Bieterwettstreit

Finanzinvestoren einigen sich im Kampf um Zooplus

Überraschende Wende im Übernahmewettstreit um Zooplus: Aufgrund einer Pattsituation haben die Finanzinvestoren Hellman & Friedman (H&F) und EQT ihren Kampf um das MDax-Mitglied beendet. Beide Häuser gehen in der Causa nun gemeinsam vor.

Finanzinvestoren einigen sich im Kampf um Zooplus

sck München

In dem wochenlangen Übernahmewettstreit um Zooplus hat sich eine überraschende Wende ergeben. Die beiden bisher rivalisierenden Private-Equity-Häuser Hellman & Friedman (H&F) und EQT haben ihr Kopf-an-Kopf-Rennen im Bieterkampf um das Münchner MDax-Mitglied beigelegt und gehen stattdessen gemeinsam vor. Die Finanzinvestoren teilten mit, ge­mein­sam je Aktie 480 Euro in bar zu bieten. Das sind zehn Euro mehr als beide den Zooplus-Aktionären zuletzt in Aussicht gestellt hatten. Damit wird Zooplus auf 3,7 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet. Technisch führt das H&F durch. „Mit diesem Schritt haben wir eine Lösung gefunden, um die derzeitige Pattsituation im Übernahmeprozess aufzulösen und das Investment in Zooplus zu ermöglichen“, erklärten H&F-Manager Stefan Goetz und EQT-Partner Johannes Reichel. Zooplus teilte mit, die Einigung zu unterstützen, und empfahl, das erhöhte Angebot anzunehmen. Zum Wochenauftakt reagierten die Anleger auf die Nachricht wohlwollend. Die Aktie von Zooplus gewann zeitweise 0,8% auf 479,40 Euro an Wert. Damit näherte sich der Kurs der neuen Offerte an. Am Handelstag zuvor gab der Titel auf bis zu 475 Euro nach. Wochen zuvor sprang der Anteilschein auf über 490 Euro.

Riskante Pattsituation

Zweieinhalb Wochen zuvor erreichte der Bieterwettstreit seine finale Runde. Seinerzeit zog H&F mit EQT nach. Die kalifornische Beteiligungsgesellschaft bot mit 470 Euro je Aktie genauso viel wie der Wettbewerber aus Schweden (vgl. BZ vom 8. Oktober). Die Amerikaner erhöhten damit ihre Offerte zum zweiten Mal. H&F leitete im August das Ringen um Zooplus ein. Beide Adressen jagten sich gegenseitig hoch. Der dritte Interessent KKR stieg zwischenzeitlich aus dem Rennen aus. Die Schweden zogen die Zooplus-Verwaltung (Vorstand und Aufsichtsrat) mit einer Vereinbarung zuletzt tendenziell auf ihre Seite, obwohl Letztere zuvor mit den Kaliforniern ein Abkommen geschlossen hatte. H&F hatte Mitte September ihr erstes Angebot deutlich um 70 Euro angehoben, um Konkurrenten auszustechen. EQT ließ sich seinerzeit davon nicht beeindrucken und zog nach. Mit dem erneuten Gegengebot auf gleicher Höhe versuchte H&F, sich das Wohlwollen der Verwaltung von Zooplus zu sichern. Die Amerikaner sicherten sich bereits 17% der Zooplus-Anteile von dessen Großaktionären. Die RAG-Stiftung (Maxburg Beteiligungen) und der luxemburgische Investor Luxempart versprachen, ihre 17% an H&F zu verkaufen, solange diese nicht weniger böten als ein Konkurrent.

Trotz dieses leichten Vorteils von H&F liefen beide Bieter in dem Patt Gefahr, schlussendlich leer auszugehen. Für sie ist eine Übernahme erst gesichert, wenn mindestens 50% plus eine Aktie angedient sind.

Krisenprofiteur

Nach der jüngsten Einigung behält H&F formal die Oberhand in der Offerte. EQT verzichtet darauf, ihr Angebot erneut zu erhöhen. Nach dem Vollzug der Übernahme wollen die beiden Investoren Zooplus in einer Partnerschaft führen. EQT solle „gemeinsam kontrollierender Partner mit gleichen Governance-Rechten“ in der Holding werden, der Zooplus dann gehören soll. Zooplus soll später von der Börse genommen werden. Voraussetzung dafür ist aber weiterhin, dass H&F bis Mittwoch kommender Woche mindestens die Hälfte des Grundkapitals einsammelt. Die Annahmefrist bis zum 3. November erhöht sich nicht, denn H&F hat am Markt bereits Zooplus-Aktie für jeweils 480 Euro gekauft. Dadurch bekommen die übrigen Aktionäre den gleichen Betrag.

EQT hält bereits auf Heimtierbedarf spezialisierte Firmen in ihrem Portfolio. Dazu zählen unter anderem der skandinavische Händler Musti und der britische Heimtierversicherer Bought By Many. Vorstandschef Cornelius Patt sah sich selbst nach einem finanzkräftigen strategischen Partner um, um seine Wachstumspläne zügig umzusetzen. Zooplus gehörte zu den Profiteuren der Coronakrise. In der Pandemie waren Haustiere begehrt wie nie zuvor. Die Digitalisierung treibt das Geschäft an. Die Branche für Haustierbedarf verzeichnete eine boomende Nachfrage. Das sorgt für einen Umsatz- und Ergebnisschub.

Im zurückliegenden zweiten Quartal 2021 verzeichnete der Haustierbedarfshändler allerdings Bremsspuren. Die Knappheit von Rohstoffen und Schiffscontainern traf auch Zooplus. Trotz eines gesteigerten Umsatzes schrumpfte die operative Marge. Zooplus legt ihren Bericht zum dritten Quartal dieses Jahres am 16. November vor.

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