Freie Bahn für Linde und Praxair
jh München – Der Weg für die Fusion zum größten Industriegaseanbieter der Welt ist frei: Die US-amerikanische Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC) hat am Montag unter erheblichen Auflagen den Zusammenschluss von Linde und Praxair genehmigt. Zudem stimmte die Europäische Union dem Vorhaben endgültig zu, nachdem sie den Käufer des Europa-Geschäfts von Praxair geprüft hatte. Es ist der japanische Konkurrent Taiyo Nippon Sanson.Damit haben Linde und Praxair in allen neun Ländern und Regionen eine Freigabe erhalten, die für das Gelingen der Fusion entscheidend sind. Zwei Tage vor Ablauf der nach dem deutschen Wertpapiergesetz festgelegten Frist sind die beiden Konzerne am Ziel, da alle Bedingungen für den Zusammenschluss erfüllt sind. Linde und Praxair erwarten, dass dieser am 31. Oktober vollzogen wird. Der Handel mit Aktien der neuen Linde plc werde voraussichtlich am 29. Oktober in Frankfurt aufgenommen und am 31. Oktober in New York. Zum Börsenschluss an diesem Freitag soll der Handel mit den zum Umtausch eingereichten Aktien der Linde AG eingestellt werden, am 30. Oktober der Handel mit den Aktien von Praxair.Wie die Europäische Kommission äußert die FTC in den USA erhebliche Bedenken am Zusammenschluss des zweit- und drittgrößten Konzerns in der Industriegasebranche. Es hatte sich seit August abgezeichnet, dass das Angebot von Linde nicht genügen wird. Mit dem kleineren Konkurrenten Messer und dem Finanzinvestor CVC hatte Linde den Verkauf des überwiegenden Teils des Industriegasegeschäfts in Nordamerika vereinbart.Nun steht fest, dass Linde zudem fünf Kohlenmonoxid-Anlagen in den USA abgeben muss. Käufer ist der US-amerikanische Wettbewerber Matheson Tri-Gas. Außerdem muss Linde Geschäfte mit Wasserstoff, Synthesegas und der sogenannten Dampfreformierung in der Halbleiterindustrie abgeben.Die FTC teilte mit, Linde und Prax-air hätten zugestimmt, diese Anlagen innerhalb von vier Monaten zu verkaufen. Bis die Transaktionen mit Messer und Matheson vollzogen seien, dürften Linde und Praxair ihre Geschäfte in keiner Region der Welt zusammenlegen.Die FTC begründet die Auflagen unter anderem damit, dass mit der Fusion der direkte Wettbewerb zwischen Linde und Praxair in neun Produktsegmenten beendet würde. Den Kunden blieben nur wenige Alternativen im Einkauf. Synergien leicht reduziertWie viel Umsatz und Ergebnis Linde und Praxair mit den Verkäufen abgeben, steht nach Angaben eines Sprechers von Linde noch nicht fest. Die in der Fusionsvereinbarung festgelegte Schwelle von 3,7 Mrd. Dollar Jahresumsatz dürfte überschritten worden sein, wovor Linde schon vor zwei Monaten gewarnt hatte. Für die erwarteten Synergien nennen die Fusionspartner nun eine Spanne von 1,1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Dollar, die innerhalb von drei Jahren erreicht werden sollen. Bisher hatten sie 1,2 Mrd. Dollar als Ziel angegeben.Die Gewerkschaften IG Metall und IB BCE bekräftigten am Montag ihre Kritik an dem Zusammenschluss.