Börsengänge

Finanzinvestor Triton stoppt Renk-IPO in letzter Minute

Der Finanzinvestor Triton hat den Börsengang von Renk im letzten Augenblick abgesagt. Die Investmentbanken hatten zum Handelsstart des Panzergetriebeherstellers starke Kursverluste befürchtet.

Finanzinvestor Triton stoppt Renk-IPO in letzter Minute

Triton stoppt Renk-IPO in letzter Minute

Schwache Nachfrage ließ Investmentbanken einen Kurssturz zum Handelsstart befürchten

cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

So knapp vor der Zuteilung wurde selten ein Börsengang abgesagt. Der Finanzinvestor Triton hat das IPO des Panzergetriebeherstellers Renk in letzter Minute platzen lassen. „In den vergangenen Tagen hat sich das Marktumfeld spürbar eingetrübt“, begründete Renk in der Nacht zum Donnerstag die kurzfristige Absage. Ob der Börsengang später nachgeholt wird, werde geprüft.

Die Investmentbanken – federführend Citigroup, Deutsche Bank und J.P. Morgan – hatten nach einer Einengung der Spanne auf das untere Drittel schon am Mittwochmorgen den finalen Angebotspreis mit 15 Euro am untersten Ende der Spanne festgesetzt, die ursprünglich bis 18 Euro reichte. „Doch auch bei diesem Preis war die Nachfrage so gering, dass man nur so hätte zuteilen können, dass wir mit starken Kursverlusten beim Handelsstart hätten rechnen müssen, weil einige Hedgefonds sofort verkauft hätten“, sagte einer der beteiligten Banker. Am Mittwoch um 14 Uhr Londoner Zeit schlossen die Bücher, die Banker brüteten am Nachmittag nachdenklich über den Orders, und gegen 23 Uhr in der Nacht zu Donnerstag sagte Renk den Börsengang per Ad-hoc-Mitteilung ab.

Aufgeschoben, nicht aufgehoben

Die Börsennotierung von Renk, die am Donnerstag beginnen sollte, sei für die Zukunft weiterhin eine Option, hieß es. Dem Finanzinvestor Triton entgeht nun vorerst ein Erlös von rund 400 Mill. Euro für den geplanten Verkauf von 27% der Aktien. Triton hatte 2020 rund 76% an Renk für eine Bewertung des gesamten Unternehmens von knapp 700 Mill. Euro vom Autobauer Volkswagen gekauft und anschließend – nach 97 Jahren an der Börse – das Going Private eingeleitet. Mit der 300 Mill. Euro schweren Übernahme des Bereichs Combat Propulsion Systems vom US-Konzern L3Harris schaffte Renk unter der Ägide der Private-Equity-Firma auch den Sprung auf den amerikanischen Markt.

Doch die globalen Wertpapiermärkte haben in den vergangenen Tagen aufgrund von Sorgen über anhaltend hohe Zinssätze – „higher for longer“ – und eine sich eintrübende Konjunktur eine Reihe von schweren Kursverlusten erlitten. Das gilt auch für die Kurse der Rüstungskonzerne Hensoldt, Rheinmetall oder BAE Systems, die als Vergleich zu Renk dienen.

Im Vorfeld des geplanten Renk-IPO war Frankfurt noch einer der Finanzplätze mit einem besseren IPO-Markt gewesen. So war kurz vorher der Medikamentenverpacker Schott Pharma noch erfolgreich an der Börse gestartet. Mit 30 Euro liegt der Kurs auch jetzt noch immer 11% über dem Ausgabepreis.

Vor allem Finanzinvestoren suchen für ihre Unternehmensbeteiligungen den Exit über die Börse. So arbeitet etwa die Private-Equity-Firma CVC an möglichen Börsengängen für einige ihrer deutschen Portfoliounternehmen, darunter der Flottendienstleister DKV Mobility und der Parfümhändler Douglas. Beide IPOs dürften nun wackeln. Schott Pharma, die Tochter des Mainzer Spezialglaskonzerns Schott, verzeichnete noch vergangene Woche nach einem 813 Mill. Euro schweren Börsengang, dem bisher größten in Deutschland in diesem Jahr, am ersten Handelstag einen starken Anstieg.

Triton kaufte einen 76-prozentigen Anteil an Renk von Volkswagen, die sich zu dieser Zeit im Zuge des Dieselabgasskandals von Vermögenswerten trennte. Neben Getrieben für Tanks und Pumpen stellt das Unternehmen auch Kompressoren für die Öl- und Gasindustrie her.

Nur drei große deutsche IPOs

Renk wäre der vierte Börsenneuling in Deutschland in diesem Jahr gewesen – nach der United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos, der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera sowie Schott Pharma. Nucera haben seit dem Börsengang im Juli 11% verloren. Ionos liegt fast ein Viertel unter dem Ausgabepreis vom Februar. Auch die zuvor hochgelobten US-Tech-IPOs Arm, Instacart und Klaviyo bewegen sich sämtlich nach anfänglich starken Kursgewinnen nun in der Nähe oder unterhalb des Ausgabepreises.

Der Finanzinvestor Triton hat den Börsengang von Renk im letzten Augenblick abgesagt. Die Investmentbanken hatten zum Handelsstart des Panzergetriebeherstellers starke Kursverluste befürchtet. Der Panzergetriebehersteller wäre das vierte IPO in diesem Jahr in Deutschland gewesen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.