Diversität

Frauenanteil in Topetagen steigt weiter

In den Chefetagen börsennotierter Unternehmen in Deutschland sitzen inzwischen deutlich mehr Frauen als in den vergangenen Jahren. Laut einer EY-Studie ist der Frauenanteil in den Vorständen der 160 Firmen der Dax-Familie im ersten Halbjahr auf 17,0% gestiegen.

Frauenanteil in Topetagen steigt weiter

Frauenanteil in Topetagen steigt weiter

EY-Studie: Quote in Vorständen der 160 Unternehmen der Dax-Auswahlindizes jetzt bei 17 Prozent

dpa-afx Frankfurt

In den Chefetagen börsennotierter Unternehmen in Deutschland sitzen Studien zufolge inzwischen so viele Frauen wie nie zuvor in den vergangenen Jahren. Nach Daten des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY stieg die Zahl der Managerinnen im Vorstand der Firmen der Dax-Indexfamilie im ersten Halbjahr auf 120 und damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Auswertung vor zehn Jahren. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Organisation “Frauen in die Aufsichtsräte” (Fidar). Allerdings sind weibliche Führungskräfte weiterhin in der Minderheit.

Bundesfrauenministerin Lisa Paus sieht noch Handlungsbedarf. “Die gesetzlichen Vorgaben haben Erfolg, die festen Quoten für Aufsichtsräte und Vorstände wirken”, sagt die Grünen-Politikerin. “Um gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen durchzusetzen, müssen wir aber das gesamte Management in den Blick nehmen.”

Treiber sind gesetzliche Vorschriften

Fidar wertete die 160 Unternehmen der Dax-Familie sowie weitere 20 börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Firmen mit Stand Mai dieses Jahres aus. In den Vorständen dieser Unternehmen erreichte der Anteil der Managerinnen mit 18,3% einen Spitzenwert seit Beginn der Auswertung 2015 (Vorjahr: 14,7%). Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten stieg ebenfalls auf einen Höchstwert von nun 35,3% (Vorjahr: 33,5%).

Treiber sind Fidar zufolge vor allem gesetzliche Vorschriften. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen bei Neubesetzungen in dem Gremium inzwischen darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Führungsetage sitzt. Allein seit Jahresbeginn seien weitere 15 Managerinnen in die Vorstandsetagen der 62 Konzerne berufen worden, die aktuell unter die Regelung fallen, hieß es. Nur vier der betroffenen Unternehmen haben demnach bislang keine weibliche Führungskraft in der Top-Etage. Für Aufsichtsräte schreibt ein seit 2015 geltendes Gesetz eine Frauenquote von 30% für die rund 100 größten börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen vor. “Feste Quoten sind notwendig, weil freiwillige Selbstverpflichtungen nicht funktionieren”, argumentierte Fidar-Gründungspräsidentin Schulz-Strelow.

Fidar-Präsidentin Anja Seng forderte eine Ausweitung der Quoten auf alle mitbestimmten oder börsennotierten Unternehmen. “Unser Ziel muss es sein, auf mittlere Sicht alle Gremien paritätisch zu besetzen – Aufsichtsrat, Vorstand und oberes Management.”

Eine Frau – fünf Männer

Der EY-Studie zufolge stieg der Frauenanteil in den Vorstandsetagen der 160 Firmen der Dax-Familie im ersten Halbjahr auf 17,0% (Juli 2022: 13,6%). Vor zehn Jahren waren es erst 4,7%. “Zwar sehen wir, dass es immer mehr Top-Managerinnen in die Vorstände von Deutschlands Top-Unternehmen schaffen”, sagt EY-Expertin Ev Bangemann. “Aber immer noch steht in Vorstandsgremien eine Frau fünf Männern gegenüber.” Rund 42% der 160 Konzerne haben demnach kein einziges weibliches Führungsmitglied. Am höchsten ist der Frauenanteil den Angaben zufolge mit 23% in der Top-Etage der 40 Börsenschwergewichte des Dax. Bei den 50 MDax-Firmen sind 16,5% der Vorstandsmitglieder weiblich. Am geringsten ist der Frauenanteil in den Führungsgremien der 70 SDax-Konzerne mit 11,5%.

Erstmals hat auch die Mehrheit der im MDax notierten mittelgroßen Konzerne mindestens eine Frau im Vorstand, wie aus der Studie hervorgeht. Im Dax sei das bereits seit 2016 der Fall. Die kleineren Unternehmen des SDax hinken hier noch hinterher.

| Quelle:
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.