LAFARGEHOLCIM

Fantastische Aussichten

Der weltgrößte Zementkonzern LafargeHolcim wagt erstmals seit Jahren wieder eine größere Übernahme. Die Börse feiert schon die Ankündigung als Erfolg. Endlich, so geht die Kunde, hat das schweizerisch-französische Fusionsunternehmen wieder eine...

Fantastische Aussichten

Der weltgrößte Zementkonzern LafargeHolcim wagt erstmals seit Jahren wieder eine größere Übernahme. Die Börse feiert schon die Ankündigung als Erfolg. Endlich, so geht die Kunde, hat das schweizerisch-französische Fusionsunternehmen wieder eine Wachstumsstory.Künftig wollen die Zementhersteller nicht mehr nur rohe Gebäudehüllen abliefern, sondern auch dafür sorgen, dass die Flachdächer wasserdicht sind und gegebenenfalls sogar in hängende Gärten verwandelt werden können. “Die Zukunft der Hausdächer ist flach und grün. Wir erschließen uns einen Wachstumsmarkt”, sagt LafargeHolcim-Chef Jan Jenisch.Firestone Building Products, die amerikanische Tochterfirma des japanischen Reifenherstellers Bridgestone, ist eine Spezialistin für Flachdachbeschichtungen. Die Firma ist zwar eine führende Anbieterin in diesem Markt. Mit einem globalen Anteil von weniger als 4 % ist sie aber dennoch ein kleiner Fisch.Das könnte man als Investor kritisch sehen. Immerhin hatte sich LafargeHolcim erst vor etwas mehr als einem Jahr aus dem südostasiatischen Zementgeschäft verabschiedet und dabei das Argument bemüht, die Erlangung einer ausreichenden Marktmacht in dieser Wachstumsregion wäre nur mit hohen Investitionen zu erlangen. Und nun wird klar, dass auch der Ausbau des frisch zugekauften Geschäftsbereichs nicht ohne substanzielle Investitionen möglich sein wird. Doch den Investoren gefällt die Aussicht, ein neues, potenziell lukratives Marktsegment zu erschließen, offensichtlich besser als die Perspektive steigender Dividenden in einem konsolidierten Zement- und Betongeschäft.Diese Präferenz passt zum Zeitgeist an den Finanzmärkten. Dort werden sogenannte Wachstumsaktien mit teilweise astronomischen Bewertungen gekürt, während die eher bieder wirkenden Qualitäten von Firmen mit soliden Bilanzen und starken Marktpositionen seit Jahren einen schweren Stand bei den Anlegern haben. Auch die Aktien von LafargeHolcim gehören in die Kategorie dieser Value-Titel, umso mehr, als Jenisch in seiner fast dreieinhalbjährigen Wirkungszeit als CEO mit Schuldenabbau und Kostensenkungsprogrammen ebendiese klassischen Stärken herausgekehrt hat. Doch an der Börse blieben die Aktien auch unter Jenisch eine Enttäuschung. Nun kann der frühere Chef des Schweizer Bauchemieproduzenten und langjährigen Börsenüberfliegers Sika endlich auch eine Story mit Wachstumsfantasie verkaufen. Dafür fressen ihm die Investoren aus der Hand. So kann die Akquisition tatsächlich zu einem Selbstläufer werden.