Freie Bahn für Siemens-Abspaltung

Institutionelle signalisieren vor Hauptversammlung Zustimmung zur Börsennotierung von Siemens Energy

Freie Bahn für Siemens-Abspaltung

Institutionelle Investoren haben ihre Zustimmung zu dem Siemens-Plan signalisiert, das Energiegeschäft abzuspalten. Vor der außerordentlichen Hauptversammlung erklärten die Fondsgesellschaften Deka und Union, für das Vorhaben zu stimmen. Auch Stimmrechtsberater empfahlen die Annahme des Vorhabens. mic München – Deka und Union Investment unterstützen den Plan des Siemens-Managements, das Energiegeschäft als Spin-off an die Börse zu führen. Vor der außerordentlichen Hauptversammlung (HV), die am morgigen Donnerstag virtuell abgehalten wird und über die Abspaltung von Siemens Energy entscheidet, legten die beiden Investmentgesellschaften dieses Abstimmungsverhalten offen. Auch die Proxy Advisors ISS und Glass Lewis sprachen sich für die Annahme des Vorhabens aus.Die Stimmrechtsberater werten die strategischen Überlegungen als überzeugend und sehen keinen Grund, mit Nein zu stimmen. Die deutschen Investmentprofis bemängeln allerdings, dass bisher unklar sei, wofür Siemens Energy eigentlich stehe. Themen sind darüber hinaus unter anderem der Goodwill des vor Jahren zugekauften Ölspezialisten Dresser-Rand und die Rolle des künftigen Energy-Aufsichtsratschefs Joe Kaeser.Die Abspaltung ermögliche bei der Siemens AG eine schlankere Struktur und den Fokus auf Zukunftsgeschäfte, lobte Union-Investment-Portfoliomanagerin Vera Diehl in ihrem HV-Statement: “Das ist genau das, was der Kapitalmarkt schon lange fordert.”Ihr Kollege bei Deka Investment, Winfried Mathes, weist dagegen auf die Risiken der künftigen Ausrichtung auf nur zwei Siemens-AG-Sparten hin. Die Zukunftshoffnungen Digital Industries und Smart Infrastructure hätten im ersten Halbjahr infolge der Coronakrise Ergebnisrückgänge verzeichnet, während Siemens Mobility und die Beteiligung Siemens Healthineers ein weitgehend stabiles Niveau aufwiesen: “Da zeigt sich, dass der Schuss einer allzu starken Fokussierung auf wenige Geschäftsbereiche in Krisenzeiten auch nach hinten losgehen kann.” Unklare StoryMathes fordert mehr Informationen über das Geschäftsmodell von Siemens Energy ein. Es stelle sich die Frage, für was die Firma eigentlich stehe: für eine Restrukturierungsstory mit weiteren harten Kostensenkungsrunden, ein Service-Dienstleistungs-Modell oder eine Wachstumsstory beispielsweise mit Wasserstoff-Lösungen. Deka-Managerin Diehl sieht die Chance, dass Siemens Energy Rendite und Klimaschutz miteinander verbindet: “Aber der Weg zum grünen Unternehmen ist für Siemens Energy noch weit.” Deka fordert eine stärkere Fokussierung auf grüne Technologien und stellt die Frage, ob das Kohlegeschäft bei Siemens Energy noch eine Zukunft habe. Das Management um Vorstandschef Christian Bruch will seine Story auf einem Kapitalmarkttag am 1. September präsentieren.Neben den Zahlungen für die Nutzung der Marke “Siemens” treibt Deka und Union die Tatsache um, dass der Goodwill von Dresser-Rand nicht wertberichtigt wird. Derartige Abschreibungen sind ein großes Thema in der Energiebranche. So hatte am Dienstag der Versorger Eni erklärt, rund 3,5 Mrd. Euro abzuschreiben, und dies mit langfristig niedrigeren Energiepreisen erklärt. Shell und BP hatten zuvor mit gleicher Begründung Wertberichtigungen in jeweils niedriger zweistelliger Milliardenhöhe angekündigt.Deka-Managerin Diehl will von dem designierten Siemens-Energy-Aufsichtsratschef Joe Kaeser wissen, wie er das Unternehmen möglichst unabhängig kontrollieren könne. Mathes kritisiert, dass mit dem heutigen Siemens-Chef und Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas als Prüfungsausschussvorsitzenden die beiden wichtigsten Positionen im Aufsichtsrat an Siemens-Vertreter vergeben seien. Er bezeichnete es zudem als befremdlich, dass der Energy-Vorstand einen Spin-off-Bonus erhalten soll.