IM INTERVIEW: THOMAS TOEPFER

"Es handelt sich um den perfekten Deal"

Erhalt guter Bonität hat für Covestro-CFO Vorrang - Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts

"Es handelt sich um den perfekten Deal"

Herr Toepfer, Covestro schreitet mitten in der Krise zu einer Großakquisition. Warum gerade jetzt?Wir haben immer gesagt, dass M&A für uns eine Rolle spielt. Wir haben immer gesagt, dass wir gerade im CAS-Bereich Wachstumspotenzial sehen. Bei dem Coatingsgeschäft von DSM handelt es sich um den perfekten Deal, denn das Geschäft ist extrem auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und bringt uns hohe Synergien. Wenn Sie uns vor Jahren gefragt hätten, welches Geschäft wir am liebsten kaufen würden, wäre es dieses DSM-Geschäft gewesen, das allerdings über viele Jahre nicht zum Verkauf stand. Was den Zeitpunkt anbelangt, muss man konstatieren, dass dieser auch Vorteile hat. Zwar haben sich die Multiples in der Krise nicht wesentlich verändert, aber die Ergebniserwartung hat sich etwas normalisiert. Zudem hat unser Momentum zuletzt wieder deutlich zugenommen. Sie zahlen das 10,3-Fache des Ebitda und sprechen von einem attraktiven Kaufpreis. Das müssen Sie erklären.Ich sage nicht, dass das wenig ist, aber es ist attraktiv. Entscheidend ist für uns das Synergiepotenzial, handelt es sich bei dem Geschäft doch nicht um eine neue Säule im CAS-Segment, sondern um eine Ergänzung. Wir planen mit 120 Mill. Euro an Synergien und davon zwei Drittel Kostensynergien, bei denen man recht sicher sein kann, dass sie auch realisiert werden. Berücksichtigt man die Synergien, verringert sich das Multiple auf 5,7, und das ist attraktiv. Die Investoren scheinen in der Übernahme keinen ganz so perfekten Deal zu sehen, wenn man sich die Kursreaktion anschaut.Der Markt muss die Nachricht erst einmal verdauen. Ich glaube, wenn die Investoren erst einmal die strategische Rationale verstanden haben, wird sich das ändern. Sie wollen teils mit frischem Eigenkapital finanzieren. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus fragt man sich, warum?Uns geht es darum, das Investment-Grade-Rating sicher zu erhalten. Wir machen das nicht leichtfertig, sondern bleiben mit den angestrebten 450 Mill. Euro zurückhaltend. Das ist ja deutlich weniger als die möglichen 10 %, die uns die Hauptversammlung zugebilligt hat. Wir setzen dabei auf ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren unter Ausschluss des Bezugsrechts. Welche Banken werden Sie dabei begleiten?Dazu haben wir noch keine Entscheidung getroffen. Hatten Sie die Akquisition schon auf dem Schirm, als Sie sich von der diesjährigen Hauptversammlung den Kapitalrahmen haben genehmigen lassen?Akquisitionen gehören seit Jahren zu den strategischen Möglichkeiten, die wir fortlaufend prüfen. Eine direkte Verbindung zu der jetzigen Akquisition gibt es aber nicht. Hervorheben möchte ich aber, dass wir sehr zurückhaltend mit der Emission neuer Aktien umgehen. Wer hat Sie in der Transaktion beraten?Bankenseitig waren Barclays und Evercore beteiligt. Das Interview führte Annette Becker.