Ericsson wappnet sich für rekordhohe Korruptionsstrafe

Telekomausrüster stellt 1 Mrd. Dollar zurück

Ericsson wappnet sich für rekordhohe Korruptionsstrafe

hei Frankfurt – Ericsson rechnet nach jahrelangen Ermittlungen der US-Behörden mit einer Korruptionsstrafe von 1 Mrd. Dollar in bar sowie “weiteren Kosten”, die in einer Mitteilung des Konzerns nicht näher erläutert werden. Der schwedische Telekomausrüster, der nach mehreren schweren Krisenjahren erst 2018 operativ wieder Tritt gefasst hatte, war 2015 ins Visier des US-Justizministeriums geraten. 2016 hatte auch die Telekommunikationsbehörde FCC Ermittlungen aufgenommen. Die Behörden werfen Ericsson korrupte Geschäfte in China und fünf weiteren asiatischen Ländern und Golfstaaten vor. Die Verfehlungen sollen sich über Jahre bis ins erste Quartal 2017 erstreckt haben.Ericsson bildet nun eine Rückstellung von 12 Mrd. skr (1,13 Mrd. Euro), die im laufenden dritten Quartal verbucht werden soll. Konzernchef Börje Ekholm räumte ein, dass es in der Vergangenheit Geschäftspraktiken gegeben habe, die zu beanstanden seien. Das Unternehmen habe von Beginn an mit den Behörden kooperiert und durch neue interne Kontrollen sichergestellt, dass sich derlei nicht wiederholt.Sorgen bereitet dem Vorstand indes auch der drohende Reputationsschaden, der “erhebliche negative Auswirkungen auf das Geschäft” haben könne. Immerhin handelt es sich laut Bloomberg um die höchste Korruptionsstrafe gegen ein Unternehmen überhaupt.Außerdem läuft gegen Ericsson noch ein Verfahren der chinesischen Behörden. Dort werden den Schweden Unregelmäßigkeiten in der Lizenzierungspraxis von Smartphone-Technologien vorgeworfen, insbesondere im Hinblick auf 5G-Endgeräte. Der Konzern hatte auch hier seine Bereitschaft zur Kooperation unterstrichen. Die Schweden, die selbst vor Jahren aus dem Handy-Geschäft ausgestiegen sind, verfügen über ein umfangreiches Patentportfolio für Technologien, die in Smartphones unerlässlich sind, und hatten angekündigt, ihre Erlöse aus Lizenzen steigern zu wollen. Ein Ergebnis dieses Verfahrens ist noch offen, könnte indes auch mit finanziellen Belastungen oder Ausfällen verbunden sein.Nach Umsatzrückgängen und tiefroten Zahlen 2016 und 2017 hat Ericsson im vergangenen Jahr operativ wieder Geld verdient. Im laufenden Jahr will das Unternehmen gestützt auf die Nachfrage nach 5G-Technik auf einen Wachstumspfad zurückkehren. Dabei profitiert Ericsson auch vom Bann des Wettbewerbers Huawei in den USA.