EQT macht Apleona verkaufsbereit

Gebäudeverwalter soll über 1,5 Mrd. Euro einbringen - IPO als Alternative

EQT macht Apleona verkaufsbereit

cru Frankfurt – Der Finanzinvestor EQT hat sich entschlossen, den milliardenschweren Verkauf von Deutschlands zweitgrößtem Gebäudeverwalter Apleona vorzubereiten. Das haben zwei mit der Sache vertraute Personen aus Finanzkreisen und Unternehmenskreisen der Börsen-Zeitung bestätigt. Bei dem Facilitymanager mit Sitz in Neu-Isenburg handelt es sich um das ehemalige Geschäft Building and Facility des Mannheimer Industriedienstleisters Bilfinger, das EQT im Jahr 2016 zum Unternehmenswert von 1,4 Mrd. Euro erworben hatte.Es gäbe noch keine feste Entscheidung zum Verkauf, man prüfe strategische Optionen, hieß es dagegen in informierten Kreisen. Es sei auch möglich, Apleona noch länger zu halten oder an die Börse zu bringen. Laut Finanzkreisen hat EQT bereits mit der Deutschen Bank und Unicredit über eine 500 Mill. Euro schwere Anschlussfinanzierung verhandelt.Einzelne Apleona-Geschäfte wie das britische Maklerhaus GVA sind schon abgestoßen worden. EQT wolle den europäischen Marktführer im Immobiliendienstleistungssektor schaffen, hieß es beim Einstieg. Apleona setzt mit rund 20 000 Beschäftigten in mehr als 30 Ländern etwa 2 Mrd. Euro um. Im Jahr 2019 wurde ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 120 Mill. Euro erzielt und für das Jahr 2020 erwartet man eine Steigerung um mindestens 10 %. EQT setzt beim Verkauf nach früheren Angaben auf einen Erlös von mindestens dem 11-Fachen des erwarteten Ergebnisses – also mindestens 1,5 Mrd. Euro. Bilfinger hatte EQT vom Kaufpreis vor vier Jahren einen Teil gestundet, indem 200 Mill. Euro in ein Earn-out-ähnliches Instrument gewandelt wurden. Dadurch wird Bilfinger am Wiederverkaufserlös beteiligt.CEO von Apleona ist der frühere Bilfinger-Immobilienvorstand Jochen Keysberg, der Bruder des Thyssenkrupp-Vorstandsmitglieds Klaus Keysberg, der beim Ruhrgebietskonzern die voraussichtlich übrig bleibende Werkstoffhandelssparte verantwortet. CFO von Apleona ist seit September 2019 der frühere Techem-Finanzchef Georg Fronja, als Aufsichtsratschef fungiert Ex-Prosieben-Chef Thomas Ebeling.Die vielen operativen Töchter von Apleona sind neben dem Kerngeschäft Facilitymanagement mit 17 000 Beschäftigten auch in der Gebäudetechnik tätig. Dem Vernehmen nach will sich CEO Keysberg mit Apleona in der von vielen kleinen Firmen gekennzeichneten Branche als Konsolidierer betätigen. Gemäß der Branchenrangliste der Unternehmensberatung Lünendonk ist Apleona schon Nummer 2 im Facilitymanagement in Deutschland hinter dem Konkurrenten Spie.Als erster der großen europäischen Finanzinvestoren war EQT 2019 an die Börse in Stockholm gegangen. Die vor 26 Jahren als Investmentvehikel der schwedischen Wallenberg-Familie gegründete Beteiligungsgesellschaft ist mit 40 Mrd. Euro unter Verwaltung die Nummer 3 in Europa – übertroffen nur von der britischen CVC und der französischen Ardian. In Infrastruktur hat EQT in Europa die Führungsposition.In Deutschland machte Marcus Brennecke, Co-Head Private Equity von EQT, zuletzt mit zwei großen Deals von sich reden: im April 2020 kaufte der Finanzinvestor inmitten der Pandemie die deutsche Air-Liquide-Desinfektionsmitteltochter Schülke für 900 Mill. Euro.Im Februar 2020 hatte EQT den Mehrheitsanteil am Anbieter von Hochgeschwindigkeitsinternetverbindungen Deutsche Glasfaser mit einer Gesamtbewertung von 2,8 Mrd. Euro erworben und das Unternehmen anschließend mit dem für 1 Mrd. Euro eingekauften Wettbewerber Inexio fusioniert. Zu den größten Deals des Finanzinvestors zählt darüber hinaus der Erwerb der Nestlé-Hautpflegesparte Galderma im Jahr 2019 für 9 Mrd. Euro.