IM INTERVIEW: WOLFGANG ANZENGRUBER

"Eon hat einen guten Partner gefunden"

Verbund-Chef hofft auf weitere Synergien im Wassergeschäft - Enerjisa-IPO war bis 2015 geplant

"Eon hat einen guten Partner gefunden"

– Herr Anzengruber, warum verlässt der Verbund die Türkei?Wir sind vor allem ein Wasserkraftunternehmen. Daher war uns vor allem die Übernahme der Wasserkraftbeteiligungen von Eon wichtig. Als 100-%-Eigentümer dieser Kraftwerke sind wir künftig flexibler. Außerdem können wir hier zusätzliche Synergien heben und haben zudem unsere Stellung in Deutschland ausgebaut. Deutschland ist ja der größte europäische Energiemarkt und auch für uns ein Lieblingsmarkt.- Aber die Türkei bietet einen wachsenden Energiemarkt.Ja, aber die Welt hat sich in den vergangenen Jahren seit unserem Einstieg in den türkischen Markt ja auch verändert. Ich spreche von den Rahmenbedingungen in der Energiewirtschaft. Allein die Strompreise: Diese lagen vor fünf Jahren noch bei über 70 Euro je Megawattstunde. Heute sind es 48 Euro. Die Cash-Generierung der Versorger ist eine andere als noch vor einigen Jahren. Und der finanzielle Spielraum für die weitere Zukunft ist auch für den Verbund enger geworden. Das ist für die nächsten zwei, drei Jahre kein Problem. Aber für die weitere Zukunft haben wir Investitionen etwas zurückhaltender eingestuft, auch in der Türkei. Wir hatten ja eigentlich auch einen Börsengang von Enerjisa bis 2014/15 in der Planung gehabt. Ob diese Planungen jetzt von Eon noch aufrechterhalten werden, kann ich natürlich nicht sagen.- Eon hat nach eigener Aussage größere Ambitionen in der Türkei als der Verbund. Würden Sie das auch so sehen?Eon hat natürlich eine ganz andere Größe als der Verbund. Und der Wachstumshunger von Eon in der Türkei ist sicherlich auch größer. Es gibt für uns aber auch noch einen anderen Aspekt: Der Verbund hat mit der Stromerzeugung außerhalb von Wasser und Wind einige emotionale Probleme. Die Braunkohle-Verstromung passt zum Beispiel nicht so zu unserem Carbon Footprint. Eon hat außerdem das Gasgeschäft in ihrem Portfolio, was wir nicht haben. Deshalb kann Eon der Partnerschaft sicher zusätzliche Perspektiven bieten, die wir nicht hätten bieten können.- Sie waren jetzt fast sechs Jahre Partner der Sabanci-Gruppe. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht?Wir hatten eine sehr, sehr gute Partnerschaft. Mit unseren türkischen Freunden hatten wir nicht nur geschäftlich, sondern auch privat ein sehr gutes Verhältnis. Wir hatten bei Enerjisa ein Joint Venture auf Augenhöhe, das von einem gemeinsamen Commitment geprägt war. Ich glaube, Eon hat einen guten und etablierten Partner mit einer sehr guten Reputation auf dem türkischen Markt gefunden.- Rechnen Sie noch mit Problemen bei der Transaktion im Zuge der Kartellprüfungen?Wir erwarten keine Probleme. Der Verbund ist in Deutschland zwar größer geworden, hat aber natürlich längst keine marktbeherrschende Stellung. Auch auf türkischer Seite sollte es keine Probleme geben.—-Das Interview führte Andreas Heitker.