Freude am Fahren mit Motorrädern

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 20.1.2016 Seit einigen Jahrzehnten buhlt BMW mit dem Werbeslogan "Freude am Fahren" um Kunden. Obgleich der Münchner Dax-Konzern sich damit auf das Kerngeschäft Automobile bezieht, wird dieses Motto in...

Freude am Fahren mit Motorrädern

Von Stefan Kroneck, MünchenSeit einigen Jahrzehnten buhlt BMW mit dem Werbeslogan “Freude am Fahren” um Kunden. Obgleich der Münchner Dax-Konzern sich damit auf das Kerngeschäft Automobile bezieht, wird dieses Motto in der Praxis seit jüngster Vergangenheit auch wieder im Motorradgeschäft gelebt, wo das in diesem Jahr 100 Jahre alt werdende Unternehmen seine Wurzeln hat. Der teure Fehlkauf Husqvarna ist längst verdaut. Wie in der Autosparte erzielte BMW 2015 im deutlich kleineren Geschäftsfeld ebenfalls einen firmeneigenen Verkaufsrekord. Das weiß-blaue Vorzeigeunternehmen steigerte den Absatz von Zweikrafträdern weltweit um gut 11 % auf exakt 136 963 Einheiten – der fünfte Bestwert in Folge, wie BMW mitteilte.Im hart umkämpften Segment der größeren Motorräder mit einem Hubraum von über 125 cm 3 verzeichnete der Konzern im Heimatmarkt einen Zuwachs von 6,3 % auf 23 690 Stück. Mit einem Anteil von 23,2 (i.V. 23) % baute BMW in Deutschland ihre Position als Marktführer aus, wie aus der jüngsten Statistik des Branchenverbands IVM hervorgeht (siehe Grafik).Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, müsste sich das Wachstum in diesem Jahr fortsetzen, schließlich hat sich Bereichschef Stephan Schaller zum Ziel gesetzt, bis 2020 den weltweiten Motorradabsatz in allen Klassen auf 200 000 Einheiten zu steigern.Das ist eine ehrgeizige Vorgabe, die nur mit einem strategischen Schwenk umgesetzt werden kann. Denn das Potenzial im herkömmlichen Geschäft mit Krafträdern von mehr als 500 cm 3 Hubraum ist auf Dauer begrenzt. Gründe dafür sind die demografische Entwicklung und ein Wertewandel in der Gesellschaft. Das Premiumsegment dominieren gut situierte Männer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren. Jüngere Käuferschichten halten sich in den hoch entwickelten Industrieländern zunehmend zurück. Ein großes Motorrad ist für sie kein Freizeit-Statussymbol mehr; stattdessen sind teure Smartphones gefragt. In Großstädten setzt man mehr und mehr auf kostengünstige Mobilitätsdienste wie Carsharing. Zugleich ist das Umfeld in einem weitgehend gesättigten Markt sehr wettbewerbsintensiv. In Deutschland kämpfen relativ viele Anbieter um einen tendenziell kleiner werdenden Kuchen. Nach BMW beherrschen die japanischen Unternehmen Yamaha, Honda, Kawasaki und Suzuki das Marktsegment mit einem Anteil von zusammen knapp 40 %. Im vergangenen Jahr fiel der US-Hersteller Harley-Davidson vom dritten auf den fünften Rang zurück, während die von der Volkswagen-Tochter Audi vor gut vier Jahren übernommene italienische Motorradmarke Ducati Marktanteile hinzugewann (2015 um 0,8 Prozentpunkte auf 5,6 %).Ein Erfolgsrezept sind derzeit Retro-Modelle. Diese erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit bei der etablierten Kundengruppe.Dennoch befindet sich der deutsche Markt derzeit nur in einem Erholungsprozess. Mit über 102 000 Neuzulassungen bei allen Fahrzeuggruppen (+ 5,6 %) erreichte die Branche 2015 zwar den besten Wert seit sieben Jahren, doch befindet man sich damit in etwa auf dem Niveau von 2007, also kurz vor Ausbruch der Finanzmarktkrise. Die goldenen Zeiten sind längst vorbei, als Deutschland noch mit knapp 150 000 Neuzulassungen (2002) glänzte.Vor diesem Hintergrund setzen Schaller und sein Vorgesetzter, der für die Kleinwagenmarke Mini und für Motorräder zuständige Vorstand Peter Schwarzenbauer, auf eine Produktexpansion. So weitet die Motorradsparte ihre Aktivitäten künftig auf die Segmente Leichtkrafträder und Kraftroller aus – und hier vor allem in den expandierenden Schwellenländern Asiens und Südamerikas. Beide BMW-Manager wollen mit neuen Produkten diese Regionen bearbeiten. Mit ihrem Konzept erwarten sie hohe Wachstumsraten.Der Konjunkturmotor China ist aber derzeit ins Stottern geraten. Brasilien steckt in einer Wirtschaftskrise. Zudem ist auch in diesen Ländern die Konkurrenz stark. Für BMW wird es also kein Spaziergang. ——–BMW Motorrad stößt auf gesättigte Märkte. Eine neue Strategie soll den Wachstumskurs stützen.——-