GesprächAchim Weick, EQS

„Es gibt sehr viel Raum für Veränderungen“

Der EQS-Vorstandschef Achim Weick führt seine Firma nach der Übernahme durch die Private-Equity-Firma Thoma Bravo auf Expansionskurs. Der Compliance-Spezialist kauft Firmen in neuen Regionen und Geschäftsfeldern.

„Es gibt sehr viel Raum für Veränderungen“

IM GESPRÄCH: ACHIM WEICK

„Es gibt sehr viel Raum für Veränderungen“

Der EQS-Vorstandschef will nach der Übernahme durch die Private-Equity-Firma Thoma Bravo auch in neue Geschäftsfelder vorstoßen

EQS setzt beim weltweiten Expansionskurs, der den Umsatz mittelfristig auf 200 Mill. Euro hieven soll, auch stark auf Akquisitionen – und die Unterstützung des Private-Equity-Unternehmens Thoma Bravo. „Vor dem Eigentümerwechsel hätten wir uns nie getraut, drei Firmen in einem Jahr zu übernehmen“, sagt Gründer und CEO Achim Weick im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Außerdem sehe die Private-Equity-Firma sehr viele Deals im Markt: „Thoma Bravo wird von Investmentbanken oder Beratern angesprochen, die uns als EQS gar nicht auf dem Schirm hatten.“

Weick, der das Unternehmen im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben und 2006 an die Börse geführt hatte, ist sehr zufrieden mit dem neuen Besitzer aus den USA, der EQS im Februar vergangenen Jahres delistet hatte: „Thoma Bravo hat das anerkannte Image, Firmen unternehmerisch gut aufzubauen.“ Zudem habe EQS an der Börse nicht mehr jene Bewertungen bekommen, die für große Kapitalerhöhungen erforderlich gewesen wären. Der Bravo-Investitionshorizont betrage rund fünf Jahre, so dass Unternehmen dann auf einen Exit hin optimiert würden. Zugleich gelte: „Es gibt in den ersten Jahren sehr viel Raum für Veränderungen.“ Im vergangenen Jahr habe man drei Unternehmen gekauft.

Finanzinvestor macht Tempo

Mit der Übernahme des Compliance- und Ethics-Geschäfts von OneTrust (Convercent) habe EQS rund 30 Mill. Euro Umsatz im originären EQS-Arbeitsfeld hinzugewonnen. EQS habe dies in den USA enorm nach vorne gebracht. Der Verkäufer habe die Transaktion innerhalb von drei Monaten abwickeln wollen: „Das hätten wir als börsennotiertes Unternehmen nicht geschafft, weil wir immer schauen mussten, dass wir die Eigenkapital- und Fremdkapitalseite abstimmen.“ Nun kümmere sich Thoma Bravo um die Finanzierung.

Die Akquisitionen im vergangenen Jahr dienen auch dem Erschließen weiterer Arbeitsfelder. Mit dem Berliner Startup Daato Technologies sorge man nun für die Einhaltung der wichtigsten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, sagt Weick. Darüber hinaus habe sich EQS über den Zukauf Data Legal Drive in Frankreich den Bereich Datenschutz erschlossen. Details über weitere Arbeitsfelder will Weick nicht nennen. Er weist aber darauf hin, dass das Aufgabenfeld Third-Party-Management sehr eng mit Compliance und Ethik verbunden sei.

Kosten deutlich gesenkt

Eine weitere Neuerung im Umfeld der Thoma-Bravo-Übernahme aus Sicht von Weick: EQS hat die eigenen Ausgaben stärker unter die Lupe genommen. Das sei schwierig und ein Schock für manche Mitarbeitende gewesen: „Wir hatten in 25 Jahren niemals eine Kostensparmaßnahme in Bezug auf Personalabbau.“ Letztlich habe man aber das Engagement in wenig gefragten Bereichen zurückgefahren. Es seien rund 10% der Kosten eingespart worden, in Softwareunternehmen gehe es dabei in erster Linie um Personalkosten.

Gegenwind von Deregulierung

Ein weiterer Vorteil aus Sicht von Weick: EQS profitiere stark vom Erfahrungsschatz des Investors. „Das System ist sehr professionell“, betont er. Jeder im EQS-Managementteam habe einen Partner von Thoma Bravo an seiner Seite, der ihm in seinem Fachgebiet wie Vertrieb oder Marketing helfe. So habe sich EQS stärker auf Best Practice ausgerichtet. Auch beim wichtigen Thema Künstliche Intelligenz könne man von jenen Thoma-Bravo-Portfoliounternehmen lernen, die in dem Bereich eine Vorreiterrolle einnähmen.

Der aktuelle Trend zur Deregulierung bringe erst einmal Gegenwind für EQS, sagt Weick. Andererseits gebe es in dem Geschäft auch andere Treiber: Medien, Konsumenten und Geschäftspartner achteten weiterhin auf ethisches Verhalten. Auch die Strafzahlungen für Unternehmen, wenn sie gegen Compliance-Richtlinien verstießen, seien ein wichtiger Faktor.

EQS hat Weick zufolge dennoch auf die Lockerung oder Verschiebung von Regulierung reagiert. Früher habe EQS alle Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden adressiert. Aktuell konzentriere sich das Unternehmen dagegen auf die größeren Unternehmen, die mehr als 1.000 Beschäftigte hätten: „Die Unternehmen in dieser Größenordnung haben immer Budgets für Compliance, und diese werden eher größer als kleiner.“

Der EQS-Vorstandschef Achim Weick führt seine Firma nach der Übernahme durch die Private-Equity-Firma Thoma Bravo auf Expansionskurs. Der Compliance-Spezialist kauft Firmen in neuen Regionen und Geschäftsfeldern.

Von Michael Flämig, München