Mobilfunkanbieter

Für Ericsson ist die Party bald vorbei

Wenige Tage vor der Eröffnung des World Mobile Congress (MWC) in Barcelona – der in diesem Jahr ausnahmsweise im Sommer, dafür aber wieder in physischem Format stattfindet – präsentiert der schwedische Telekomausrüster Ericsson einen Großauftrag....

Für Ericsson ist die Party bald vorbei

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Wenige Tage vor der Eröffnung des World Mobile Congress (MWC) in Barcelona – der in diesem Jahr ausnahmsweise im Sommer, dafür aber wieder in physischem Format stattfindet – präsentiert der schwedische Telekomausrüster Ericsson einen Großauftrag. Die Schweden rüsten die japanischen Netzbetreiber KDDI und Softbank mit neuen Elementen der LTE-(4G-) und 5G-Technik aus, die den Unternehmen eine verstärkte gemeinsame Nutzung ihrer Mobilfunkanlagen ermöglicht. Eine Auftragssumme nannte der schwedische Konzern, der um die Rückkehr auf den Spitzenplatz der Branche kämpft, nicht.

Ericsson hat in den vergangenen drei Jahren maßgeblich von den Investitionen der Netzbetreiber in den neuen 5G-Standard profitiert – mehr als der Wettbewerber Nokia. Der einstige Branchenprimus aus Schweden konnte daher verloren gegangenen Boden gegen die chinesische Konkurrenz wettmachen. Ihm kam dabei zugute, dass vor allem Huawei in den Fokus einer US-Kampagne geriet, die Sicherheitsbedenken gegen die Verwendung der Technik des chinesischen Konzerns geltend macht und ihm Spionage für Peking vorwirft. In der Folge war Huawei in zahlreichen westlichen Märkten auch in Europa mit Restriktionen belegt worden, die die zuvor erzielten Marktanteilsgewinne empfindlich beschnitten. So wurde in Großbritannien ein Höchstanteil am 5G für Huawei festgelegt; in anderen Ländern wurden die Chinesen ganz ausgeschlossen oder – wie in Deutschland – aus dem Kernnetz verbannt. Letzteres trifft die Beteiligten der Branche weniger, denn kostspielig für die Telekomfirmen ist vor allem das Antennennetz (RAN), bei dem sie möglichst viel Wettbewerb unter den Anbietern wünschen.

Gleichwohl hat auch in diesem wichtigen Bereich Ericsson seit 2017 deutlich Marktanteile gewonnen, jenseits der asiatischen Region (Apac), wo Huawei und ZTE im chinesischen Heimatmarkt die Nase vorn haben. Damit dürfte es nun jedoch vorbei sein, erwarten Experten von UBS. Sie rechnen daher damit, dass auch die Gewinnsprünge, die Ericsson seit 2017 gezeigt hat – die operative Marge kletterte von 4% auf zuletzt 12,7% –, sich so nicht fortsetzen und empfehlen, die Aktie zu verkaufen. Weiteren Anteilsgewinnen der Schweden steht zum einen entgegen, dass Rivale Nokia seine Aufholjagd bei 5G beschleunigt. Andererseits wehrt sich Huawei verbissen und teils mit Erfolg gegen den Ausschluss aus weiteren Märkten – wie jüngst in Schweden. Nicht zuletzt drängen neue Konkurrenten in den Markt. Vor allem Samsung rechnet sich bei 5G-Netzen Chancen aus und konnte bereits bei einigen großen Telekomanbietern landen. Aufsehen erregte im Vorjahr ein Großauftrag von Verizon an Samsung, die damit den Stammlieferanten Nokia ausstach. Auch Vodafone hat Samsung beauftragt, um ihre Lieferantenbasis zu diversifizieren.

Außer Huawei ist pandemiebedingt keiner der großen Telekomausrüster in diesem Jahr physisch auf dem MWC verteten. Dies dürfte den Chinesen zum Vorteil gereichen. Eine potenzielle Bedrohung für alle Telekomausrüster bedeutet die Ausbreitung der Open RAN-Technik, bei der Netzkomponenten eines Anbieters mit Fremdmaterial verbunden werden können. Dies könnte aber auch Marktanteile nochmals aufmischen.