Eutelsat stellt sich gegen Starlink neu auf
Eutelsat stellt sich gegen Starlink neu auf
Abschreibungen sorgen für hohen Jahresverlust — Verwaltungsratschef berufen
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Der europäische Starlink-Konkurrent Eutelsat probt nach einem verlustreichen Geschäftsjahr den Neustart. Der Satellitenbetreiber hat den früheren Chef der französischen Elite-Hochschule Ecole Polytéchnique, Eric Labaye, mit sofortiger Wirkung als Verwaltungsratschef berufen. Es ist die zweite Top-Personalie innerhalb weniger Monate: Erst im Juni hatte Jean-François Fallacher die operative Geschäftsführung übernommen. Eine Kapitalerhöhung über 1,5 Mrd. Euro unter Beteiligung Frankreichs und Großbritanniens soll finanziellen Spielraum geben.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2024/25 hat Eutelsat einen Verlust von 1,1 Mrd. Euro eingefahren, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Schuld daran sind Abschreibungen, unter anderem auf geostationäre Satelliten. Mit seinem Umsatz und dem Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wurden indes die Erwartungen übertroffen.
Die einzelnen Geschäftsbereiche laufen höchst unterschiedlich: So profitiert Eutelsat von einer starken Nachfrage nach Satelliten in niedriger Umlaufbahn (LEO, Low Earth Orbit) wie sie für Satellitenkonstellationen genutzt werden. Die gleiche Technik nutzt Starlink für sein Satelliten-Internet. Dagegen geht die Nachfrage bei geostationären Satelliten (GEO, Geostationay Orbit) in Höhen von rund 35.000 Kilometern über der Erde zurück, die für Rundfunkübertragungen und feste Satellitendienste genutzt werden.
Die LEO-Einnahmen dürften im laufenden Geschäftsjahr 50% steigen, nachdem sie 2024/25 um 80% zugelegt haben, erklärte Eutelsat am Dienstag. Das dürfte jedoch noch nicht ausreichen, den Rückgang der GEO-Einnahmen auszugleichen.
Nachholbedarf bei Satellitenkonstellation
Das britisch-französische Unternehmen versucht, verstärkt im Markt für satellitenbasiertes Internet Fuß zu fassen, um sinkende Umsätze seines traditionellen Geschäfts mit Fernsehübertragungen wettzumachen. Diese leiden auch unter Sanktionen gegen Russland. Allerdings dominiert beim Satelliteninternet Elon Musks Starlink. Mit rund 7.000 Satelliten im All verfügt er über einen deutlichen Vorsprung; Eutelsat kommt mit seiner 2023 übernommenen Tochter OneWeb gerade mal auf etwas über 600 Satelliten in niedriger Umlaufbahn.
Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg und die umstrittene Rolle Musks in seiner Regierung haben europäischen Staaten jedoch vor Augen geführt, wie wichtig es ist, eine eigene unabhängige Satellitenkommunikation zu haben. Dabei helfen soll die Konstellation Iris², mit der Europa Starlink ab 2030 die Stirn bieten will. OneWeb gehört zusammen mit Airbus Defence & Space, Hispasat, SES und Thales Alenia Space zum Kernteam des Projekts. Der Iris²-Vertrag half jetzt auch, den Umsatz um 2,5% auf 1,24 Mrd. Euro zu steigern.
Eutelsat setzt auf Regierungsgeschäfte
Im Markt für Privatkonsumenten will Eutelsat jedoch nach Angaben Fallachers nicht direkt mit Starlink oder Amazons Satellitenkonstellation Kuiper konkurrieren. Stattdessen wollen sich die Europäer auf Segmente etwa Geschäfte mit Regierungen sowie Konnektivitätslösungen an Bord von Flugzeugen und Schiffen konzentrieren. Eutelsat hat erst im Juni eine Vereinbarung mit der französischen Rüstungsbeschaffungsbehörde DGA im Volumen von 1 Mrd. Euro für die Bereitstellung von militärischen Kapazitäten auf der OneWeb-Konstellation geschlossen. Deutschland wiederum finanziert seit gut einem Jahr den Zugang der Ukraine zum Eutelsat-Netzwerk, damit das Land weniger abhängig von Starlink ist.