Flixtrain kauft 65 neue Züge
Flixtrain will Flotte deutlich ausbauen
Mobilitätsunternehmen bestellt 65 Züge – Auftragsvolumen bis zu 2,4 Mrd. Euro
Reuters/dpa-afx München
Der Fernbus-Betreiber Flix bestellt 65 Hochgeschwindigkeitszüge für eine Milliardensumme und will damit sein Streckenangebot auf der Schiene auch über Deutschland hinaus ausdehnen. Die Züge kommen vom spanischen Hersteller Talgo, die Lokomotiven von Siemens Mobility, wie Flix am Dienstag mitteilte. Das Auftragsvolumen belaufe sich – einschließlich Wartungsverträgen mit Talgo – auf bis zu 2,4 Mrd. Euro. Rund 1 Mrd. Euro seien bereits fest zugesagt. Zu den Banken, die den Deal finanzieren, gehört unter anderem die Deutsche Bank und UniCredit.
„Wir verfolgen mit Flixtrain eine langfristige Strategie und werden unser Angebot in den kommenden Jahren deutlich vergrößern“, kündigte Flix-Chef und -Mitgründer André Schwämmlein an. Die neuen Züge ermöglichten es Flix, das große Marktpotenzial in Deutschland und Europa zu erschließen.
Bisher bedient Flixtrain in Deutschland 50 Städte mit eigenen Zügen. Durch Kooperationen seien aber 650 Ziele erreichbar. „Wir sehen Flixtrain als ein europäisches Produkt“, sagte der Flix-Chef. „Ausgehend von unserem Heimatmarkt wollen wir das Angebot auch in anderen Ländern verfügbar machen.“ Bis wann die Züge ausgeliefert werden sollen, blieb offen. In der Regel dauern Zugbestellungen mehrere Jahre.
Wenig Wettbewerb im Fernverkehr
Flixtrain gehört als Marke zur Münchner Reiseplattform Flix, die vor allem für ihre grünen Fernbusse auf der Straße bekannt ist. Hauptanteilseigner sind die Schweizer Holding des Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne und der schwedische Finanzinvestor EQT. Flix ist einer der wenigen Wettbewerber der Deutschen Bahn im Fernverkehr, die bisher in diesem Segment einen Marktanteil von rund 95% hält. Vor allem andere Staatsbahnen wie die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) sowie einige Nachtzug-Anbieter sind im Fernverkehr noch aktiv.
Mit den 65 neue Zügen würde Flixtrain seine Zugflotte nahezu verfünffachen. Bisher kooperiert das Unternehmen bei seinen Angeboten auf der Schiene mit Partnerunternehmen, die die Züge bereitstellen. Dabei konzentriert sich der Anbieter auf die stark nachgefragten und damit lukrativen Hauptstrecken wie von Berlin aus ins Rheinland, nach Hamburg, nach Frankfurt oder nach Baden-Württemberg.
Für Bahnreisende sei die Ankündigung ein gutes Signal, urteilt der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Insbesondere im grenzüberschreitenden Schienenverkehr gibt es ein riesiges Potenzial. Die Fahrgäste dürfen sich in den kommenden Jahren auf Angebotsverbesserungen freuen.“
Experten halten die Bestellung der neuen Züge aber auch für riskant, da die Rahmenbedingungen im Fernverkehr komplizierter geworden seien. „Ein erhebliches Problem ist die Überlastung“, sagt der Eisenbahnexperte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Das Schienennetz sei zu voll. Die Diskussion gehe eher dahin, die Zahl der Zugfahrten zu reduzieren, anstatt neue reinzugeben.