Private Equity

Finanzinvestor KKR tut sich mit Milliardärsfamilie Viessmann zusammen

Gemeinsam mit der Milliardärsfamilie Viessmann will die Private-Equity-Firma KKR den börsennotierten Windparkbetreiber Encavis übernehmen. Das Unternehmen wird bei der Transaktion inklusive Schulden mit rund 5 Mrd. Euro bewertet.

Finanzinvestor KKR tut sich mit Milliardärsfamilie Viessmann zusammen

KKR tut sich mit Viessmanns zusammen

Finanzinvestor holt Milliardärsfamilie ins Boot für milliardenschwere Übernahme des Windparkbetreibers Encavis

cru Frankfurt

Der Infrastrukturfonds des Finanzinvestors KKR verbündet sich mit der Milliardärsfamilie Viessmann als Co-Investor, um den börsennotierten Windparkbetreiber Encavis zu übernehmen. Der MDax-Konzern aus Hamburg hat für die milliardenschwere Transaktion eine Investorenvereinbarung mit dem Konsortium der beiden Bieter abgeschlossen. Ziel sei es, „eine strategische Partnerschaft für das langfristige Wachstum von Encavis einzugehen“, teilte das Unternehmen mit. Schon in der vergangenen Woche waren Verhandlungen über den Deal bekannt geworden. Encavis wird dabei von der Investmentbank Goldman Sachs beraten. Inklusive Schulden dürfte die Firma bei der Transaktion mit insgesamt rund 5 Mrd. Euro bewertet werden.

Die Familie rund um Viessmann-CEO Max Viessmann hatte im vergangenen Jahr die Kernsparte ihres Unternehmens mit den Gasheizungen und Wärmepumpen an den US-Konzern Carrier Global verkauft. Der Erlös lag bei 12 Mrd. Euro. Bei der aktuellen Beteiligung an Encavis handelt es sich um das erste größere Investment aus diesem Milliardentopf, der hauptsächlich für Engagements rund um den Klimaschutz eingesetzt werden soll.

17,50 Euro pro Aktie in bar

Die von KKR und den Viessmanns gebildete „Blitz 21-823 AG“ beabsichtigt, ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot an alle außenstehenden Aktionäre von Encavis zu einem Preis von 17,50 Euro pro Aktie in bar abzugeben. Der Kurs der Encavis-Aktie legte daraufhin am Donnerstag um zeitweise 26,2% auf 16,97 Euro zu. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens hat sich damit seit März 2020 verdoppelt auf jetzt 2,7 Mrd. Euro. Die Bieter haben verbindliche Vereinbarungen mit dem Encavis-Großaktionär Abacon Capital und weiteren bestehenden Aktionären unterzeichnet, die etwa 31% des Grundkapitals halten. Zu dieser Gruppe zählt vor allem der Hamburger Immobilien-Tycoon Albert Büll. Der Milliardär und die anderen Gesellschafter der Abacon wollen den Angaben zufolge indirekt als langfristige Investoren im Unternehmen verbleiben.

Laut Vincent Policard, Partner und Co-Head of European Infrastructure bei KKR, will die Private-Equity-Firma „zusammen mit Viessmann und Abacon Capital als Minderheitsgesellschafter eine langfristige strategische Partnerschaft mit Encavis eingehen, um gemeinsam den führenden deutschen unabhängigen Stromerzeuger für erneuerbare Energien zu etablieren“. In einer Zeit, in der börsennotierte Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien aufgrund hoher Zinsen und eines allgemeinen Marktausverkaufs mit Gegenwind bei der Bewertung konfrontiert seien, ermögliche das Angebot den Aktionären, „bereits heute einen erheblichen Teil des langfristigen Wertpotenzials zu realisieren“.

Vorstand unterstützt Delisting

Vorstand und Aufsichtsrat von Encavis um Vorstandssprecher Christoph Husmann und Aufsichtsratschef Rolf Martin Schmitz haben dem Abschluss der Investorenvereinbarung zugestimmt und befürworten das Angebot, das eine Mindestannahmequote von 54% vorsieht, ausdrücklich. Sie beabsichtigen, den Encavis-Aktionären die Annahme des Angebots zu empfehlen. Gemäß Investorenvereinbarung wollen die künftigen Eigentümer die derzeitige Wachstumsstrategie des Vorstands „uneingeschränkt“ unterstützen, einschließlich der Beibehaltung des bestehenden Führungsteams, des Firmensitzes in Hamburg und der Sicherung der rund 300 Arbeitsplätze. Die Bieter haben sich gegenüber Encavis verpflichtet, für mindestens zwei Jahre ab Vollzug keinen Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag zu schließen. Der Vorstand von Encavis unterstützt das geplante Delisting.

KKR ist in Deutschland unter anderem am Funkturmbetreiber Vantage Towers sowie am Bremer Raumfahrtkonzern OHB und dem Medienkonzern Axel Springer beteiligt. Der Finanzinvestor baut gerade die Infrastrukturinvestments kräftig aus. Im Januar hatte KKR für die britische Firma Smart Metering Systems 1,3 Mrd. Pfund geboten. Und im Dezember übernahm die Private-Equity-Firma in Portugal den Windparkbetreiber Greenvolt für 1,2 Mrd. Euro.

Fast 3 Mrd. Euro bietet KKR für den Windparkbetreiber Encavis aus Hamburg. Als Co-Investor bei dem Deal hat die Private-Equity-Firma die Milliardärsfamilie Viessmann gewonnen. Gemeinsam mit dem Hamburger Milliardär Albert Büll wollen sie das Portfolio erneuerbarer Energien von Encavis kräftig ausbauen.