Private Equity

Finanzinvestor Bain blitzt endgültig bei Software One ab

Der Schweizer IT-Dienstleister Software One lässt den Finanzinvestor Bain Capital mit seiner 3 Mrd. sfr schweren Übernahmeofferte endgültig abblitzen. Laut Verwaltungsrat war das Angebot zu niedrig. Der Kurs der Aktie stürzte daraufhin am Montagmorgen ab.

Finanzinvestor Bain blitzt endgültig bei Software One ab

Bain Capital blitzt endgültig bei Software One ab

Schweizer Firma will eigenständig und börsennotiert bleiben – Kurs stürzt ab

cru Frankfurt

Zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten blitzt Bain Capital bei einer Softwarefirma ab. Nachdem der Finanzinvestor im vergangenen Jahr bei der Software AG aus Darmstadt dem Konkurrenten Silver Lake das Feld überlassen musste, lässt nun das Unternehmen Software One die US-Private-Equity-Firma abblitzen.

Der Verwaltungsrat der Schweizer Firma gab am Montag bekannt, die im Juli 2023 begonnene Prüfung aller strategischen Optionen abgeschlossen zu haben. Das Ergebnis: Software One soll eine eigenständige, börsennotierte Gesellschaft bleiben.

Gründer sind Hauptaktionäre

Der Software-One-Aktie tut diese Entscheidung nicht gut. Der Kurs reagierte am Montag mit einem Minus von zeitweise 12,1% auf 14,23 sfr. Damit hat sich der Börsenwert des Unternehmens, der im August 2023 wegen der Übernahmespekulationen rund 3 Mrd. sfr erreicht hatte, seither um mehr als ein Viertel verringert. Haupteigentümer sind mit addiert 29% die Software-One-Gründungsaktionäre Daniel von Stockar, René Gilli und die B. Curti Holding AG. Alle drei hatten die 3 Mrd. sfr schwere unverbindliche Übernahmeofferte von Bain Capital unterstützt.

Kapitalmarkttag geplant

Der Verwaltungsrat habe zusammen mit seinen Rechts- und Finanzberatern verschiedene Optionen zur Wertschaffung geprüft, darunter auch einen Verkauf von Software One. Im Anschluss an eine umfassende Due-Diligence-Prüfung habe der Verwaltungsrat von Bain Capital eine unverbindliche Wertindikation von 18,80 sfr pro Aktie erhalten. Der Verwaltungsrat habe den Vorschlag sorgfältig geprüft und sei, gestützt auf eine unabhängige Bewertung der Gesellschaft und den Rat von Experten, einstimmig der Meinung, dass die unverbindliche Wertindikation weder genügend Gewissheit biete noch den zugrundeliegenden Wert von Software One angemessen abbilde und daher nicht im besten Interesse der Gesellschaft und aller Stakeholder sei. Man werde am 15. Februar 2024 parallel zu der Veröffentlichung des Jahresergebnisses 2023 einen Capital Markets Day veranstalten.

Umsatzprognose kassiert

Mit ihren über 9.000 Mitarbeitern hilft Software One Firmen dabei, die Software von anderen Anbietern wie Microsoft, SAP oder Adobe zu verwalten. Software One hatte Mitte November die Umsatzprognose kassiert. Seitdem peilt das Unternehmen aus Stans für 2023 nur noch ein Wachstum bei konstanten Wechselkursen im hohen einstelligen Prozentbereich an – anstatt zuvor im zweistelligen Bereich. Der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr währungsbereinigt nur noch um 8,4% auf 233 Mill. sfr.

Take Privates nehmen zu

Angesichts der jüngsten Entwicklung des Geschäfts von Software One war es ohnehin ungewiss, ob Bain überhaupt noch gewillt war, ein Angebot innerhalb der zuvor genannten Preisspanne zu unterbreiten. Diese lag bei 19,50 bis 20,50 sfr. Das entspricht gut 3 Mrd. sfr. Bain hatte im Juni ein Übernahmeangebot vorgelegt und im Juli nachgebessert.

Take Privates von Firmen wie Software One oder Software AG durch Finanzinvestoren wie Apax, Bain oder Silver Lake sind keine Einzelfälle. Cinven kauft gerade Europas größte medizinische Laborkette Synlab mit einem Wert von 2,2 Mrd. Euro von der Börse zurück – nur zwei Jahre nach dem IPO des Münchener Unternehmens. Darüber hinaus hat EQT gerade die Softwarefirma Suse von der Börse zurückgekauft. Und KKR beteiligte sich neben der Familie Fuchs mit 30% am Going Private der Bremer Raumfahrtfirma OHB sowie neben GIP an der Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers.

Mehrwert für Aktionäre drin

Der Verwaltungsrat ist überzeugt, dass Software One „hervorragend in einem großen und dynamisch wachsenden Markt positioniert“ sei und dass die Gesellschaft über das richtige Führungsteam und die richtige Strategie verfüge, um ihre Ziele zu erreichen. Derer Verwaltungsrat sei zuversichtlich, dass Software One gut aufgestellt ist, um als eigenständiges, börsenkotiertes Unternehmen Mehrwert für seine Aktionäre zu schaffen. 

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