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Europäischer Chemieverband sieht Branche vor "perfektem Sturm"

Nach Aussagen von Cefic-Generaldirektor Marco Mensink gibt es für Chemieunternehmen derzeit "einfach keinen wirtschaftlichen Grund für Investitionen in Europa". Der Verband erwartet, dass die Produktion in der Branche dieses Jahr um 8% schrumpft.

Europäischer Chemieverband sieht Branche vor "perfektem Sturm"

Europäischer Chemieverband sieht Branche vor “perfektem Sturm”

Der europäische Chemieverband Cefic warnt vor einem deutlichen Rückgang der Chemieproduktion in der Europäischen Union. “Die chemische Industrie in der EU steht vor einem perfekten Sturm”, erklärte Cefic-Generaldirektor Marco Mensink. Wegen der hohen Energiepreise, mangelnder weltweiter Nachfrage und des US-Subventionspakets Inflation Reduction Act (IRA) gebe es derzeit “einfach keinen wirtschaftlichen Grund für Investitionen in Europa”.

Für 2023 rechnet der Verband mit einem Rückgang der Chemieproduktion um etwa 8% im Vergleich zum Vorjahr, eine unmittelbare Erholung der Chemienachfrage in Europa sei nicht zu erwarten.

Aus der Chemieindustrie hatte es zuletzt eine ganze Reihe von Gewinnwarnungen gehagelt. Als jüngstes Beispiel kam am Dienstagabend die Münchener Wacker Chemie hinzu. Die Nachfrage aus vielen Branchen sei schwach, die Kunden bauten Lagerbestände ab und die Preise gingen zurück, begründete Vorstandsvorsitzender Christian Hartel die Senkung der Jahresziele. Wie auch andere Branchenvertreter zuvor gab Wacker die Hoffnung auf ein besseres zweites Halbjahr auf. Zuvor mussten Branchenprimus BASF und Chemiefirmen wie Lanxess Evonik und Clariant ebenfalls Abstriche bei ihren Prognosen machen. Die Indikatoren für die europäische Chemieindustrie deuten nach wie vor auf einen weiteren Rückgang der Auftragseingänge hin, erklärte der Cefic.

Molltöne auch in Deutschland

Auch der deutsche Verband der chemischen Industrie VCI hatte sich zuletzt wenig optimistisch für die wirtschaftliche Entwicklung gezeigt. Die Produktion liege auf sehr niedrigem Niveau, der Branchenumsatz sei seit Monaten rückläufig, und der Auftragsmangel mache den Unternehmen zu schaffen. Der Verband werde deshalb seine Prognose aus dem Frühjahr revidieren, hatte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup angekündigt.

Bei der Halbjahres-Pressekonferenz am Freitag will der VCI seine neuen Prognosen zur Entwicklung der Branche vorlegen. Bislang rechnet der VCI für Deutschland mit einem Rückgang der chemisch-pharmazeutischen Produktion von 5%. Ohne die pharmazeutische Industrie dürfte in der Chemie ein Minus von 8% zu Buche stehen.

Europäischer Chemieverband sieht Branche vor “perfektem Sturm”

Produktion könnte 2023 um 8 Prozent schrumpfen

Reuters Frankfurt