Evonik-Aktionäre hadern mit Aufsichtsratsentgelt

RAG-Stiftung zu weiterer Anteilsabgabe bereit

Evonik-Aktionäre hadern mit Aufsichtsratsentgelt

ab Essen – Die angekündigte Übernahme des Geschäfts mit Spezialadditiven von Air Products hat den Kleinaktionären von Evonik ein wenig den Wind aus den Segeln genommen. Die Akquisition sei “zwar nicht ganz günstig, aber strategisch richtig”, lobte Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in der Hauptversammlung des Spezialchemiekonzerns. Als Ärgernis bezeichnete er allerdings die “eher unglückliche Prognose”. Die Vorausschau auf 2016 hatte den Aktienkurs Anfang März in den Keller geschickt und wohl manchen Aktionär auf dem falschen Fuß erwischt.Im Zentrum der Generaldebatte stand die Beschlussfassung zur Erhöhung der Vergütung des Aufsichtsrats (AR). Zu diesem Tagesordnungspunkt war sogar ein Gegenantrag eingereicht worden. Während Stefan Ten Doornkaat, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, den Vorschlag als “durchaus angemessen” bewertete, hielten andere Aktionäre die geplante Erhöhung für überzogen. Die neue Vergütung erstreckt sich sowohl auf die Grundvergütung als auch auf die Vergütung in einzelnen AR-Ausschüssen und bewegt sich im zweistelligen Prozentbereich. Seit Evonik an der Börse notiert sei, habe sich die Aufsichtstätigkeit erheblich verändert, die Vergütung liege dagegen noch auf dem Niveau von vor dem Börsengang, begründete Aufsichtsratschef Werner Müller das Ansinnen. Insbesondere die Mitglieder des Prüfungsausschusses sähen sich deutlich gestiegenen Anforderungen gegenüber, sagte er. Letztlich wurde der Tagesordnungspunkt bei einer Präsenz von 89,7 % des Grundkapitals – die RAG-Stiftung hält noch knapp 68 % an Evonik, weitere gut 4 % sind noch dem Finanzinvestor CVC zuzurechnen – mit über 99 % der Stimmen angenommen.Die Stiftung sei durchaus gewillt, ihre Beteiligung an Evonik weiter abzuschmelzen, sagte Müller, der auch Vorstandschef der RAG-Stiftung, ist. “Wenn die Stiftung Anteile verkauft, muss aber eine ähnlich attraktive Anlage gefunden werden. Das ist nicht einfach”, umriss der Chef der RAG-Stiftung das Dilemma.Als Ersatz für die CVC-Vertreter im Aufsichtsrat, Steve Koltes und Christian Wildmoser, wurden Angela Titzrath und Ulrich Weber in das Kontrollgremium gewählt. Weber, im Hauptberuf Bahn-Vorstand, arbeitete viele Jahre für die Evonik-Vorgängerin RAG.