Telekommunikation

Ericsson bleibt unter den Erwartungen

Steigende Kosten belasten den schwedischen Konzern Ericsson. Trotz Umsatzsteigerungen entwickelt sich die Marge schwächer als erwartet. Eine neue Struktur und ein Zukauf sollen frischen Schwung bringen.

Ericsson bleibt unter den Erwartungen

Börsen-Zeitung, 15.7.2022

sar Frankfurt – Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson hat mit seinen Ergebnissen für die erste Jahreshälfte 2022 nicht überzeugt. Zwar kletterte der Umsatz im zweiten Quartal auf 62,5 Mrd. skr (i.V. 54,9 Mrd. skr), das entspricht etwa 5,9 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) erreichte 7,3 Mrd. skr (i.V. 5,8 Mrd. skr). Auf das Halbjahr betrachtet lag der Umsatz bei 117,5 Mrd. skr, die Ebit-Marge erreichte 10,3 % (i.V. 10,6 %).

Positiv machte sich die hohe Nachfrage nach 5G-Produkten insbesondere in Nordamerika bemerkbar. Allerdings hatten Analysten mehr von Ericsson erwartet und zeigten sich von der Margenentwicklung enttäuscht. Nach Vorlage der Zahlen ging es für die an der Stockholmer Börse notierte Ericsson-B-Aktie deutlich nach unten, noch am Nachmittag lag das Minus bei etwa 8 %. Seit Beginn des Jahres hat die Ericsson-Aktie an der Börse fast 30 % an Wert eingebüßt. Auf die Stimmung der Investoren drückt auch der verhaltene Ausblick: CEO Börje Ekholm verwies auf die Herausforderungen durch brüchige Lieferketten und steigende Inflation. Höhere Kosten für Zubehörteile und Logistik werden die Margen des Unternehmens auch in den kommenden Monaten noch weiter unter Druck setzen. Zudem entwickelten sich die Einnahmen aus Lizenzverträgen nach Angaben des Konzerns zuletzt rückläufig.

Zur Trendwende soll eine neue Struktur beitragen. Künftig operiert Ericsson mit den zwei Divisionen „Cloud Software und Services“ sowie „Enterprise Wireless Solutions“. Dies soll einer veränderten Nachfrage Rechnung tragen. Wartung und Betrieb mobiler Netze laufen immer stärker automatisiert, Ericsson musste in diesem Bereich mehrfach Verträge wertberichtigen. Der Fokus soll künftig stärker auf Angeboten im Bereich Cloud und Software liegen. Zum dritten Quartal 2022 passen die Schweden ihre Berichterstattung an die neue Struktur an. Frischen Schwung soll auch die bereits im Herbst angekündigte Übernahme des Cloud-Spezialisten Vonage bringen, mit einem Volumen von 6,2 Mrd. Dollar der bislang größte Zukauf in der Firmengeschichte. Doch die Transaktion wurde nicht wie ursprünglich geplant im ersten Halbjahr abgeschlossen. Hinweise auf Korruptionsvorwürfe bei Ericsson-Geschäften im Irak zwischen 2011 und 2019, die kürzlich bekannt wurden, verzögern den Deal. Ende Juni fehlte noch die Genehmigung der US-Außenwirtschaftsbehörde, um die Übernahme abschließen zu können. Das Closing soll nun im Laufe des Monats Juli erfolgen.

Bewahrheitet sich der Korruptionsverdacht, könnte es für Ericsson, die in der Vergangenheit schon einmal eine Strafe der US-Börsenaufsicht SEC über 1 Mrd. Dollar kassiert hat, zudem teuer werden: Analysten schätzten die möglichen Strafzahlungen zuletzt auf 300 Mill. Dollar. Bei Ericsson heißt es, man kooperiere mit den US-Behörden, könne aber den Ausgang der Angelegenheit derzeit noch nicht abschätzen.

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