Europäische Satelliten-Allianz

Airbus, Thales und Leonardo fordern Elon Musks Starlink heraus

Die europäische Satelliten-Allianz zwischen den Rüstungs- Luft- und Raumfahrtkonzernen Airbus, Thales und Leonardo steht. Die Partner wollen mit dem Projekt „Bromo“ Konkurrenten wie Elon Musks Starlink Paroli bieten. Vieles ist aber noch ungeklärt.

Airbus, Thales und Leonardo fordern Elon Musks Starlink heraus

Airbus, Thales und Leonardo fordern Elon Musks Starlink heraus

Die Rüstungs- und Raumfahrtkonzerne einigen sich nach langen Verhandlungen mit „Projekt Bromo“ auf eine europäische Satelliten-Allianz.

Die europäische Satelliten-Allianz zwischen den Rüstungs- Luft- und Raumfahrtkonzernen Airbus, Thales und Leonardo steht. Eine Grundsatzvereinbarung soll demnächst unterzeichnet werden. Die Partner wollen mit dem Projekt „Bromo“ Konkurrenten wie Elon Musks Starlink Paroli bieten. Vieles ist aber noch ungeklärt.

bl/wü Mailand/Paris

Airbus, die französische Thales und die italienische Leonardo stehen nach rund einjährigen Verhandlungen vor der Unterzeichnung einer Grundsatzvereinbarung über eine europäische Satelliten-Allianz. Das Projekt ist auch unter dem Code-Namen „Bromo“ bekannt. Die Börsen-Zeitung hatte darüber am Freitag bereits vorab berichtet.

Vorbild für das Bündnis soll die Raketenallianz MBDA sein, an der Airbus und die britische Bae Systems je 37,5% und Leonardo 25% halten. Bei dem Satelliten-Bündnis sollen Airbus nun 35% und Thales sowie Leonardo zusammen 65% der Anteile halten. Die Italiener hatten massiv auf Gleichbehandlung in der Angelegenheit gedrängt. An dem Bündnis beteiligt sind Thales Alenia Space (Thales-Anteil 67%, Leonardo 33%), Telespazio (Thales 33%, Leonardo 67%), Airbus Space Systems, Airbus Intelligence und Leonardo. Die neue Satelliten-Allianz kommt auf einen Unternehmenswert von 10 Mrd. Euro und einen Umsatz von 6 bis 6,5 Mrd. Euro.

Noch viele Details zu klären

Nach der Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung wird es gut informierten Kreisen zufolge noch zwei Jahre dauern, bis alle Details geklärt sind. Die personellen Spitzenposten sollen offenbar nach einem Rotationsprinzip verteilt werden. Die Europäer müssen ihre teilweise defizitären Raumfahrt-Aktivitäten zusammenlegen, um wettbewerbsfähig gegenüber dem zu Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX gehörenden Satellitennetzwerk Starlink zu werden.

Der Satelliten-Markt bietet dabei vielversprechende Perspektiven. Goldman Sachs Research erwartet in den nächsten fünf Jahren den Start von 70.000 Satelliten. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Von der Rüstung über die Telekommunikation und Internet bis hin zur Luft- und Seefahrt. Das Marktvolumen kann den Forschern zufolge von heute 15 Mrd. Dollar auf 108 Mrd. Dollar bis zum Jahr 2035 wachsen. Kühnere Prognosen gehen sogar von bis zu 457 Mrd. Dollar aus.

Europa hinkt hinterher

Doch Europa hinkt den USA und China weit hinterher. Neue Projekte wie die EU-Satellitenkonstellation Iris2, die eine flächendeckende Internet-Anbindung bis 2030 ermöglichen soll, leiden an aufgeblähten und komplexen Strukturen sowie an Verzögerungen und hohen Kosten. Und immer wieder gibt es Streit um Frankreichs Bemühungen um die Vorherrschaft. Das ist etwa beim deutsch-französisch-spanischen Kampfflugzeugprojekt GCAP der Fall. Auch bei der deutsch-französischen Panzer-Allianz KNDS gibt es Streit.

Zudem gibt es möglicherweise kartellrechtliche Hindernisse. Marco Fuchs, CEO des deutschen Satelliten-und Raumfahrtkonzerns OHB, sieht in dem Bündnis eine „echte Bedrohung für die OHB. Schließlich würden wir einer kaum beherrschbaren europäischen Marktmacht gegenüberstehen“, sagt er. Die EU-Kommission muss für das Satellitenbündnis kartellrechtlich noch grünes Licht geben.

Gewerkschaft in Sorge

Die geplante Fusion der Satellitenaktivitäten der drei Unternehmen löst bei französischen Gewerkschaften indes zunächst Sorgen um Arbeitsplätze aus. Der französische Metallgewerkschaftsbund CGT Métallurgie warnt vor der Bildung eines Monopols. Gleichzeitig führe der 2024 bei Airbus und Thales begonnene Stellenabbau zu einem Kompetenzverlust.

Die Raumfahrtaktivitäten der beiden Konzerne haben die schwache Nachfrage für europäische Telekommunikationssatelliten zu spüren bekommen und Restrukturierungen eingeleitet. Thales Alenia Space, das Joint Venture von Thales und Leonardo, wollte deshalb 1.300 Stellen abbauen, davon 880 in Frankreich. Bei Airbus selbst sollen bis zu 2.500 Stellen wegfallen. Laut der CGT hat sich die Belegschaft bei Thales seit Anfang 2024 in Frankreich um 700 Personen verringert, bei Airbus um 400.

Der wahre Grund für das Projekt sei es, ein Monopol zu gründen, so die Gewerkschaft. Damit wolle man hohe Preise durchsetzen und die Macht der französischen und europäischen Weltraumagenturen CNES und ESA schwächen.

ESA vor Ratssitzung in Paris

„Für uns ist es wichtig, dass die europäische Industrie erfolgreich ist", betonte ESA-Chef Josef Aschbacher kürzlich. Die Organisation ist Hauptauftraggeber der europäischen Raumfahrtindustrie. Am Mittwoch und Donnerstag hält sie ihre Ratssitzung in Paris ab, auch um den Ministerrat Ende November in Bremen vorzubereiten. Europa könne es sich nicht leisten, in der Raumfahrt im weltweiten Vergleich zurückzufallen, so Aschbacher.