Europcar schluckt nächsten Billiganbieter

Französischer Autovermieter erwirbt spanische Goldcar - Vierte Übernahme in diesem Jahr - Aktie sehr fest

Europcar schluckt nächsten Billiganbieter

md Frankfurt – Der französische Autovermieter Europcar setzt seine Einkaufstour fort und baut mit der vierten Übernahme in diesem Jahr sein Niedrigpreisgeschäft in Europa aus. Der Rivale der deutschen Sixt-Gruppe kündigte den Kauf von Goldcar an. Der Autovermieter sei einer der größten Billiganbieter in Europa mit starker Positionierung in Spanien und Portugal, gepaart mit einem effizienten Low-Cost-Geschäftsmodell, teilt Europcar mit. Erst vor einem Monat hatte Europcar die Übernahme des deutschen Billigvermieters Buchbinder bekannt gegeben.Goldcar sei zwischen 2008 und 2016 im Schnitt jährlich um 17 % gewachsen. Das spanische Unternehmen habe 2016 bei einem Umsatz von rund 240 Mill. Euro einen bereinigten Betriebsgewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda) von rund 48 Mill. Euro erwirtschaftet. Goldcar wird bei der Übernahme nach Käuferangaben mit 550 Mill. Euro bzw. einem Ebitda-Multiple nach Einrechnung der Synergieeffekte von 7 bewertet. Der Zukauf soll den Planungen zufolge bis 2020 Einsparungen von bis zu 30 Mill. Euro jährlich bringen. Die Übernahme soll vom ersten Jahr nach der Vollkonsolidierung an wesentlich zum Ergebnis je Aktie beitragen.Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Der Deal werde voraussichtlich im zweiten Halbjahr abgeschlossen. Kapitalerhöhung geplantFür die Goldcar-Akquisition sei eine Brückenfinanzierung mit einem großen und international zusammengesetzten Bankenkonsortium vereinbart worden. Um die effiziente Kapitalstruktur von Europcar aufrechtzuerhalten, plane die Gruppe, in Abhängigkeit vom Marktumfeld, eine Kapitalerhöhung um bis zu 10 %.Mit der Übernahme von Goldcar vergrößere sich die Europcar-Gruppe in drei Wachstumsfeldern: dem Mittelmeerraum, dem Privatkunden- und dem Niedrigpreissegment. Durch den neuerlichen Zukauf im Billigsektor werde man zu einem der führenden Akteure im schnell wachsenden Low-Cost-Segment in Europa, heißt es in einer Mitteilung.Nach Vollzug der Übernahme und der Kapitalerhöhung erwarte Europcar, bis Ende des Jahres ein Verhältnis von Nettofinanzschulden zu Ebitda von deutlich unter 3 zu erreichen. Ende des ersten Quartals lag der Verschuldungsgrad bei unter 1. Bei den Investoren kam die Meldung gut an: An der Pariser Börse stiegen die Europcar-Papiere zeitweise um 4,6 % auf das Rekordhoch von 12,60 Euro.Mitte Mai hatte Europcar den deutschen Rivalen Buchbinder Rent-a-Car gekauft. Der Umsatz des Unternehmens lag 2016 bei 200 Mill. Euro. Laut Europcar lag der Transaktion ein Multiple von knapp über dem Fünffachen des bereinigten Ebitda nach Einrechnung der Synergieeffekte zugrunde; auf Basis dieser Kennzahl war Buchbinder also deutlich günstiger als Goldcar. Buchbinder war günstigerEuropcar, die vor Buchbinder einen irischen und dänischen Franchise-Nehmer übernommen hatte, teilt mit, der Goldcar-Deal sei ein weiterer strategischer Schritt, um die gesetzten Ziele bis Ende 2020 – mindestens 3 Mrd. Euro Umsatz und eine bereinigte Ebitda-Marge von 14 % – zu erreichen. 2016 erlöste Europcar 2,15 Mrd. und brachte es auf 11,8 % Ebitda-Marge. Die Vorgabe von CEO Caroline Parot, bis 2020 durch Zukäufe mindestens 500 Mill. Euro mehr Umsatz zu erwirtschaften, ist durch Goldcar, Buchbinder und die zwei anderen Zukäufe de facto erfüllt. Laut Parot werde sich Europcar nun auf die Integration der erworbenen Unternehmen konzentrieren.