ein Auftrag von OpenAI wird zum Treiber. Allerdings hält sich unter Analysten sowohl Skepsis an den Fähigkeiten der Tech-Schmiede, die vereinbarten Mittel zusammenzubringen, als auch an den Möglichkeiten von Oracle, die benötigten Computing-Kapazitäten aufzubauen.
