Fosun rettet Thomas Cook

Milliardenschweres Finanzpaket geschnürt - Gruppe wird in Reise- und Flugsparte aufgespalten

Fosun rettet Thomas Cook

Großaktionär Fosun sowie Banken und Gläubiger schießen Thomas Cook insgesamt 900 Mill. Pfund zu. Die Chinesen übernehmen dafür 75 % des Veranstaltergeschäfts und 25 % der Flugsparte. Damit ist eine Reorganisation der Gruppe verbunden, die letztlich zu einem Rückzug von der Börse führen könnte. lis Frankfurt – Der hoch verschuldete Reisekonzern Thomas Cook hat mit seinem chinesischen Großaktionär Fosun sowie den wichtigsten Banken und Gläubigern ein milliardenschweres Rettungspaket ausgehandelt. Damit sei auch eine Reorganisation der Gruppe verbunden, die letztlich zu einem Rückzug von der Börse führen könne, erklärte das Unternehmen am Mittwoch. Wie schon im Juli vereinbart, wird der älteste Touristikkonzern der Welt in einen Reiseanbieter und eine Fluggesellschaft aufgespalten.Fosun wird 450 Mill. Pfund an frischem Geld bereitstellen und 75 % des Reisegeschäfts sowie 25 % der Airline-Gruppe übernehmen. Die wichtigsten Banken und Anleihegläubiger schießen ebenfalls 450 Mill. Pfund zu und wandeln die Schulden, die Thomas Cook bei ihnen hat, um in 25 % des neuen Kapitals des Touranbieters und 75 % der Fluggesellschaften, zu denen auch der deutsche Ferienflieger Condor gehört. Luft für den WinterDer Deal verschafft dem Management um Konzernchef Peter Fankhauser Luft für die kommende schwache Wintersaison. Die Rede war in der Vergangenheit von einem Bedarf von rund 750 Mill. Pfund, um über den Winter zu kommen. Für das Ende September ablaufende Geschäftsjahr hatte Thomas Cook bisher wenig Erfreuliches zu vermelden. Nach den ersten sechs Monaten hatte der Nettoverlust bei nahezu 1,5 Mrd. Pfund gelegen. Grund dafür war unter anderem eine milliardenschwere Abschreibung auf ein britisches Tochterunternehmen, aber auch das schwächere Reisegeschäft. Die Nettoverschuldung lag bei 1,25 Mrd. Pfund.Auch für die zweite Jahreshälfte hatte sich Finanzvorstand Sten Daugaard damals wenig zuversichtlich gezeigt (vgl. BZ vom 17. Mai). Die Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal – dem in der Regel starken Sommerquartal in der Reisebranche – hat Thomas Cook angesichts der Verhandlungen mit Fosun abgesagt, auch für die Veröffentlichung der Jahresergebnisse gibt es noch keinen Termin. Der Wert der Beteiligung der anderen Aktionäre wird durch den am Mittwoch angekündigten Deal stark verwässert, was den Aktienkurs in den vergangenen Wochen schon auf wenige Pence gedrückt hat. Nach Bekanntgabe des Rettungsplans sackten die Papiere um 19 % ab, dagegen legte der bis 2022 laufende Bond um mehr als 48 % zu. “Der Vorstand hat derzeit die Absicht, die Börsennotierung beizubehalten”, teilte Thomas Cook mit. Die Umsetzung der Vorschläge könne jedoch zu einem Rückzug vom Aktienmarkt führen. Das Rettungspaket soll bis Anfang Oktober unter Dach und Fach gebracht werden. Dazu sind aber noch viele Vereinbarungen mit allen Beteiligten und die Zustimmung von Wettbewerbsbehörden notwendig.Fosun ist bereits seit dem Jahr 2015 mit 18 % als größter Aktionär an Thomas Cook beteiligt. Die vom Hongkonger Milliardär Guo Guangchang mitgegründete Gruppe zählt zu den gewichtigsten Konglomeraten in China. In Deutschland ist Fosun am Modekonzern Tom Tailor und an der Privatbank Hauck & Aufhäuser beteiligt, außerdem gehört der französische Reiseanbieter Club Med zu den Chinesen. Fosun arbeitet Sky News zufolge für die Thomas-Cook-Transaktion mit J.P. Morgan und Lazard zusammen. Verkauf der AirlinesWiederbelebt werden könnte nach der Einigung mit Fosun der Verkaufsprozess für die Fluggesellschaften von Thomas Cook. Diese hatte das Management des Konzerns ins Schaufenster gestellt, um sich Mittel für Investitionen in das Hotelportfolio zu beschaffen. Virgin Atlantic und der Finanzinvestor Indigo Partners, zu dessen Portfolio unter anderem der ungarische Billigflieger Wizz Air gehört, waren als mögliche Interessenten genannt worden. Dagegen hatte die Lufthansa, die ein Auge auf das Langstreckengeschäft der Condor geworfen hatte, schon vor einigen Monaten abgewinkt. Hauptgrund dafür sollen unterschiedliche Preisvorstellungen gewesen sein. zudem ist Lufthansa mit der Sanierung ihrer Tochter Eurowings beschäftigt. Allerdings wurde zuletzt darüber spekuliert, dass Lufthansa und Condor enger im touristischen Langstreckengeschäft zusammenarbeiten könnten.