"Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern"
Die Familie Peugeot, einer der drei Großaktionäre von PSA, sieht derzeit keine Veranlassung, etwas an der Aktionärsstruktur des künftigen Besitzers von Opel zu ändern. Um unabhängiger von der Automobilindustrie zu sein, hat ihre Holding FFP auch in andere Bereiche investiert. Dennoch scheint sie nicht abgeneigt, eines Tages wieder allein das Ruder bei dem Peugeot- und Citroën-Hersteller PSA zu übernehmen.wü Paris – Drei Jahre ist es her, dass PSA dank des Einstiegs des französischen Staates und Dongfeng aus China der Pleite entkam. Seitdem ist der Automobilkonzern auf die Gewinnspur zurückgekehrt – und die Gründerfamilie Peugeot nicht mehr der alleinige Hauptaktionär. Statt wie zuvor 25 % hält sie nur noch 13 % des PSA-Kapitals, genau wie der französische Staat und Dongfeng. Robert und Jean-Philippe Peugeot, die beiden Verwaltungsratschefs der familieneigenen Holdings FFP (Société Foncière Financière et de Participation) und Etablissements Peugeots Frères wollen zwar, dass ihre Familie auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei dem künftigen Besitzer von Opel spielt. Doch sie haben derzeit nicht vor, etwas an der Aktionärsstruktur zu ändern. Stillhalteabkommen bis 2024Das wäre ohnehin nicht so ohne Weiteres möglich, erklären die beiden Cousins. “Wir haben ein Stillhalteabkommen, das bis 2024 läuft”, sagt Robert Peugeot. So müssten alle drei Großaktionäre zustimmen, wenn einer von ihnen seine Beteiligung erhöhen wolle. Zudem funktioniere das mit dem französischen Staat und Dongfeng geschlossene Abkommen gut. “Es gibt deshalb keinen Grund, daran etwas zu ändern”, meint er. “Für uns ist wichtig, dass PSA Aktionäre hat, die gut für das Unternehmen sind, dass die Gruppe eine solide Aktionärsstruktur hat”, pflichtet ihm sein Cousin Jean-Philippe bei. “Die drei Aktionäre verfolgen dasselbe Ziel, das Management scheint gut mit ihnen zurechtzukommen.”Dieses Gleichgewicht sei wichtig für das Wohlergehen des Konzerns. Die Familie hänge jedoch sehr an PSA, betonen die beiden Cousins. “Wenn das Management eines Tages finden sollte, eine Familie als alleiniger Großaktionär wäre besser, würden wir uns dem nicht entgegenstellen”, gibt Jean-Philippe Peugeot zu. “Aber das ist derzeit kein Thema, der Gedanke ist keine Obsession. Ich glaube, es ist gut, sowohl den französischen Staat als auch Dongfeng mit an Bord zu haben.” So eröffne Dongfeng PSA gute Wachstumsmöglichkeiten in Asien, während der französische Staat dafür sorge, dass PSA in den Augen der Kunden nicht zu chinesisch wirke. Und doch hat der Einstieg der beiden neuen Großaktionäre vor drei Jahren zu Zerwürfnissen innerhalb der Familie geführt. Thierry Peugeot, seinerzeit Aufsichtsratschef von PSA, warf seinem Cousin Robert damals in einem öffentlichen Brief vor, sich aus dem Kapital des Automobilkonzerns zurückziehen zu wollen. Für die für ihre Diskretion bekannte Familie sei das ein Frevel gewesen, berichten französische Medien. Thierry sei daraufhin aus dem PSA-Aufsichtsrat und dem Kontrollgremium von FFP gedrängt worden. Meist deutliche MehrheitenDie Verwaltungsräte und Komitees der beiden Holdings der Familie seien so organisiert, dass sie Entscheidungen fällen könnten, selbst wenn sich die Familie in einer Frage uneins sei, sagt Robert Peugeot. “Es kommt ja in allen Familien mal vor, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt.” So bestehe der Verwaltungsrat von EPF aus zwölf Mitgliedern, erklärt sein Cousin Jean-Philippe. “Wenn dort jeweils die Hälfte einer Meinung und die andere Hälfte anderer Meinung ist, gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag.” Bei FFP sei das genauso. Die meisten Entscheidungen würden jedoch mit einer deutlichen Mehrheit getroffen.Die Familie hoffe, dass die Peugeot-Gruppe auch in 300 oder 400 Jahren noch bestehen werde, sagen die beiden Cousins. Sie sehe deshalb auch die geplante Übernahme von Opel positiv. “Daraus wird eine sehr solide europäische Gruppe entstehen”, meint Robert Peugeot. Die Teams von PSA und Opel hätten bereits durch die im Rahmen der Kooperation mit General Motors (GM) beschlossenen Projekte gelernt, zusammenzuarbeiten. “Das ist ein Vorteil”, betont er. “Die Übernahme von Opel hat deshalb nichts mit einer Akquisition zu tun, die beschlossen wird, ohne dass zwei Unternehmen jemals zusammengearbeitet haben.” Seine Familie habe bereits vor den 2012 mit GM getroffenen Abkommen über eine Annäherung von PSA und Opel nachgedacht, berichtet Jean-Philippe Peugeot. Doch die Voraussetzungen dafür seien damals nicht gegeben gewesen. Keine Kannibalisierung”Auch wenn die Funktionsweise von Opel General Motors in den letzten 15 Jahren viel Geld gekostet hat, glauben wir, dass die Sanierung und der Erfolg von Opel möglich sind”, sagt Robert Peugeot. PSA-Chef Carlos Tavares habe bereits bewiesen, dass er ein Unternehmen zurück auf die Erfolgsspur führen könne. Die Argumente, die die beiden Chefs der Peugeot-Holdings für die geplante Übernahme anführen, ähneln denen von Tavares. Die Marken Peugeot, Citroën, DS, Opel und Vauxhall seien in Europa unterschiedlich positioniert, so dass es keine Kannibalisierung geben werde, sagen sie. Gleichzeitig ähnele sich die Modellpalette von der Motorisierung und den Maßen her ein wenig, so dass Synergien leichter zu erzielen seien. Vor allem aber ermögliche der geplante Zusammenschluss der Gruppe höhere Volumina.Die an der Börse notierte Familienholding FFP ist jedoch längst nicht mehr nur an PSA beteiligt. “Da die Automobilindustrie zyklisch ist und wir nicht von einer Branche abhängig sein wollten, haben wir vor gut 20 Jahren begonnen, in andere Bereiche zu investieren, die uns zukunftsträchtig erscheinen”, erklärt Robert Peugeot. Heute mache die Beteiligung an dem Automobilkonzern bei FFP 40 % aus, die anderen Bereiche 60 %. So hat FFP unter anderem Beteiligungen im Bereich der Luftfahrtindustrie (Lisi und Zodiac Aérospace), bei erneuerbaren Energien (Eren Re), an dem Handelsunternehmen DKSH, dem Pflegeheimbetreiber Orpea und einem Spitzenweingut in Bordeaux.Insgesamt sind die Beteiligungen laut Jean-Philippe Peugeot rund 2,5 Mrd. Euro wert. “Bei den Direktbeteiligungen versuchen wir immer, einen Anteil von mehr als 5 % zu halten und einen Sitz im Verwaltungsrat zu haben”, sagt sein Cousin Robert. “Wir sind aktive Minderheitsaktionäre.”