Energieversorger

Eon-Spitze warnt vor zu viel Zuversicht

Eon hat im ersten Halbjahr operativ deutlich mehr verdient, warnt aber vor zuviel Entspannung. Die Netzinvestitionen sieht der Vorstand immer noch nicht ausreichend verzinst.

Eon-Spitze warnt vor zu viel Zuversicht

Eon-Spitze warnt vor zuviel Zuversicht

Energiekrise nicht vorbei – Konzern stellt ein und stockt Personal deutlich auf

Reuters dpa-afx Essen

Eon-Chef Leonhard Birnbaum warnt vor zuviel Zuversicht, dass die Energiekrise wegen der gefallenen Preise für Strom und Gas zu Ende ist. “Die Krise ist noch nicht vorbei”, sagte der Manager am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die hohen Füllstände in den Gasspeichern der wichtigsten asiatischen und europäischen Märkte sorgten zwar für vorsichtigen Optimismus mit Blick auf den kommenden Winter. Volle Gasspeicher seien aber keine Garantie. “Energiesparen bleibt wichtig, wir dürfen nicht nachlassen – für eine sichere Versorgung und für das Klima.” Birnbaum äußerte sich anlässlich der endgültigen Halbjahreszahlen, die Eon einen deutlich höheren operativen Gewinn bescherten.

“Unser Marktumfeld erholt sich zunehmend. Damit gehen auch die Risiken für unser Geschäft in den kommenden Monaten zurück”, betonte Finanzchef Marc Spieker. Sowohl im Geschäft mit Kundenlösungen, wozu der Vertrieb von Strom und Gas gehöre, als auch beim Betrieb der Netze habe Eon zugelegt. Das Unternehmen bestätigte die Ende Juli angehobene Prognose, wonach unter anderem im Gesamtjahr der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in der Bandbreite von 8,6 bis 8,8 Mrd. Euro liegen soll. In den ersten sechs Monaten kletterte das Ergebnis um 40% auf 5,7 Mrd. Euro.

“Im vergangenen Jahr haben uns die historisch hohen Beschaffungskosten für Gas und Strom stark herausgefordert. Nun sehen wir, dass sich die Großhandelsmärkte wieder entspannen”, erklärte Birnbaum. Dadurch werde Eon wie angekündigt die Preise für Millionen Strom- und Gaskunden wieder senken. “Das wird unser Ergebnis im zweiten Halbjahr finanziell belasten“, sagte CFO Spieker.

Der Konzern baut zudem seine Belegschaft aus. Seit Ende 2022 seien rund 2.000 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt worden. Etwa die Hälfte davon sei im deutschen Netzgeschäft tätig. Insgesamt beschäftigte Eon Ende Juni gut 71.000 Menschen, davon knapp 37.000 in Deutschland.

Der Konzern hat seine Investitionen um 36% auf 2,4 Mrd. Euro deutlich erhöht. Spieker verwies auch auf die von der Bundesnetzagentur im Juni vorgeschlagene Erhöhung der Eigenkapitalverzinsung für Neuinvestitionen von aktuell rund 5 auf rund 7%. Bis Ende August noch können sich etwa Netzbetreiber und Verbände dazu äußern. Die endgültige Festlegung soll am Jahresende erfolgen.

“Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber selbst die 7% für Neuanlagen reichen noch nicht”, sagte Spieker. Stattdessen sei es entscheidend, wie die Netzagentur die Renditen für Investitionen auf Bestandsanlagen bewerte, da eine Mischkalkulation nötig sei. “Fünf Prozent sind ja allein schon die Dividendenerwartung von Eons Investoren”, sagte er. “Eon ist ja kein Staatsanleiher. Wir tragen auch unternehmerisches Risiko. Das geht nicht auf.”

Ob Eon seine Gesamtinvestitionen noch erhöht, ließ er offen. Dabei gehe es nicht nur um das Wollen, sondern auch um das Können, sagte er. Trotz der “sehr positiven” Reaktionen von Investoren seien auch die Bedingungen für neue Investitionen entscheidend, sagte Spieker. Er führte die Notwendigkeit beschleunigter Genehmigungsverfahren an, sowie wirtschaftliche Anreize. Durch die jüngsten Leitzinserhöhungen sei die einzufahrende Rendite entscheidender geworden.

Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. EuroH1 2023H1 2022
Umsatz52.36052.845
Bereinigtes Ebitda*5.6694.061
Bereinigtes Ebit*4.2792.677
Bereinigtes Konzernergebnis*2.3071.413
Konzernergebnis1.2122.536
Operativer Cashflow-2381.816
Wirtschaftliche Nettoschulden36.96532.742
Investitionen2.3661.736
*Bereinigt um nichtoperative Effekte
Eon Halbjahreszahlen
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