Sportwagenbauer

Ferrari tritt „kontrolliert“ aufs Gaspedal

Ferrari hat Nachholbedarf im Bereich des Luxus-SUV. Der neue Purosangue wird erst 2023 nennenswert zum Umsatz beitragen. Fürs laufende Jahr erwartet der Sportwagenbauer schwächere Margen.

Ferrari tritt „kontrolliert“ aufs Gaspedal

bl Mailand

Der italienische Sportwagenbauer Ferrari peilt für 2022 eine Umsatzsteigerung um etwa 500 Mill. Euro auf 4,8 Mrd. Euro an, rechnet jedoch wegen höherer Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie Modellanläufen mit niedrigeren Margen. Der neue CEO Benedetto Vigna kündigte bei Vorstellung der Zahlen für 2021 die Fortsetzung eines „kontrollierten Wachstums“ an, „um die Exklusivität der Marke zu wahren“. Die Zahlen zeigten die Stärke „unseres Geschäftsmodells“. Ferrari verfüge über ein beeindruckendes Orderbuch.

Das zu 22,9% von der Elkann-Agnelli-Holding Exor kontrollierte Unternehmen vermeldete für das vergangene Jahr ein Absatzplus von 22% auf 11155 Fahrzeuge. Die Zuwächse kamen vor allem aus China, Hongkong und Taiwan mit einem Verkaufsanstieg von 97% auf 899 Einheiten. Wichtigste Märkte blieben jedoch Europa und Mittlerer Osten mit 5492 Verkäufen (+14%) sowie Nord- und Südamerika mit einem Absatz von 2831 Einheiten (+22%). Modellpolitisch kamen die Impulse vor allem von den 8-Zylindern.

Während die Erlöse um 23% auf 4,3 Mrd. Euro wuchsen, stieg das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) um 50,2% auf 1,1 Mrd. Euro. Die Marge lag bei 25,2%. Der bereinigte Nettogewinn erreichte 833 Mill. Euro (+56%), der industrielle Cash-flow 642 Mill. Euro. Zwar wurden die im Herbst nach oben korrigierten Prognosen des Unternehmens fast alle übertroffen. Einige Analysten hatten jedoch mehr erwartet. Der Aktienkurs des mit einer Kapitalisierung von 40,2 Mrd. Euro zu den teuersten italienischen Unternehmen zählenden Autobauers drehte nach schwachem Start ins Plus und schloss mit 210,40 Euro (+1,6%).

Ferrari profitierte wie andere Luxusautohersteller à la Bentley, Rolls-Royce, Porsche oder Lamborghini von der stark wachsenden Nachfrage. Auf einigen Gebieten weist Ferrari jedoch einen Rückstand gegenüber der Konkurrenz auf. Während etwa Lamborghini mit dem Urus, der 2021 etwa 60% zum Ab­satz beitrug, schon seit Jahren einen Luxus-SUV anbietet, wird Ferrari mit der Produktion des SUV Purosangue erst in diesem Jahr beginnen. Nennenswert zum Absatz beitragen kann das neue Fahrzeug erst 2023.

CEO Vigna, ein Chipexperte, der von STMicroelectronics zu Ferrari kam und seit dem 1. September im Cockpit des Sportwagenbauers sitzt, will die Elektrifizierungsstrategie beschleunigen und kündigte kürzlich für 2025 den ersten vollelektrischen Ferrari an. Um hier voranzukommen, hat er das Management umgebaut und unter anderem zwei Ex-STMicroelectronics-Manager sowie andere IT-Experten geholt. Denn Lamborghini will bereits bis 2024 die ge­samte Modellpalette elektrifizieren. Details zur Strategie will Vigna beim Capital Markets Day am 16. Juni vorstellen.