RECHT UND KAPITALMARKT - KANZLEIEN IM GESPRÄCH

Eversheds steht mit Sutherland vor dem Markteintritt in den USA

Partner der Anwaltssozietät stimmen der Fusion zu - Komplexer Konflikt-Cheque

Eversheds steht mit Sutherland vor dem Markteintritt in den USA

Von Walther Becker, FrankfurtEversheds hat ihr nächstes Etappenziel erreicht: Zum 1. Februar ist die ursprünglich britische Anwaltssozietät auf dem amerikanischen Markt präsent. Die Partner haben in einer “einvernehmlichen Entscheidung”, wie der deutsche Managing-Partner Matthias Heisse sagt, der Fusion von Eversheds mit der US-Sozietät Sutherland Asbill & Brennan zugestimmt. Künftig wird als Eversheds Sutherland firmiert. Heisse geht davon aus, dass alle Partner nach der Fusion bei der Stange bleiben.”Wir hatten schon seit längerer Zeit vor, strategisch in die USA zu expandieren”, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Bezogen auf die globalen Märkte würden branchenweit 90 % der Anwaltsgebühren in den USA eingestrichen. Eversheds habe das Ziel eine globale Kanzlei zu werden – dazu gehört die Präsenz in Amerika. Eversheds hat lange als Verbund gearbeitet; die Münchner Heisse Kursave schloss sich 2005 an und behielt noch bis 2015 ihren Namen mit dem Zusatz der globalen Kanzlei. Größte Praxen sind hierzulande Gesellschaftsrecht/M & A, Arbeitsrecht, Dispute Resolution und Immobilien.Eversheds Sutherland ist in den USA, Großbritannien, Kontinentaleuropa, Asien und Nahem Osten vertreten. Mit der Fusion kommen 2 300 Anwälte von Eversheds mit 425 Kollegen von Sutherland zusammen. Es entsteht eine Sozietät mit 61 Büros in 29 Ländern. Im Rahmen des Zusammenschlusses werde ein weltweites Bonusmodell eingeführt, dass Partner “mit herausragenden Beiträgen für die internationale Zusammenarbeit” prämiere.Es gehe “operativ um die volle Integration”, betont Heisse. Auf der Ebene der Vergütungsstrukturen wird nach negativen eigenen Erfahrungen in der Vergangenheit und mit Blick auf Konkurrenten wie DLA Piper, die den Versuch der Harmonisierung aufgegeben hatte, gar nicht erst probiert, zum Lock Step (alle wirtschaften in einen Topf) zu kommen. Die Vereinheitlichung sei extrem aufwendig und führe oftmals nur zu Spannungen untereinander. So gebe es lediglich eine Verbindung ähnlich der Konstruktion eines Schweizer Vereins.Die globale Leitung hat künftig ein Team aus je drei Partnern der zwei Seiten. Beide verfolgten einen Full-Service-Ansatz. Einen “Riesenaufwand” habe der Konflikt-Check mit sich gebracht – doch glücklicherweise habe es in nur einem Fall eine Konfliktsituation gegeben. Eine solche werde nur aber auch nur in wenigen, aber strategischen bedeutsamen Rechtssegmenten wie Gesellschaftsrecht und M & A nicht geduldet. Bei Reorganisationen oder im Arbeitsrecht sei dies weniger wichtig. Es seien bei dem Konflikt-Cheque etwa 30 identische Großunternehmen identifiziert worden. Aus einer HandHeisse betont, dass Unternehmen solche grenzüberschreitende Rechtsberatung aus einer Hand verlangten: “Das Feedback zeigt: Die General Counsels begrüßen den Schritt.” Der Trend in den Konzernen gehe dahin, die Zahl der Kanzleien in den Panels deutlich zu reduzieren. Vor zehn Jahren schon habe Tyco von 155 auf eine Sozietät reduziert: Eversheds. Im zweiten Halbjahr 2016 sei man diejenige Adresse gewesen, die die meisten Zuschläge in Europa erhalten habe – wie etwa von ABB.Sutherland hat den Hauptsitz in Atlanta und ein weiteres großes Büro in Washington, an den beiden Standorten arbeitet mit 165 die Mehrzahl der Anwälte. Später kamen die Büros in New York, Houston und Austin sowie im kalifornischen Sacramento hinzu. 2005 expandierte die Kanzlei mit einer kleinen Einheit nach London und eröffnete später eine Repräsentanz in Genf. Eversheds ist derzeit nach unzähligen Fusionen mit 55 Büros in 28 Jurisdiktionen vertreten.In Deutschland sind heute in den Büros in München, Hamburg und Berlin laut Heisse rund 100 Berufsträger tätig, davon 30 Partner. “Unsere eigene Budgetvorgabe lautet für das neue Geschäftsjahr auf ein Wachstum von 5 bis 10 %”, sagt er. In dem bis Ende April laufenden Turnus werde ein Plus von 20 % erzielt. Zuletzt waren es rund 32 Mill. Euro.