Aktionärsfrust

Feuer unterm Dach bei Boeing

Beim heutigen Aktionärstreffen des krisengeschüttelten Flugzeugherstellers Boeing wollen gleich mehrere schwergewichtige Investoren ihrem Ärger über die Führung Luft machen.

Feuer unterm Dach bei Boeing

hei Frankfurt

Beim heutigen Aktionärstreffen des krisengeschüttelten Flugzeugherstellers Boeing wollen gleich mehrere schwergewichtige Investoren ihrem Ärger über die Führung Luft machen. So fordert der California-State-Teachers’-Pensionsfonds die Ablösung von vier altgedienten unabhängigen Board-Mitgliedern, darunter Chairman Lawrence W. Kellner, der frühere Chef von Continental Airlines. Unterstützt wird der Pensionsfonds vom Stimmrechtsberater Glass Lewis, der „Schwächen in der Aufsicht“ für das Debakel mit dem Modell 737 Max verantwortlich macht.

Der Jet, der als Neuauflage des Boeing-Bestsellers 737 herausgebracht wurde, war nach zwei Abstürzen im März 2019 von den Behörden weltweit aus dem Verkehr gezogen worden. Die Wiederzulassung verzögerte sich wiederholt, da bei der technischen Überprüfung der Maschine immer neue Schwachstellen zutage traten. Erst vor einer Woche musste Boeing 16 Kunden bitten, den Betrieb eines bestimmten Typs der 737 Max wegen Schwierigkeiten mit der Elektrik vorläufig auszusetzen.

Angesichts der massiven Rufschädigung des Flugzeugherstellers fürchten viele Aktionäre, dass es dem Rivalen Airbus gelingen könnte, die Marktführung insgesamt auszubauen und längerfristig zu festigen. Während die Erholung der Luftfahrt noch in den Sternen steht, treibt die Anleger vor allem der Schuldenberg von 64 Mrd. Dollar um. Weitere Aktionärsberater, darunter Calvert Research and Management, wollen ebenfalls Köpfe im Board rollen sehen, Institutional Shareholder Services (ISS) dagegen unterstützt die Verwaltung. Die Boeing-Aktie hat seit Zuspitzung der Krise im April 2020 knapp 90% gewonnen.