Erneute Gewinnwarnung von Lonza vergrätzt Investoren
Die Hiobsbotschaften des Arznei-Auftragsfertiger Lonza reißen nicht ab. Nach einem überraschenden Chefwechsel im September kappte der Schweizer Konzern die Ergebnisprognose für 2024 innerhalb von drei Monaten bereits zum zweiten Mal. Als Hauptgrund machte Lonza den Verlust eines Großauftrags von Moderna aus. Der US-Konzern will den von Lonza hergestellten Wirkstoff seines Corona-Impfstoffs künftig in eigenen Werken produzieren. Nach der erneuten Gewinnwarnung flüchteten die Anleger in Scharen, die Lonza-Aktie brach um mehr als 10% ein.
2024 werde nunmehr eine bereinigte operative Marge (Ebitda) im hohen 20-Prozent-Bereich anvisiert, teilte das Unternehmen anlässlich eines Kapitalmarkttages mit. Im Juli hatte Lonza die Vorgabe bereits auf 31 bis 33% gesenkt. Lonza gab auch erstmals einen Ausblick für die Zeitspanne 2024 bis 2028 ab. Der Umsatz soll um durchschnittlich 11 bis 13% pro Jahr anziehen. Bei der bereinigten Marge peilt das Unternehmen bis 2028 einen Wert von 32 bis 34%.
Analysten hatten sich mehr erhofft. "Von einem Befreiungsschlag kann beim Investorentag heute nicht die Rede sein," erklärte Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Auch ZKB-Analyst Daniel Buchta äußerte sich skeptisch. "Nach schwächerem 2023 dürfte das erneute Übergangsjahr 2024 den Lonza-Investment-Case zu einer Show-me-Story machen." Immerhin zeichne sich keine Änderung des langfristig attraktiven Geschäftsmodells ab. Positiv vermerkten Analysten auch, dass Lonza die Dividendenausschüttungen hochfahren will und den Ausblick für das laufende Jahr dank einer Aufhebungsentschädigung für den Moderna-Auftrag leicht anhob.
Insgesamt ist der Börsen-Überflieger Lonza aber unsanft gelandet, seit Anfang 2022 hat die Aktie rund die Hälfte an Wert verloren. Das hat mit Branchentrends wie der eingebrochenen Nachfrage nach den hochprofitablen Covid-19-mRNA-Impfstoffen zu tun. Zudem dämpfen die höheren Zinsen die Bereitschaft von Biotechfirmen, in Entwicklungsprojekte zu investieren. Dies haben etwa auch den deutschen Pharmazulieferer Sartorius und den Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck oder der französische Wirkstoff-Hersteller EuroAPI zu spüren bekommen.
Lonza leidet aber auch unter hausgemachten Problemen. Im September gab Konzernchef Pierre-Alain Ruffieux "im gegenseitigen Einvernehmen" überraschend sein Amt auf. Verwaltungsratspräsident Albert Baehny übernahm damals zusätzlich die Aufgabe als interimistischer CEO bis ein dauerhafter Nachfolger gefunden wird. Damit kam es innerhalb von vier Jahren zum vierten Chefwechsel. Zur Suche nach einem neuen Firmenlenker äußerte sich Lonza am Dienstag indes nicht.