Energieversorger

Fortum dünnt Portfolio aus und verkauft Kohlekraftwerk

Unipers Großaktionärin Fortum sortiert im Portfolio weiter aus und gibt der Tochter in Sachen gemeinsamer Dekarbonisierung das Tempo in Russland vor. Wie der finnische Energieversorger mitteilte, verkauft er sein russisches Kohlekraftwerk Argayash...

Fortum dünnt Portfolio aus und verkauft Kohlekraftwerk

dwo Düsseldorf

Unipers Großaktionärin Fortum sortiert im Portfolio weiter aus und gibt der Tochter in Sachen gemeinsamer Dekarbonisierung das Tempo in Russland vor. Wie der finnische Energieversorger mitteilte, verkauft er sein russisches Kohlekraftwerk Argayash zu einem vertraulich gehaltenen Preis an JSC Rusatom Smart Utilities, eine Tochter­ des staatlichen Versorgers Rosatom. Die Veräußerung soll im dritten Quartal abgeschlossen werden; bis Ende 2022 wollen die Finnen ihren Rückzug aus der Kohleverfeuerung in Russland abschließen. Mit diesen Schritten kommt Fortum Plänen Unipers zuvor, die Reuters zufolge einen Verkauf ihrer konventionellen Kraftwerke in Russland auslotet. Die Düsseldorfer schweigen dazu.

Uniper verwies auf Nachfrage lieber auf die Kooperation mit dem Hauptaktionär beim Thema Ökostrom, unter anderem in Russland. Die beiden Versorger hatten eine enge Zusammenarbeit beim Ausbau Erneuerbarer von Wind- bis Wasserkraft und massive Investitionen angekündigt (vgl. BZ vom 11. Mai).

Um den neuen grünen Fokus und die dafür nötigen Investitionen zu realisieren, trennt sich Fortum von strategisch Überschüssigem. Der Verkauf in Russland kommt eine Woche nachdem der Konzern die Veräußerung seiner 50% am großen Stockholmer Fernwärmeanbieter Exergi Holding verkündete. Die Beteiligung geht für umgerechnet rund 2,9 Mrd. Euro an ein Investorenkonsortium unter Führung von APG. 2,4 Mrd. Euro davon erwartet Fortum durch den Abschluss im laufenden Jahr als Veräußerungsgewinn im Segment City Solutions. Fast zeitgleich zu dieser Ankündigung wurde der Verkauf des baltischen Wärmenetzes für über 700 Mill. Euro abgeschlossen. Schon 2020 hatten sich die Finnen von heimischen Fernwärmeaktivitäten getrennt; über das Wärme- und Kältegeschäft in Polen und die Sparte Consumer Solutions wird derweil noch entschieden.

Mittel für weitere Anteile

All das ermöglicht es Fortum, den Erneuerbare-Fokus und die Kooperation mit Uniper zu vertiefen – und befördert Spekulationen unter Analysten über einen nahenden Squeeze-out der übrigen Aktionäre. Basierend auf dem aktuellen Aktienkurs müssten dafür knapp 2,8 Mrd. Euro aufgewendet werden. Die jüngsten Verkäufe verschaffen Fortum jedenfalls finanziell etwas Luft für einen solchen Schritt. Nachdem die Nettofinanzschulden bereits von 7 Mrd. Euro zum Jahreswechsel auf 6,4 Mrd. Euro Ende März sanken, könnte der ausgewiesene Verschuldungsgrad von 1,9 nun weiter sinken. Und die Ratingagenturen danken die Optimierung des Portfolios: Nach Fitch hob nun auch Standard & Poor’s den Ausblick für das Langfristrating von „BBB“ von negativ auf stabil.

Fortum ist seit Ende 2020 mit gut 76% an Uniper beteiligt. Einen Squeeze-out hat der Konzern ebenso wie einen Beherrschungsvertrag bis Ende des Jahres ausgeschlossen. „Wir haben keine Beschränkung und auch keine Pflicht, weitere Anteile an Uniper zu erwerben“, sagte ein Sprecher nun lediglich. Uniper wollte entsprechende „Marktspekulationen“ gar nicht kommentieren.