wb Frankfurt – Aus dem “neuen Juwel in unserer Krone” ist nichts geworden: Der an der Nyse notierte amerikanische Spezialchemiekonzern Cytec verkauft das 2004 erworbene und gepriesene Kunstharzgeschäft wieder – für einen deutlich niedrigeren Preis als zum Einstand. Erwerber ist der Finanzinvestor Advent. Der Kaufpreis wird auf 1,15 Mrd. Dollar beziffert, davon 118 Mill. Dollar an übernommenen Schulden. Cytec – ein Spin-off des US-Konzerns American Cyanamid – hatte 2004 an die belgische UCB noch 1,8 Mrd. Dollar für die Sparte Surface Specialties gezahlt, davon 1,5 Mrd. Dollar in bar. Der damalige Cytec-Chef David Lilley ist inzwischen durch Shane Fleming ersetzt.Advent ist in der Spezialchemie etwa an H.C. Starck, Oxea (bis 2007 bei früher Celanese), seit zwölf Jahren an Vinnolit (früher Hoechst und Wacker) sowie Maxam (Spanien) und Mondo Minerals (Frankreich) beteiligt. Derzeit macht der Finanzinvestor mit dem Versuch Furore, den gordischen Knoten der Aktionärsstruktur der Parfümeriekette Douglas zu zerschlagen. Die Hälfte vom UmsatzDie Transaktion, bei der sich Cytec von J.P. Morgan beraten lässt und deren Vollzug unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden steht, soll im ersten Quartal 2013 abgeschlossen werden. Das Kunstharzgeschäft von Cytec, also Surface Specialities, zähle zu den weltweit führenden Produzenten der Branche. Hauptsitz ist nach wie vor Brüssel.2011 setzte das Unternehmen den Angaben zufolge rund 1,6 Mrd. Dollar um. Dies entspricht gut der Hälfte des Cytec-Erlöses 2011. Die Sparte entwickelt, produziert und vertreibt Kunstharze, die bei der Herstellung von Farben und Lacken sowie Druckfarben eingesetzt werden. Das Produktportfolio umfasst auch Vernetzungsmittel und Additive.Advent will das übernommene Geschäft stärker auf Kernkompetenzen konzentrieren sowie Produktangebot und internationale Präsenz ausbauen, damit Umsatz und Ergebnis wachsen. Advent und Cytec gehen laut einer Mitteilung davon aus, dass das weltweite Marktvolumen für Kunstharze bei rund 30 Mrd. Dollar liegt. Für Wachstum soll eine steigende Nachfrage der Abnehmerbranchen nach kosteneffizienten und umweltfreundlichen Technologien sorgen. Advent hat in den vergangenen mehr als 25 Jahren weltweit in über 30 Chemieunternehmen investiert. Zu diesen Beteiligungen gehörten auch komplexe Ausgründungen in diser Branche.Der belgische UCB-Konzern konzentriert sich seit einigen Jahren auf Biopharmazie. Bis 2005 wurden die verbliebenen Teile der Chemie abgestoßen. Parallel dazu erwarb UCB 2004 die britische Celltech und 2006 die deutsche Schwarz Pharma. Im Mai 2012 hatte der Dax-Konzern Henkel von Cytec deren Produktpalette an Hochleistungs-Haftklebstoffen für 105 Mill. Dollar erworben. Cytec will sich auf höhermargige Geschäfte mit Spezialchemikalien konzentrieren. Die US-Gruppe erhöht mit der Ankündigung des Verkaufs ihr Aktienrückkaufprogramm um 452 Mill. auf 650 Mill. Dollar.