FMC stärkt Nischengeschäft

Dialysekonzern kauft NxStage für 2 Mrd. Dollar und erweitert Behandlungsangebot für Patienten zu Hause

FMC stärkt Nischengeschäft

Fresenius Medical Care (FMC), der Weltmarktführer für Dialysebehandlungen, baut das Nischengeschäft mit einer Übernahme in den USA aus. Für 2 Mrd. Dollar erwirbt das Dax-Unternehmen den deutlich kleineren Konkurrenten NxStage, der auf Hämodialysebehandlungen für Patienten zu Hause fokussiert ist.swa Frankfurt – Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) arrondiert das Behandlungsangebot für chronisch nierenkranke Patienten. Mit der Übernahme des kleineren US-Wettbewerbers NxStage für 2 Mrd. Dollar etabliert sich der Konzern als Anbieter von Hämodialyse in der Anwendung beim Patienten zu Hause. Das ist bislang ein technisch anspruchsvolles Nischengeschäft mit 2 % Marktanteil in den Vereinigten Staaten, dem aber weiteres Wachstum vorausgesagt wird. Ohne SchuldenDie Fresenius-Tochter bietet für NxStage 30 Dollar je Aktie in bar, was einen Aufpreis von 30 % auf den Schlusskurs vom Freitag bedeutet. Das seit 2005 an der Nasdaq notierte US-Unternehmen ist schuldenfrei. Größter Aktionär ist Fidelity mit gut 11 %, die zehn größten institutionellen Adressen halten gut die Hälfte des Kapitals. Die Verwaltung befürwortet den Deal.FMC will den Zukauf mit Fremdkapital und aus eigenen Mitteln finanzieren. Die Relation von Nettoverschuldung zum Ebitda werde um 60 bis 70 Basispunkte steigen, nachdem der Konzern Ende 2016 bei 2,4 angekommen war. FMC rechnet aus dem Zukauf erst in drei Jahren mit einem Gewinnbeitrag. Bis dahin werden Integrationskosten von 150 Mill. Dollar erwartet, die Synergien werden in drei bis fünf Jahren auf 80 bis 100 Mill. Dollar pro Jahr geschätzt. FMC lässt sich in dem Deal von BofA Merrill Lynch beraten, Piper Jaffray steht NxStage zur Seite.NxStage mit Sitz in Lawrence (Massachusetts) wurde 1998 vom amtierenden CEO Jeffrey H. Burbank gegründet. Das Unternehmen hat 2016 einen Umsatz von 366 Mill. Dollar ausgewiesen und ist seit Jahren defizitär. Aufgehäuft wurden inzwischen Verluste von gut 400 Mill. Dollar. Das Defizit wird auf hohe Entwicklungs- und Vertriebskosten zurückgeführt. Im Kerngeschäft mit den selbst entwickelten Geräten für die Heimdialyse war NxStage nach eigener Aussage 2016 profitabel. Verluste fielen aber in den 21 selbst betriebenen Dialysezentren an. Die US-Firma zählt FMC und den Wettbewerber Davita zu ihren wichtigsten Kunden.NxStage sieht sich als Vorreiterin mit Geräten, die eine Blutwäsche außerhalb des Körpers auch über Nacht beim Patienten zu Hause und von ihm selbst gesteuert ermöglichen. Damit wird eine häufigere Entgiftung unterstützt. Das amerikanische Gesundheitsministerium fördert diese Art der Behandlung. Wenn FMC eigene Geräte für Heim-Hämodialyse bereitstellt, müssen diese von Fachleuten eingestellt und überwacht werden.Die Blutwäsche außerhalb von Behandlungszentren wird bislang überwiegend durch Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) ermöglicht. Hier läuft die Blutwäsche nicht über ein Dialysegerät außerhalb des Organismus, das Bauchfell des Patienten fungiert als Filter. In den USA dominiert die Behandlung in Zentren mit Hämodialyse mit 88 % Marktanteil (siehe Grafik). FMC setzt als Marktführerin nun darauf, ihren Patienten in den global 3 690 eigenen Zentren ein zusätzliches Angebot für die Heimdialyse machen zu können. Von den Erkrankten, die FMC in den USA behandelt, vertrauen bislang 10 % auf die Blutreinigung zu Hause. FMC will den Anteil mit dem Erwerb bis 2022 auf 15 % ausbauen.NxStage hat zudem Produkte für Akutdialyse im Portfolio. Diese kommen bei plötzlichem Nierenversagen von Patienten im Zusammenhang mit vielfältigen schweren Erkrankungen in Kliniken zum Einsatz. NxStage ist bislang weitgehend auf den US-Markt konzentriert. FMC will das eigene Vertriebsnetz nutzen, um das Sortiment des US-Wettbewerbers international zu vermarkten, aber auch eigene Produkte aus der Intensivmedizin in die Kanäle von NxStage schleusen.