Eni verpflichtet sich dem Klimaschutz

Bis 2050 sollen Emissionen um 80 Prozent sinken - Gewinn bricht 2019 ein

Eni verpflichtet sich dem Klimaschutz

bl Mailand – Der italienische Mineralölkonzern Eni will grüner werden und setzt auf den Ausbau erneuerbarer Energien und des Gasgeschäfts. CEO Claudio Descalzi stellte sowohl eine Mittelfristplanung bis Ende 2023 als auch eine Langfristplanung bis 2050 vor. Das Management arbeite seit seinem Amtsantritt im Mai 2014 an dieser Strategie, so Descalzi. Der teilstaatliche Konzern will seine Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 80 % reduzieren und im Bereich erneuerbarer Energien wie Sonne und Wind Kapazitäten von 55 Gigawatt aufbauen. Das Gasgeschäft soll bis dahin einen Anteil von 85 % an der Gesamtproduktion haben. Eni hatte in den letzten ein bis zwei Jahren die Abhängigkeit vom lange Zeit dominierenden Ölgeschäft reduziert und Beteiligungen an mehreren Gasförderanlagen erworben sowie die geografische Präsenz diversifiziert.Mittelfristig wird das Gewicht der Mineralöl- und Gasproduktion bis 2025 sogar wachsen. Dabei will das Unternehmen sowohl vorhandene Reserven als auch neue Vorkommen vor allem im Mittleren Osten nutzen. Die Produktion soll bis 2023 um jährlich 3,5 % steigen. Descalzi kündigte Investitionen von 32 Mrd. Euro bis Ende 2023 an, vor allem in Vorhaben mit hoher Wertschöpfung und schnellen Rückflüssen. Rund drei Viertel der Investitionen sollen in den Bereich der Förderung fließen, so der Konzern, der weltweit 31 000 Mitarbeiter zählt und in 81 Ländern präsent ist, vielfach auch durch das Tankstellennetz (Agip) mit seinen 6 000 Stationen. Bis 2025 sollen die Produktionskapazitäten im Bereich erneuerbarer Energien 5 Gigawatt erreichen. Fusionen bzw. größere Übernahmen seien nicht geplant, sagte Descalzi.Für 2019 hatte Descalzi indes keine guten Nachrichten zu verkünden. Nicht zuletzt angesichts sinkender Öl- und vor allem Gaspreise gingen die Einnahmen in der Berichtsperiode um 8 % auf 69,9 Mrd. Euro zurück. Die Produktion wuchs um 1 % auf 1,87 Mill. Barrel pro Tag. Der Nettogewinn brach auf 148 Mill. (i. V. 4,1 Mrd.) Euro ein. Bereinigt um Sonderfaktoren ergab sich ein Rückgang um 37 % auf 2,9 Mrd. Euro. Vor allem die Zahlen für das vierte Quartal enttäuschten: Eni verbuchte einen Verlust von 1,9 (plus 0,4) Mrd. Euro.Die Aktionäre sollen dennoch mit 0,89 Euro eine um 3,5 % höhere Dividende als im Jahr zuvor erhalten. Descalzi will sich von der Hauptversammlung im April ein Aktienrückkaufprogramm über 400 Mill. Euro absegnen lassen. Der Aktienkurs reagierte – in einem allerdings auch insgesamt negativen Börsenumfeld – mit deutlichen Rückgängen auf die Ankündigungen. Das Papier verlor am Montag 0,93 % auf 11,06 Euro, hat aber schon seit Mitte Januar deutlich nachgegeben.Im Hinblick auf seine langfristige Strategie musste Eni unter dem Druck der Finanzmärkte in die Offensive gehen. Repsol, Shell und BP haben bereits vergleichbare Strategiepläne vorgelegt. Eni betont, mit seiner geplanten Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um 80 % über die Empfehlungen der Internationalen Energie-Agentur (IEA) zur Erreichung der Pariser Klimaschutzziele hinauszugehen.