Exporte von 31 Mrd. Euro durch US-Zölle im Feuer
Exporte von 31 Mrd. Euro im Feuer
Deloitte warnt vor Zollfolgen – Auch Mercedes-Benz und Porsche senken Prognosen
das Frankfurt
Artikel Seiten 7 und 8
Die negativen Auswirkungen der Handelskonflikte auf die deutsche Wirtschaft treten immer deutlicher zutage. Quer durch alle produzierenden Branchen verbuchen deutsche Unternehmen hohe Belastungen durch Zölle und senken ihre Prognosen für das restliche Jahr.
Nach einer Berechnung von Deloitte stehen in den deutschen Schlüsselindustrien mittelfristig Exporte in die USA in Höhe von 31 Mrd. Euro im Feuer. Die Experten rechnen auch nicht damit, dass steigende Exporte in andere Märkte diesen Verlust komplett werden ausgleichen können.
Der deutsche Maschinenbau ist laut der Berechnung besonders hart vom 15-prozentigen US-Basiszoll betroffen. Die Beratungsgesellschaft geht davon aus, dass die Exporte der Branche in die Vereinigten Staaten mittelfristig um 23% einbrechen werden. Für die Autohersteller prognostizieren sie einen Rückgang um 12%.
Wie sehr die Handelsstreitigkeiten die deutsche Vorzeigebranche belasten, zeigte sich einmal mehr bei Mercedes-Benz. Nach VW hat auch der schwäbische Premiumhersteller einen Gewinneinbruch zum Halbjahr verkündet. Die Stuttgarter kappten vor diesem Hintergrund am Mittwoch ihre Renditeerwartungen im Pkw- und Van-Geschäft für das laufende Jahr. Belastend wirkten sich auch das schwächelnde China-Geschäft sowie Kosten für das laufende Sparprogramm aus.
Die VW-Sportwagentochter Porsche musste schon zum zweiten Mal ihren Renditeausblick senken. „Wir haben es weltweit weiterhin mit erheblichen Herausforderungen zu tun“, erklärte VW- und Porsche-Chef Oliver Blume. „Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht. Die Welt verändert sich massiv – und vor allem anders als noch vor einigen Jahren erwartet.“ Anders als Mercedes-Benz, BMW und Konzernmutter VW hat Porsche kein Werk in den USA.
Selbst der Chemiekonzern BASF, der wegen Ausnahmen bei Basischemikalien bislang kaum direkt von Zöllen betroffen ist, blickt verhalten in die Zukunft. Die Kunden seien verunsichert und hielten sich mit Bestellungen zurück, erklärte Konzernchef Markus Kamieth bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz. Laut Finanzvorstand Dirk Elvermann reicht der Planungshorizont beim Auftragsbestand kaum mehr über den Monat hinaus.
Adidas wiederum konnte zwar bis zuletzt gute Geschäfte machen – schreckt nun aber vor einer allseits erwarteten Anhebung seiner Ziele zurück. „Normalerweise wären wir jetzt in unserem Ausblick für das Gesamtjahr sehr zuversichtlich“, erklärte Konzernchef Bjørn Gulden. „Angesichts der weltweiten Volatilität und Unsicherheit wäre das jedoch nicht sehr umsichtig.“ Die Aktie fiel am Mittwoch um 11%.