Quartalszahlen

Fehlende Bauteile und Rück­stellungen setzen Philips zu

Beim Medizintechnikkonzern Philips zweifeln Investoren an einem erfolgreichen Jahr 2022. Der Rückruf von Beatmungsgeräten muss nochmals ausgeweitet werden, und die Beschaffungsprobleme halten an.

Fehlende Bauteile und Rück­stellungen setzen Philips zu

hek Frankfurt

Anhaltende Probleme in der Beschaffung und hohe Kosten für den Austausch von Schlaf- und Beatmungsgeräten machen dem Medizintechnikkonzern Philips weiter zu schaffen. Nach drei Monaten steht unter dem Strich ein Fehlbetrag von 151 Mill. Euro. Die adjustierte Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita-Marge) gab von 9,5% im Startquartal 2021 auf 6,2% nach. Investoren quittierten die schwachen Quartalszahlen am Montag im Handelsverlauf mit einem Kursrutsch von einem Zehntel. So tief wie derzeit notierte die Aktie zuletzt 2016. An der Jahresprognose halten die Niederländer fürs Erste fest, verweisen aber auf zunehmende Risiken. CEO Frans van Houten nennt die coronabedingten Lockdowns in China, die Engpässe in den Lieferketten, den Inflationsdruck und den Russland-Ukraine-Krieg.

Margenziel steht in Frage

Diese Faktoren erschwerten es, den hohen Auftragsbestand in Umsatz umzuwandeln. Daran hängt aber das Erreichen des Margenziels, denn der Medizintechniker arbeitet mit hohen Fixkosten, so dass fehlende Volumina erheblich auf die Umsatzrendite durchschlagen. Nachdem die operative Marge 2021 um 1,2 Prozentpunkte auf 12% eingebrochen war, stellt das Management für 2022 bisher einen Anstieg um 40 bis 90 Basispunkte im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis zwischen 3 und 5% zu­legen.

Bei diesem Ausblick bauen die Niederländer auf eine starke zweite Jahreshälfte. Von Engpässen sind laut CFO Abhijit Bhattacharya vor allem die hochmargigen Bereiche Patientenmonitoring, Ultraschall und bildgeführte Therapien betroffen.

Für den laufenden Rückruf schadhafter Schlaf- und Beatmungsgeräte stellt Philips weitere 165 Mill. Euro zurück. Denn das Volumen der zu reparierenden Geräte habe sich um 300 000 erhöht. Zudem rechnet Philips mit höheren Ausführungskosten. 2021 hatte Philips 725 Mill. Euro für das Thema zurückgestellt. Bisher hat der Konzern nach eigenen Angaben 2,2 Millionen Reparatursets und Ersatzgeräte hergestellt. 90% der Produktion und der Auslieferungen will Philips 2022 abschließen.

Ursache des Rückrufs ist ein zerfallender Schaumstoff, dessen Teilchen als möglicherweise krebserregend gelten. Es sind zahlreiche Sammelklagen anhängig. Das US-Justizministerium hat Philips vorgeladen, um den Fall zu erläutern. Das Test- und Forschungsprogramm zu möglichen Gesundheitsrisiken des schalldämpfenden Schaumstoffs will Philips im laufenden Quartal abschließen.

Zusätzliche Sparmaßnahmen

Die Schweizer Großbank UBS attestiert Philips eine schwache Entwicklung. Für die US-Bank J.P. Morgan hat der Konzern zwar die Erwartungen für Umsatz und operatives Ergebnis leicht übertroffen, doch die Qualität der Zahlen sei gering.

Als Reaktion auf den „inflationären Gegenwind“ plant Philips zusätzliche Kosteneinsparungen von 150 Mill. bis 200 Mill. Euro im laufenden Jahr. Im ersten Quartal hätten die Sparprogramme 97 Mill. Euro gebracht, doch seien nach Abzug gestiegener Beschaffungskosten netto nur 8 Mill. Euro übrig geblieben.

Der Umsatz nahm im ersten Quartal zwar um 2% auf 3,92 Mrd. Euro zu, aber auf vergleichbarer Basis ergibt sich ein Rückgang um 4%. Hier schlug der Einbruch um 21% im Segment Connected Care zu Buche – hauptsächlich eine Folge der Rückrufaktion. Die adjustierte Ebita-Marge der Sparte schrumpfte auf nur 0,4% der Erlöse.

Im Bereich Diagnose und Behandlung gab der vergleichbare Umsatz um 2% nach, wofür Rückgänge bei Ultraschall und in der diagnostischen Bildgebung aufgrund des Mangels an elektronischen Bauteilen ausschlaggebend seien. Der Personal-Health-Umsatz expandierte dagegen vergleichbar um 8% und erwirtschaftete 15,3% bereinigte Ebita-Marge. Der vergleichbare Auftragseingang des Konzerns kam im Vergleich zum Startquartal 2021 um 5% voran.

Philips
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz39183827
Ebita−10761
Bereinigtes Ebita243362
 in % des Umsatzes6,29,5
Nettoergebnis−15140
Free Cashflow−402169
Nettoschulden55624676
Börsen-Zeitung