Für die RAG-Stiftung hat der Praxistest begonnen

Kosten liegen zunächst bei jährlich 300 Mill. Euro - Evonik knabbert am Stiftungsvermögen

Für die RAG-Stiftung hat der Praxistest begonnen

ab Essen – Mit dem Ende des Steinkohlebergbaus im Dezember 2018 hat für die RAG-Stiftung eine neue Zeitrechnung begonnen. Hatte die 2007 ins Leben gerufene Stiftung die ersten zehn Jahre zum Vermögensaufbau genutzt, werden in diesem Jahr erstmals Auszahlungen für die Ewigkeitslasten fällig. Die ersten Rechnungen seien eingegangen. “Die ersten Monate nach der Zeitenwende haben wir gemeistert. Für den Rest der Ewigkeit bin ich ebenfalls optimistisch”, sagte Stiftungschef Bernd Tönjes vor der Presse.Allerdings fallen die jährlichen Kosten mit 300 Mill. Euro für die ersten Jahre zunächst höher aus als geplant. Grund dafür sind Verzögerungen bei der Umsetzung der Grubenwasserkonzepte. Notwendige Genehmigungen liegen nicht vor, umweltrechtliche Bedenken gilt es vielerorts aus dem Weg zu räumen. “Wenn in den nächsten Jahren die Optimierungsmaßnahmen greifen, rechnen wir sogar mit Einsparungen, so dass der Kapitalstock der RAG-Stiftung ansteigt”, sagte Tönjes.Finanziell sei die Stiftung für die anstehenden Aufgaben “hervorragend” ausgestattet. Untermauert wird die Einschätzung von der Entwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr, in dem die Stiftung ein Rekordergebnis von 912 Mill. Euro eingefahren hat. Darin enthalten ist der Verkauf von einem 3,5-prozentigen Aktienpaket an Evonik, mit dem die Stiftung 458 Mill. Euro einspielte. Doch auch ohne diesen Sonderposten landete das Ergebnis mit 454 (i.V. 431) Mill. Euro auf Rekordniveau. Mit Blick auf die Evonik-Beteiligung (64 %) bleibt die Stiftung bei ihrer Haltung, langfristig der Hauptinvestor bleiben zu wollen. “Dass wir uns bewegen, haben wir im September gezeigt”, sagte Tönjes in Anspielung auf den Aktienverkauf. Zugleich betonte der Stiftungschef, dass Evonik – trotz des großen Gewichts im Portfolio – mit einer attraktiven Dividendenstrategie überzeuge. Das sei es, was für die Stiftung am Ende zähle.Für den abgelaufenen Turnus erhielt die Stiftung 363 Mill. Euro von Evonik an Dividende, das waren 70 % der Kapitalerträge. Allerdings birgt die Beteiligung an Evonik auch ein erhebliches Klumpenrisiko, steht die Beteiligung doch noch immer für etwa die Hälfte des Stiftungsvermögens (siehe Grafik). Evonik war denn auch für den Rückgang des Stiftungsvermögens zum Bilanzstichtag auf 15,3 Mrd. Euro verantwortlich.Jede Veränderung des Aktienkurses von Evonik um 1 Euro führt in der Stiftung zu einer Vermögensänderung um 300 Mill. Euro. Um dem Konzentrationsrisiko zu begegnen, will die Stiftung den Anteil laut Geschäftsbericht weiter reduzieren. Zeitdruck gebe es jedoch nicht, strich Tönjes heraus.Zugleich arbeitete die Stiftung 2018 daran, die Kapitalanlagen weiter zu diversifizieren. Knapp 1 Mrd. Euro wurde investiert, wie der seit April amtierende Finanzvorstand Jürgen Rupp erläuterte. Gut 500 Mill. Euro flossen in Private Equity und Beteiligungen, 200 Mill. Euro wurden in den Masterfonds geschoben. Daneben erwarb die Stiftung Immobilien, Renten und Aktien in den Direktbestand.Bemerkenswert auch, dass die Stiftung kurz vor Ostern dieses Jahres ihre Beteiligung an der Immobiliengesellschaft Vivawest um 10 % ausbaute. Auf der Verkäuferseite stand der Pensionsfonds von Evonik. Der Erwerb erfolgte zu einem gutachterlich festgestellten Wert, sagte Tönjes. Dass sich die Stiftung damit ein weiteres Klumpenrisiko ans Bein bindet – direkt war die Stiftung bislang mit 30 % an Vivawest beteiligt, weitere 18,2 % hält die 100-Prozent-Tochter RAG -, lässt Rupp nicht gelten. Vivawest erwirtschafte nicht nur beständige Cash-flows bei überschaubarem Risiko, sondern sei schon allein aufgrund des breit gestreuten Immobilienportfolios nicht als Klumpenrisiko anzusehen, sagte der einstige Finanzchef der RAG. Die Rückstellungen für die Ewigkeitslasten beliefen sich zum Bilanzstichtag 2018 auf 7,8 (5,4) Mrd. Euro. Dem stehen rein rechnerisch Gesamtverpflichtungen von 62,9 Mrd. Euro gegenüber. Dieser Betrag ist allerdings eine rein buchhalterische Größe, die Ergebnis der gesunkenen Zinsen ist.