Für Atlantia zeichnet sich Kompromiss ab

Konzern könnte Autobahnkonzession behalten

Für Atlantia zeichnet sich Kompromiss ab

bl Mailand – Die Aktie des italienischen Infrastrukturkonzerns Atlantia legt seit der dramatischen Niederlage der Regierungspartei 5 Sterne bei den Regionalwahlen am Sonntag in der Emilia-Romagna und Kalabrien stark zu. Grund dafür ist, dass mit einer geschwächten 5-Sterne-Bewegung der drohende Entzug der Konzession für das von der Tochter Autostrade per l’Italia (Aspi) betriebene Autobahnnetz unwahrscheinlicher wird. Das Papier legte nach einem Zuwachs von 6,38 % am Dienstag auch am Mittwoch leicht zu auf 22,42 Euro. Die Rückgänge der letzten Woche sind mehr als wettgemacht.Atlantia steht unter Druck, seit im August 2018 eine Autobahnbrücke in Genua einbrach, die zum Aspi-Netz gehört. Dabei kamen 43 Menschen ums Leben. In der Folge wurden zahlreiche Versäumnisse und Manipulationen bei der Wartung des Netzes bekannt. Die 5-Sterne-Bewegung drängt deshalb auf den Entzug der bis 2038 laufenden Konzession.Doch der 5-Sterne-Partner in der Regierung, der sozialdemokratische PD, ist gegen eine solch weitreichende Entscheidung. Die Folgen wären nicht nur für Atlantia dramatisch. Die Autobahnen sind die Cashcow des Konzerns und tragen ein Drittel zu dessen Gewinn bei. Es würde auch ein äußerst negatives Signal an ausländische Investoren gesendet. Einige von ihnen, darunter Allianz, haben deshalb bereits die EU-Kommission eingeschaltet. Sie pochen auf Rechtssicherheit. Atlantia selbst hat mitgeteilt, alle Rechtsmittel gegen einen Konzessionsentzug auszuschöpfen. Die Regierung hat zwar in einem Sonderdekret die Möglichkeiten zu einem Konzessionsentzug erleichtert und auch mögliche Schadenersatzzahlungen begrenzt. Doch das Dekret ist parlamentarisch noch nicht verabschiedet und die potenziellen Kosten für den Steuerzahler sind immens.Atlantia zeigt sich gesprächsbereit. Die Investitionen für den Zeitraum bis 2023 wurden auf 7,5 Mrd. Euro erhöht. Außerdem gibt es Gespräche über eine Senkung der Mautgebühren um 5 % sowie Strafzahlungen. Denkbar ist auch, dass nur ein Teil der Konzession entzogen wird.Atlantia brachte eine weitere Möglichkeit ins Spiel. Das zu 30 % von der Familie Benetton kontrollierte Unternehmen ist bereit, bis zu 49,9 % der Anteile an den Atlantia-Töchtern Aspi, Aeroporti di Roma (AdR) und Telepass an Investoren abzugeben. In diesem Zusammenhang wird über einen Einstieg der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) spekuliert.