Erster Markterfolg für Morphosys

Partner Janssen erhält Zulassung in den USA für Medikament gegen Schuppenflechte

Erster Markterfolg für Morphosys

Morphosys hat einen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte erreicht. Im August soll das erste Medikament auf den Markt kommen, das mit Hilfe eines von dem Biotechnologieunternehmen identifizierten Antikörpers entwickelt wurde.jh München – 25 Jahre nach der Gründung feiert das Biotechnologieunternehmen Morphosys seinen bisher größten Erfolg: Der Lizenznehmer Janssen hat in den USA die Zulassung für sein Medikament Tremfya gegen Schuppenflechte erhalten. Es basiert auf einem von Morphosys identifizierten Antikörper aus menschlichen Zellen. Tremfya ist das erste Medikament, mit dem Morphosys – wenn auch indirekt über einen Partner – auf den Markt kommt. Aus dem Mittelstand der deutschen Biotechnologie ist es das dreizehnte Mittel, das zugelassen ist.Janssen, ein Tochterunternehmen des amerikanischen Pharma- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson, will in etwa zwei Wochen den Verkauf von Tremfya starten. Analysten schätzen das jährliche weltweite Umsatzpotenzial auf 1 Mrd. bis 2 Mrd. Euro in drei bis vier Jahren. 40 bis 50 % davon dürften die USA, der größte Markt, ausmachen, ergänzte ein Sprecher des Unternehmens. Der Kurs der im TecDax notierten Aktie von Morphosys sprang am Freitag in der Spitze um fast 10 % nach oben. “Es ist ein sehr aufregender Tag für uns alle bei Morphosys”, sagte der Vorstandsvorsitzende Simon Moroney.Für die Marktzulassung erhält das Unternehmen in Planegg bei München eine Meilensteinzahlung von Janssen. Informationen über finanzielle Details kündigte Morphosys für einen späteren Zeitpunkt an. Von Partnern bekommt das Unternehmen üblicherweise Tantiemen in Höhe eines mittleren einstelligen Prozentsatzes der Nettoerlöse, wie Finanzvorstand Jens Holstein vor kurzem der Börsen-Zeitung gesagt hatte (vgl. BZ vom 6. Mai). Beschleunigtes VerfahrenDie Tantiemen fließen nun früher, voraussichtlich von August an. Bisher hatte Morphosys mit ersten Umsätzen Anfang 2018 gerechnet. Wann der Geschäftsausblick für 2017 angepasst werde, stehe noch nicht fest, sagte der Sprecher. Gerechnet wird mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von minus 75 Mill. bis minus 85 Mill. Euro.Dass der Verkauf von Tremfya – die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Guselkumab – nun schneller beginnt, liegt an einem beschleunigten Verfahren, das Janssen bei der Zulassungsbehörde FDA beantragt hatte. Zudem plant das Unternehmen Phase-3-Studien mit Guselkumab für zwei andere Indikationen: die Darmerkrankung Morbus Crohn und Psoriasis-Arthritis, eine Mischung von Schuppenflechte und Rheuma. Für Tremfya beantragte Janssen auch eine Zulassung in Europa. Mit einer Entscheidung der EU ist im nächsten Jahr zu rechnen.”Die Zulassung markiert einen Wendepunkt in der Geschichte von Morphosys”, meint Aktienanalystin Klara Fernandes von Berenberg. Das Unternehmen werde erstmals regelmäßig Tantiemen erhalten. Siegfried Bialojan, Biotech-Experte der Beratungsgesellschaft EY, sagte: “Diese Erfolgsmeldung tut der ganzen Branche gut.” Basis sei die Plattform von Morphosys, von der Weiteres zu erwarten sei. Auch andere Firmen hätten solche Plattformen.Morphosys besitzt aktuell 113 Forschungs- und Entwicklungsprogramme, davon 29 in klinischen Tests mit Patienten. Am weitesten fortgeschritten ist Anetumab Ravtansine, ein Medikament unter anderem gegen Lungenkrebs. Bayer, der Partner, stellt die Markteinführung für 2019 in Aussicht. Das erste Mittel aus der eigenen Entwicklung will Morphosys Ende 2020 oder Anfang 2021 auf den Markt bringen. Es ist der Wirkstoff MOR 208 gegen Blutkrebs.—– Wertberichtigt Seite 8