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Energieversorger Mainova verkauft seine Datenzentren an Blackrock

Angetrieben wird die Nachfrage nach Rechenkapazität durch den Boom der künstlichen Intelligenz. Jetzt setzt mit Blackrock ein US-Assetmanager in Frankfurt einen Fuß in die Tür – in einem der größten Internetknotenpunkte der Welt.

Energieversorger Mainova verkauft seine Datenzentren an Blackrock

Mainova verkauft Datenzentren an Blackrock

US-Assetmanager erwirbt Entwicklungsportfolio vom Frankfurter Energieversorger – Endgültiger Preis wohl an künftige Erträge geknüpft

cru Frankfurt

Bisher haben vor allem Tech-Konzerne Rechenzentren gebaut. Doch die Aussicht auf Rendite lockt neue Investoren an, die die Anlagen vermieten. Jetzt erwirbt der US-Assetmanager Blackrock die Mehrheit bei der Datenzentren-Tochter des Frankfurter Energieversorgers Mainova. Das wurde am Montag aus Finanzkreisen bekannt. Demnach ist der Deal mit einer „Earn out“-Klausel verbunden, die den letztlich zu zahlenden Kaufpreis an die künftigen Erträge knüpft. Vorausgegangen waren monatelange Verhandlungen. Die beiden beteiligten Unternehmen wollten sich dazu nicht äußern.

50 Prozent zum Verkauf gestellt

Die Mehrheit der Anteile von 50,1% an der Datenzentren-Tochter Mainova Webhouse war in einem öffentlichen Vergabeprozess seit Sommer 2023 zum Verkauf gestellt worden. Rund 70 Interessenten hatten sich anfangs gemeldet, darunter auch Blackstone. Zeitweilig hatte sich das Bieterfeld stark reduziert – auch wegen der komplexen Anforderungen des Beihilferechts sind etliche Interessenten abgesprungen.

Mit der Transaktion beauftragt war auf Seiten der Mainova die Investmentbank Rothschild in Zusammenarbeit mit der Corporate-Finance-Boutique Rautenberg & Co. Für Blackrock war die Investmentbank Nomura im Einsatz. Juristischen Beistand erhielt Blackrock von der Kanzlei Linklaters, Mainova wurde von Latham & Watkins beraten.

200 Megawatt geplant

Mainova Webhouse hat zwar wenig mehr als ein Dutzend Mitarbeiter. Aber die Firma treibt in den nächsten zehn Jahren Bauprojekte für Rechenzentren mit einem Investitionsvolumen von 2 Mrd. Euro voran. Von 200 Megawatt, die geplant sind, wurden die ersten 30 Megawatt kürzlich im Stadtteil Frankfurt-Seckbach fertiggestellt, die nächsten 20 Megawatt werden in Langen verwirklicht – einem Vorort von Frankfurt. Mindestens vier weitere dürften in Frankfurt oder in der Nähe von Frankfurt hinzukommen. Angesichts der großen Pipeline an Projekten wird das Unternehmen beim Verkauf mit mehreren hundert Millionen Euro bewertet. Von mindestens 250 Mill. Euro Eigenkapitalwert für 50,1% ist die Rede.

Investitionen von 1 Bill. Dollar nötig

Große Technologieunternehmen wie Microsoft, Google, Meta und Amazon werden in den kommenden Jahren rund 1 Bill. Dollar investieren müssen, um die digitale Infrastruktur aufzubauen, die den steigenden Bedarf an Datenverarbeitung durch Technologien der künstlichen Intelligenz bewältigen kann, schätzt das unabhängige Analysehaus Dell’Oro Group.

Angetrieben wird die Nachfrage nach Rechenkapazität durch den Boom der künstlichen Intelligenz. Jetzt setzt mit Blackrock ein US-Assetmanager in Frankfurt einen Fuß in die Tür – in einem der größten Internetknotenpunkte der Welt. Mainova gilt dabei als attraktiver Partner für einen Infrastrukturinvestor, weil der Versorger den enormen Strombedarf der Rechenzentren decken und zugleich als Abnehmer für die Fernwärme dienen kann und mit seiner Kenntnis der Stadt bei den geplante Bauprojekten behilflich wäre.

Weltweit größter Internetknoten

Der Hauptgrund, warum sich so viele Server in Frankfurt ansiedeln, ist der Standort des weltweit größten Internetknotens DE-CIX in der Bankenstadt. An der Datendrehscheibe sind etwa 1.000 Netze aus Europa zusammengeschaltet. Ein anderer Grund ist die hohe Nachfrage vor Ort: Die Finanzbranche in Frankfurt mit Deutscher Börse und EZB braucht die Rechenzentren, um ihre Daten schnell transferieren zu können. Darüber hinaus verlangt die Datenschutzgrundverordnung, dass Daten vermehrt in Deutschland gespeichert werden und nicht in Ländern mit anderer Rechtslage.

Daraus ergeben sich Chancen für Investoren. Der deutsche Infrastrukturinvestor Palladio Partners sieht bei Rechenkapazitäten eine große Lücke zwischen Nachfrage und Angebot. In Deutschland bestehe großer Aufholbedarf, damit digitale Entwicklungen wie Cloud Computing oder KI nicht stehen bleiben, schreibt der Infrastrukturinvestor in seinem Jahresausblick. Privates Kapital sei ein wichtiger Baustein in der Finanzierung.

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