Frankreich eilt Eutelsat zu Hilfe
Frankreich eilt Eutelsat zu Hilfe
Staat beteiligt sich an Kapitalerhöhung des Satellitenbetreibers und wird wichtigster Aktionär
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Frankreich eilt Eutelsat zu Hilfe. Der französische Staat beteiligt sich mit 717 Mill. Euro an der Kapitalerhöhung in Höhe von 1,35 Mrd. Euro, die der finanziell angeschlagene Satellitenbetreiber plant. Dadurch wird sich seine Beteiligung an dem als strategisch wichtig eingestuften europäischen Starlink-Konkurrenten auf 29,9% erhöhen. Mit Bharti Space, CMA CGM und dem Fonds Stratégique de Participations (FSP) haben bereits drei weitere Aktionäre zugesagt, bei der Kapitalerhöhung mitmachen zu wollen. Sie soll vor Ende des Jahres durchgeführt werden, so bald die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Ende des dritten Quartals zugestimmt haben.
Die Eutelsat-Aktie reagierte Freitag an der Börse von Paris mit einem kräftigem Kurssprung auf die Ankündigung. Sie hat innerhalb der letzten zwölf Monate rund 13% an Wert eingebüßt. Das Papier des seit der Fusion mit OneWeb 2023 defizitären Satellitenbetreibers war Anfang Juni erneut unter Druck geraten, als bekannt geworden war, dass Hanwha Systems aus Südkorea seine 5,4-prozentige Beteiligung für 3 Euro je Aktie verkaufen will.
Zwei Kapitalerhöhungen geplant
In einem ersten Schritt will die französische Agentur für Staatsbeteiligungen (APE, Agence des Participations de l'Etat) noch vor der außerordentlichen Hauptversammlung die Anteile der staatlichen Investmentbank Bpifrance kaufen, die derzeit 13,6% an Eutelsat hält. Dafür wird sie 4 Euro je Aktie zahlen, was nach Angaben des Unternehmens einem Aufschlag von 32% auf den volumengewichteten Durchschnittspreis der Eutelsat-Aktie während der letzten 30 Tage bis zum 19. Juni entspricht.
Diesen Preis werden der französische Staat, Bharti Space, CMA CGM und der 2012 von vier französischen Versicherern gegründete FSP auch für die für sie reservierte Kapitalerhöhung über 716 Mill. Euro zahlen. Die APE wird sich daran mit 526,4 Mill. Euro beteiligen, Bharti Space mit 31,4 Mill. Euro, CMA CGM mit 100,4 Mill. Euro und FSP mit 57,8 Mill. Euro. Eutelsat plant zudem eine zweite Kapitalerhöhung über 634 Mill. Euro mit Bezugsrecht für die bestehenden Anteilseigner.
Schlüsselakteur von Iris
Bharti Space hält derzeit 24,09% des Eutelsat-Kapitals, das britische Secretary of State Science 10,89%, Softbank 10,89% CMA CGM 5,47%, Lazarad 5,27% und FSP 4,15%. Der Anteil Bhartis wird sich durch die Kapitalerhöhung auf 18,7% verwässern, während die Beteiligung von CMA CGM auf 7,81% steigen wird und die von FSP auf 5,22%. Man verhandele mit weiteren Investoren über eine Teilnahme an der Kapitalerhöhung, erklärte Eutelsat. Dazu gehöre auch die britische Regierung. Großbritannien ist seit der Fusion mit OneWeb an dem Satellitenbetreiber beteiligt, der zusammen mit Airbus Defence & Space, Hispasat, SES und Thales Alenia Space zum Kernteam der geplanten Satellitenkonstellation Iris² gehört.
Die Analysten schätzen den Investitionsbedarf von Eutelsat auf rund 4 Mrd. Euro. Das Unternehmen, dessen Leitung am 1. Juni Jean-François Fallacher übernommen hat, muss seine Konstellation OneWeb modernisieren, da sich die Lebensdauer von deren Satelliten der ersten Generation dem Ende zuneigt. Dazu kommt das Projekt Iris², mit dem Europa Starlink ab 2030 die Stirn bieten will. Eutelsat hat während der Paris Air Show eine Vereinbarung mit der französischen Rüstungsbeschaffungsbehörde DGA mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro für die Bereitstellung von militärischen Kapazitäten auf der OneWeb-Konstellation in niedriger Umlaufbahn geschlossen.