Für Brenntag läuft es in Amerika rund

Investoren enttäuscht - Operatives Ergebnis soll dieses Jahr um 10 Prozent steigen - Wachstum in Asien

Für Brenntag läuft es in Amerika rund

wb Frankfurt – Der Chemiedistributeur Brenntag steuert mit Einsparungen und Akquisitionen auf Wachstumskurs. Das Management des MDax-Konzerns, der seit neuestem ohne Großaktionär unterwegs ist, plant für dieses Jahr ein operatives Ergebnis, das um knapp 10 % über dem des Vorjahres liegen soll. Vorstandschef Steven Holland präzisierte anlässlich des Quartalsberichts die Prognose auf ein Resultat vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) in der Bandbreite von 705 Mill. bis 735 Mill. Euro nach 661 Mill. Euro im vorigen Turnus. Das würde ein Ebitda von 349 Mill. bis 379 Mill. Euro im Rest des Jahres bedeuten nach 356 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten.Investoren zeigten sich gestern enttäuscht, die Aktie gab um 2,7 % auf 90 Euro nach. Erst kürzlich war Großaktionär Brachem – hinter dem Vehikel standen BC Partners, Goldman Sachs und Bain Capital – zu 91,81 Euro je Aktie ganz ausgestiegen. Sie hatten insgesamt 2,9 Mrd. Euro in mehreren Tranchen beim IPO und danach erlöst und ihren Mitteleinsatz von 2006 vervielfacht. Brenntag sieht sich mit der höheren Liquidität mittelfristig als Dax-Aspirant (vgl. BZ vom 7. Juli).Holland gibt sich betont vorsichtig und nennt das deutlich verlangsamte Wachstum in Asien als “herausforderndes Umfeld”. Auch wenn das Management positiv in die Zukunft blicke, “werden wir sorgfältig beobachten, ob wir unser Geschäft aufgrund einer Verschlechterung der makroökonomischen Situation defensiver aufstellen müssen”, sagte er. Europa bewähre sich in einer schwierigeren makroökonomischen Lage, Nordamerika wachse bei abnehmender konjunktureller Dynamik weiter und Lateinamerika lege stabil zu, lautet der globale Blick aus Mülheim an der Ruhr. Im operativen Quartalsergebnis legte Brenntag in Europa, wo man mit Abstand Branchenprimus ist, um lediglich 1,8 % zu. Rund lief es in Nordamerika, wo ein Plus von 14,9 % zu Buche steht. In Lateinamerika sind es 12,3 %. In Asien schnellte das Ergebnis um 29,8 % hoch, wozu die Neuerwerbung Zhong Yung beitrug. Auf KaufkursBrenntag versteht sich als Bindeglied zwischen Chemieproduzenten und weiterverarbeitenden Industrien und bietet mit einer breiten Lieferantenbasis über 10 000 Produkte den rund 160 000 Kunden an. Betrieben wird ein Netzwerk mit mehr als 400 Standorten in 70 Ländern. Es wird regelmäßig akquiriert, seit 1991 sind es 108 Transaktionen, seit 2007 schon 37 Deals für zusammen 673 Mill. Euro. Auch die Akquisitionen des vorigen Jahres, wie Multisol in Europa und Zhong Yung, tragen zum Ergebnisanstieg bei. Die vollen Effekte des in Europa gefahrenen Effizienzsteigerungsprogramms sollen sich im weiteren Verlauf zeigen.Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 14,6 (wechselkursbereinigt: 9,6) % auf 2,5 Mrd. Euro. Das Bruttoergebnis legte auf Basis konstanter Wechselkurse um 4,1 (9,8 % wie berichtet) auf 487 Mill. Euro zu. Das “operative Ebitda” als Steuerungsgröße kam unterproportional um 3,8 (wie berichtet 10,0) % auf 184 Mill. Euro voran. Nach Steuern wurden 81,4 Mill. Euro verdient, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Der freie Cash-flow kletterte im ersten Halbjahr um die Hälfte auf 179 Mill. Euro. Im Wesentlichen sei dies auf das Ebitda-Wachstum und einen geringeren Anstieg des Umlaufvermögens zurückzuführen, da die Investitionen zurückgefahren wurden.