Private Equity

Finanzinvestoren setzen bei Softwarefirmen Fuß in die Tür

Gleich zweimal schlagen Finanzinvestoren bei deutschen Softwarefirmen zu. Während KKR einen Minderheitsanteil an der Körber Supply Chain erwirbt, setzt Silver Lake mit einer Wandelanleihe einen Fuß in die Tür der Software AG.

Finanzinvestoren setzen bei Softwarefirmen Fuß in die Tür

cru Frankfurt – Bei gleich zwei deutschen Softwarefirmen mit Stiftungen als Haupteigentümern beteiligen sich Finanzinvestoren: KKR steigt mit einem Minderheitsanteil bei der Körber Supply Chain ein, der Logistik-Software-Tochter des Hamburger Maschinenbauers Körber – und der US-Technologieinvestor Silver Lake setzt mit einer Wandelanleihe einen Fuß in die Tür der Software AG.

KKR übernehme einen signifikanten Minderheitsanteil am Körber-Geschäft mit Software zur Bewirtschaftung von Lieferketten und Lagern, teilten Körber und KKR am Dienstag mit. Die Sparte mit 1300 Mitarbeitern, einer von fünf Geschäftsbereichen des Stiftungsunternehmens, werde dabei mit rund 1,5 Mrd. Euro bewertet, hieß es in Finanzkreisen. 2020 kam der Geschäftszweig auf einen Umsatz von 300 Mill. Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 70 Mill. Euro. Mit dem frischen Geld von KKR will Körber das organische Wachstum und Zukäufe von Logistiksoftware-Firmen in den USA finanzieren. Dort erwirtschaftet die Sparte bereits rund die Hälfte des Umsatzes.

Körber will dafür in den nächsten zwei Jahren gut 2 Mrd. Euro einsetzen. Ziel sei die Marktführerschaft in der Logistik-Software. „Mit KKR ha­ben wir einen Geschäftspartner ge­funden, um unser Wachstum im Be­reich Supply-Chain-Software über zusätzliche Produkte und Regionen hinweg zu beschleunigen“, sagte Körber-Chef Stephan Seifert. Gleichzeitig holt die Software AG mit Silver Lake einen Tech-Wachstumsfinanzierer an Bord, der für seine Beteiligungen an Twitter und Dell bekannt ist und helfen soll, die Position in Nordamerika zu stärken. Beraten wurde Software AG von J.P. Morgan sowie der Kanzlei Clifford – und Silver Lake von der Kanzlei Skadden. Die Private-Equity-Firma bringt 344 Mill. Euro mit und erhält zwei Plätze im sechsköpfigen Aufsichtsrat der Darmstädter. „Für uns ist das die Option, von der wir der Meinung sind, dass sie den meisten Wert für das Unternehmen schafft“, sagte Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar. Eine Komplettübernahme, für die sich auch CVC und Thoma Bravo interessiert haben sollen, ist damit vorerst vom Tisch. Der Kurs der Software-AG-Aktie brach um bis zu 12% auf 34,28 Euro ein. Damit hat sich der Börsenwert des Unternehmens seit Anfang 2018 um 30% auf 2,5 Mrd. Euro verringert. Haupteigentümer ist die Stiftung von Unternehmensgründer Peter Schnell mit 31%.

Silver Lake agiert laut Brahmawar als „aktiver Partner“ der Nummer zwei in Deutschland hinter SAP. Die Amerikaner verfügten über ein exzellentes Netzwerk und Silver Lake sei vor allem in den USA eine bekannte Marke, die der Software AG auf dem wichtigsten Markt der Welt Türen öffnen werde. Silver Lake zeichnet eine Anfang 2027 fällige 2-prozentige nachrangige unbesicherte Wandelanleihe in Höhe von 344 Mill. Euro, die letztlich in eine Beteiligung von 10 % umgetauscht werden kann. Die Wandelanleihe hat einen anfänglichen Wandlungspreis von 46,54 Euro pro Aktie, was einem Aufschlag von 20 % gegenüber dem Schlusskurs vom 10. Dezember entspricht.

Ob Silver Lake noch aufstockt, ließ Finanzchef Matthias Heiden offen. Die Amerikaner schicken indes zwei Vertreter in den Aufsichtsrat – Europachef Christian Lucas und den ehemaligen Red-Hat-Chef Jim Whitehurst. Lucas soll zum Aufsichtsratschef gewählt werden – eine seltene Position für einen Private-Equity-Manager in einem deutschen börsennotierten Unternehmen. Lucas sitzt bereits in den Aufsichtsräten von Tech-Firmen wie der französischen Preisvergleichswebsite Meilleurtaux und der Point-of-Sale-Softwareplattform Cegid. Zuvor müssen Amtsinhaber Karl-Heinz Streibich und Prüfungsausschusschef Ralf Dieter Ende Januar ihren Hut nehmen. Streibich hatte jahrzehntelang die Geschicke der Software AG geleitet – 15 Jahre als Firmenchef und zuletzt im Aufsichtsrat.

Silver-Lake-Europachef Lucas will sich aktiv in die Geschäfte der 1969 gegründeten Software AG einmischen: „Wir freuen uns, künftig zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.“ Silver Lake ist einer der wenigen weltweit agierenden US-Private-Equity-Investoren mit klarem Technologieschwerpunkt, der Vermögen von 90 Mrd. Dollar verwaltet. In Europa ist Silver Lake an dem schwedischen Bezahldienst Klarna, dem Blitz-Lieferdienst Getir, der SAP-Tochter Qualtrics und der Reiseplattform Omio beteiligt.

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