Finanzinvestor greift nach Flender

Börsengang der Siemens-Antriebstechniktochter scheint vom Tisch - Brookfield und Carlyle im Bieterkampf

Finanzinvestor greift nach Flender

Siemens will sich vom Antriebstechnikhersteller Flender trennen. Bisher galt ein Börsengang als die bevorzugte Option. Jetzt scheint es so, als würde das auf Windkraft spezialisierte Unternehmen aus Bocholt an einen Finanzinvestor gehen. Im Bieterrennen liegen offenbar Brookfield und Carlyle vorn.cru Frankfurt – Offenbar wird die Siemens-Antriebstechniktochter Flender nun doch nicht an die Börse gehen, wie es eine Zeit lang vorrangig geplant war. Vielmehr greifen in dem Dual-Track-Verfahren Finanzinvestoren nach dem Unternehmen aus Bocholt, dessen Wert auf 2 Mrd. Euro geschätzt wird. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Für die Flender-Ausgliederung aus dem Siemens-Konzern engagiert sind Bank of America und Citigroup.Zu den aussichtsreichsten Kaufinteressenten gehören laut Nachrichtenagentur Bloomberg der kanadische Private-Equity-Investor Brookfield Asset Management, der im Januar erfolglos für die Thyssenkrupp-Aufzüge geboten hatte, und die US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group. Sie hätten sich gegen konkurrierende Bewerber durchgesetzt und sind in die letzte Bieterrunde für das Flender-Geschäft gekommen. Siemens werde voraussichtlich noch im Oktober eine Entscheidung treffen, könne aber weiterhin auch die Abspaltung samt Börsengang als zweite Option verfolgen.Im September hatte Flender mit der Integration des von der Mutter Siemens kommenden Geschäfts mit Windgeneratoren in den eigenen Konzern den ersten Meilenstein auf dem Weg zum eigenständigen Unternehmen hinter sich gelassen. Das 1899 gegründete Unternehmen, das Siemens im Jahr 2005 von Citigroup Venture Capital gekauft hatte, stellt Zahnräder und Getriebe her, die in allen Bereichen von der Zementherstellung und dem Schiffbau bis hin zur Bierherstellung und Offshore-Ölförderung eingesetzt werden. Windgeschäft im ZentrumDoch steht nun das Windgeschäft unter der Marke Winergy im Zentrum. Auf den Geschäftsbereich entfällt etwa die Hälfte des Konzernumsatzes von nun grob 2 Mrd. Euro inklusive der Windgeneratoren. Zu den größten Wettbewerbern im Windgeschäft zählen ZF und die chinesische NGC.Der Flender-Deal wird eine der letzten Amtshandlungen von Siemens-Chef Joe Kaeser, um das Konglomerat für seinen Nachfolger Roland Busch zu einem überschaubaren Technologieriesen zu machen. Der Konzern hatte im September bereits die Siemens Energy AG an die Börse gebracht, deren Technologie hinter rund einem Sechstel des weltweiten Strombedarfs steht.Nach dem gescheiterten Vorstoß zum Kauf der Thyssenkrupp-Aufzüge, die im Februar für 17 Mrd. Euro an das Advent-Konsortium gingen, macht Brookfield bei Flender zum zweiten Mal in Deutschland von sich reden. Der börsennotierte Vermögensverwalter aus Toronto mit 500 Mrd. Dollar Assets under Management ist bisher in Europa eher mit Immobilieninvestments aufgefallen. Der Name Brookfield schmückt die Wolkenkratzer der Londoner Canary Wharf, den wiederaufgebauten Potsdamer Platz in Berlin und zahlreiche Hochhäuser in New York, wo Brookfield jeden anderen kommerziellen Vermieter in den Schatten stellt. Reihe von MilliardendealsDer Brookfield-Bieterkonkurrent Carlyle ist gerade dabei, den Berliner Spezialchemiekonzern Atotech in New York an die Börse zu bringen. Zu den Beteiligungen des Finanzinvestors zählen zudem der Bonner Software-Pionier für elektronische Archivierung SER Group und der Dessousanbieter Hunkemöller.Der Flender-Verkauf würde sich in eine ganze Reihe von Milliardentransaktionen einreihen, die Finanzinvestoren mit ihren übervollen Kassen im Jahr 2020 in Deutschland gestemmt haben. Neben dem Verkauf der Thyssenkrupp-Aufzüge waren dies vor allem die Wella-Übernahme durch KKR für 3,6 Mrd. Euro, der Kauf der Deutsche Glasfaser durch EQT und der Neuraxpharm-Deal von Permira.Insgesamt ist das Volumen der M&A-Deals im europäischen Indus-triesektor laut Bloomberg im Jahr 2020 bis dato trotz der Wirtschaftskrise um 6 % auf 124 Mrd. Dollar angestiegen.