Korruption

Ericsson wird Korruption nicht los

Die US-Börsenaufsicht startet eine neue Untersuchung gegen Ericsson aufgrund von Korruptionsvorwürfen. Es droht ein Bußgeld von 300 Mill. Dollar.

Ericsson wird Korruption nicht los

hei Frankfurt

Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson sieht sich wegen Korruptionsverdacht in mehreren Ländern Asiens und im Nahen Osten mit einer neuerlichen Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC konfrontiert. Wie das Unternehmen mitteilt, nimmt die SEC die Ermittlungen auf, weil ein eigener Untersuchungsbericht von Ericsson, der mögliche Verfehlungen in den genannten Regionen einräumt und auch Zahlungen an die Terrororganisation IS „nicht ausschließt“, vom US-Justizministerium als unzureichend betrachtet wird.

Die Ericsson-Aktie, die in diesem Jahr bereits ein Fünftel an Wert verloren hat, sackte in Stockholm um bis zu 4% ab. Der einst global führende Anbieter von Mobilfunknetztechnik hatte die Korruptionsvorgänge im Februar offengelegt und lückenlose Aufklärung sowie Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden angekündigt. Schon damals avisierte Konzernchef Börje Ekholm mögliche Strafzahlungen, die fällig werden können. Diese werden nun von Analysten auf bis zu 300 Mill. Dollar taxiert. Ericsson hatte bereits zuvor eine Korruptionsstrafe der SEC über die rekordverdächtige Summe von 1 Mrd. Dollar kassiert.

Das US-Justizministerium hatte Anfang März moniert, dass die Schweden die Vorgänge im Irak, die sich über die Jahre 2011 bis 2019 erstreckten, nicht hinreichend aufgeklärt haben. Die Behörde befand, dass Ericsson in Beirut, Irak, Kuwait sowie China und Vietnam gegen das Gesetz zur Bekämpfung internationaler Bestechung verstoßen hat.

Für Ekholm, der die Führung des damals angeschlagenen Telekomausrüsters nach dem Rauswurf von Hans Vestberg Anfang 2017 übernommen hat, ist der Schritt der SEC ein neuer schwerer Rückschlag. Denn der Manager, der Vestberg auf Betreiben des Großaktionärs Investor AB abgelöst hatte, war angetreten, um bei Ericsson aufzuräumen und den Konzern zurück in die Erfolgsspur zu führen.

Auf der jüngsten Hauptversammlung formierte sich angesichts der fortgesetzten Korruptionsvorwürfe Widerstand im Aktionärskreis gegen den CEO und das Top-Management. Große Institutionelle, darunter Swedbank Robur und der Aktivist Cevian Capital, stimmten gegen die Entlastung der Führungsetage und hielten damit die Möglichkeit einer Schadenersatzklage offen.

Operativ hat Ericsson unter Ekholm große Fortschritte gemacht. Nach zwei Verlustjahren mit hohen Wertberichtigungen auf Service-Verträge gelang der Turnaround. Anschließend fand Ericsson dank der gestiegenen Nachfrage nach 5G zurück auf den Wachstumspfad. Hier ist der Höhepunkt des Investitionszyklus allerdings in einigen Regionen, namentlich den USA, bereits überschritten.

Wertberichtigt Seite 6

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