Chemieindustrie

Evonik investiert in Nachhaltigkeit

Die Abkehr von petrochemischen Rohstoffen löst auch bei Evonik Investitionen aus. Für einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag wird eine Produktionsanlage für Biotenside gebaut.

Evonik investiert in Nachhaltigkeit

ab Köln

Evonik springt auf den Zug zum Einsatz nachhaltiger Inhaltsstoffe auf. Für einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag baut der Chemiekonzern an seinem Standort Slovenská L’upca in der Slowakei eine Produktionsanlage für biobasierte Rhamnolipide, wie mitgeteilt wird. Rhamnolipide zählen zu den Biotensiden, die Bestandteil von Reinigungsmitteln, aber auch von Kosmetikprodukten (Personal Care) sind. Sie sind vollständig biologisch abbaubar. Ende 2023 soll die Anlage in Betrieb gehen.

Die von Evonik entwickelten Rhamnolipide haben eine Entwicklungszeit von mehr als zehn Jahren auf dem Buckel. Damals war die Abkehr von petrochemischen Rohstoffen noch nicht in aller Munde. Das ist heute anders, wie ein Markttest in einer Partnerschaft mit dem Konsumgüterkonzern Unilever er­gab. Das aus Rhamnolipiden hergestellte Geschirrspülmittel wurde in Chile und Vietnam testweise auf den Markt gebracht. Der Test verlief so erfolgreich, dass Evonik daraufhin die Entscheidung zum Bau der Großanlage traf, ohne weitere Versuchsballons in anderen Märkten zu starten. Zum Einsatz der Rhamnolipide in Geschirrspülmitteln hat Evonik eine strategische Partnerschaft mit Unilever geschlossen, die zeitlich befristet ist. In anderen Anwendungsbereichen ist Evonik frei, was die Partnerwahl anbelangt.

Der Markt für Biotenside wird nach Einschätzung von Harald Schwager, dem für Innovation zu­ständigen Evonik-Vorstand, in den nächsten zehn Jahren ein Volumen von 1 Mrd. Euro erreichen. Der ge­samte Markt für Tenside bringt es heute auf ein zweistelliges Milliarden-Euro-Volumen. Dabei handelt es sich weit überwiegend um konventionelle Tenside, die auf Rohöl und tropischen Fetten wie Palmöl basieren. Hergestellt werden die Rhamnolipide durch die Fermentation von Zucker, der nach den Angaben heute maisbasiert ist. Damit ist das letzte Wort jedoch noch nicht gesprochen, wie Schwager erläutert. „In der nächsten Generation geht es darum, einen Rohstoff zu finden, der nicht in Konkurrenz zur Verwendung als Nahrungsmittel steht.“