Eon und RWE treiben Börsengänge voran

Bankenkonsortien für IPOs der Töchter stehen bereit - Uniper bei 3 Mrd. Euro Marktwert - Atommüllkosten belasten die Altkonzerne

Eon und RWE treiben Börsengänge voran

Eon und RWE haben das lukrative Zukunftsgeschäft mit den Netzen für Strom und Gas sowie den erneuerbaren Energien abgetrennt von den Verlustgeschäften mit konventionellen Großkraftwerken. In wenigen Wochen gehen ihre Töchter Uniper und Innogy an die Börse. Was bekommen Investoren geboten?cru Frankfurt – Für die im Herbst bevorstehenden Börsengänge der Tochtergesellschaften der beiden Energiekonzerne Eon und RWE zeichnen sich immer mehr Details ab. RWE hat für den Börsengang der Netz- und Vertriebstochter Innogy SE die Deutsche Bank und Goldman Sachs als Global Coordinators beauftragt. Als Bookrunner fungieren nach Angaben aus Finanzkreisen Merrill Lynch, UBS, Credit Suisse und BNP Paribas. Für den Co-Lead sind Santander, Berenberg und Royal Bank of Scotland vorgesehen. Dagegen hat Eon für die Börsennotierung der Kraftwerkstochter Uniper die Investmentbanken J.P. Morgan und Morgan Stanley engagiert. Eon will die Kraftwerkstochter Uniper im September an der Börse notieren lassen, RWE verkauft die neuen Aktien von Innogy frühestens ab Oktober.Eon bringt im Zuge der Abspaltung 53 % der Uniper-Anteile an die Börse. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht, denn er legt sie nur den eigenen Aktionären ins Depot. Dabei entsprechen jeweils zehn Eon-Aktien einer Uniper-Aktie. Erst mittelfristig will Eon die restlichen Aktien verkaufen – aus steuerlichen Gründen allerdings nicht vor 2018. Finanzkreise geben die angestrebte Marktkapitalisierung für Uniper mit 2 Mrd. bis 4 Mrd. Euro an. Zuzüglich der Nettoschulden, die Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer auf 4,7 Mrd. Euro beziffert, ergäbe sich ein Unternehmenswert von rund 8 Mrd. Euro. Im Vergleich dazu wird der Marktwert der RWE-Tochter Innogy auf 20 Mrd. bis 25 Mrd. Euro geschätzt.Wie viel Schulden der Mutterkonzern RWE der Tochter mit auf den Weg gibt, ist noch nicht bekannt. Innogy soll aber alle normalen – also nichthybriden – Unternehmensanleihen von RWE übernehmen. Fest steht bei beiden Konzernen, wer jeweils das Kostenproblem aus der Entsorgung des Atommülls übernimmt: In beiden Fällen bleiben die Atomkraftwerke beim alten Mutterkonzern. Der Unterschied: Im Fall von Eon bleibt auch der Löwenanteil der Vermögenswerte beim Mutterkonzern – im Fall von RWE wandern sie überwiegend zur Tochter Innogy. Singapur als Kaufinteressent?RWE will zunächst 10 % von Innogy an die Börse bringen. Das wird von Fondsmanagern als zu geringer Anteil kritisiert. Zeitgleich und später könnten laut RWE weitere Anteile abseits der Börse verkauft werden. Als Kaufinteressenten für ein solches Paket von 10 bis 15 % der Aktien gelten die auf Infrastrukturinvestments spezialisierte australische Bank Macquarie oder der Staatsfonds von Singapur GIC. RWE will die Mehrheit an Innogy behalten.Für Uniper ist geplant, nach der Börsennotierung Teile des Unternehmens im Wert von etwa 2 Mrd. Euro zu verkaufen. Mit den Einnahmen sollen die Schulden so verringert werden, dass die Bonitätsnote bei den Ratingagenturen um einen Notch von “BBB-” auf “BBB” steigt. Damit läge sie über der Ramschgrenze. Absehbar ist, dass die Börsennotierung von Uniper auf den Börsenwert von Eon drücken wird. Ob der Mutterkonzern sich dann im Dax halten kann, ist ungewiss. Für Uniper ist die Aufnahme in den MDax zu erwarten. Im Fall von RWE wird dagegen erhofft, dass die Tochter Innogy als Kurstreiber für den Mutterkonzern wirkt. Zudem braucht RWE die erhofften 2 Mrd. Euro an Einnahmen dringend, um seine Verpflichtungen aus der Zwischen- und Endlagerung des Atommülls bezahlen zu können. Die Rückstellungen dafür zuzüglich des von der Bundesregierung geforderten Risikoaufschlags von 35 % werden auf 6 Mrd. Euro geschätzt, die RWE an einen staatlichen Fonds überweisen müsste.Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawatt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel. Rund 40 % von diesem Geschäft sind den Angaben aus Finanzkreisen zufolge mit Langfristverträgen ausgestattet. Diese Geschäftsteile werden als nicht rohstoffabhängig und somit unabhängig von den starken Preisschwankungen an der Stromgroßhandelsbörse EEX beschrieben.Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz – anders als der Essener Mutterkonzern – in Düsseldorf und beschäftigt knapp 14 000 Mitarbeiter, davon 9 000 im Ausland. Es sollen Arbeitsplätze wegfallen. Das Unternehmen erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-forma-Basis ein Ebit von 0,8 Mrd. Euro und einen Nettoverlust von rund 4 Mrd. Euro. Vorstandschef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer. RWE-Chef wechselt zu InnogyDie RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz – ebenso wie der Mutterkonzern – in Essen, beschäftigt knapp 40 000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Mrd. Euro und ein Nettoergebnis von 1,6 Mrd. Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Vorstandschef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgibt. Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Netzen sowie dem Vertrieb von Strom und Gas.Uniper und Innogy geben keine konkrete Geschäftsprognose. Beide könnten aber bereits für 2016 eine Dividende ausschütten. Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze, staatlich reguliert ist. Das Unternehmen peilt eine Dividende von drei Viertel des bereinigten Nettogewinns an. Ein Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag mit dem Mutterkonzern ist nicht geplant. Deshalb befürchten die kommunalen Aktionäre von RWE, dass sie bei der Dividende leer ausgehen könnten.