Umfrage von J.P Morgan

Furcht deutscher Mittelstandsmanager vor Rezession nimmt ab

Die Hälfte der deutschen Mittelständler rechnet mit einer Rezession im Jahr 2024, zeigt eine Umfrage von J.P. Morgan. Dennoch geht eine Mehrheit davon aus, dass ihre Investitionsausgaben und ihr Kreditbedarf steigen werden.

Furcht deutscher Mittelstandsmanager vor Rezession nimmt ab

Furcht der Mittelständler vor Rezession nimmt ab

J.P. Morgan Business Leaders Outlook: Kreditbedarf für Investitionen steigt 2024 – Unternehmen suchen Wachstum vor allem in USA

cru/pph Frankfurt

Die Hälfte der deutschen Mittelständler rechnet mit einer Rezession im Jahr 2024. Das geht aus dem J.P. Morgan Business Leaders Outlook hervor. Dennoch gehen 67% davon aus, dass ihre Investitionsausgaben in diesem Jahr erheblich ansteigen werden, und 70% erwarten, dass ihr Kreditbedarf steigt.

Mehr als drei Viertel der deutschen Unternehmer im Mittelstand erwarten für das Jahr 2024 steigende Umsätze und Gewinne – und damit ein deutlich höherer Anteil als im Vorjahr. Gleichzeitig sind sich die Führungskräfte der angespannten makroökonomischen Lage bewusst: Die Hälfte rechnet mit einer Rezession im Jahr 2024. Das geht aus dem J.P. Morgan Business Leaders Outlook hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wird und der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Die Ergebnisse beruhen auf einer Umfrage unter rund 300 Managern mittelständischer deutscher Unternehmen.

Die Manager sind zuversichtlicher als im vergangenen Jahr. „Nur 50% von ihnen erwarten für das Jahr 2024 eine Rezession“, sagt Managing Director Bernhard Brinker, Head of Corporate Client Banking bei J.P. Morgan im deutschsprachigen Raum. „Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 60%.“ Der Optimismus nehme umso mehr zu, je näher die Fragen sich auf das eigene Unternehmen der Befragten beziehen. Selbst wenn die Gesamtlage als schwierig eingeschätzt wird, besteht die Zuversicht, das eigene Unternehmen gut durch die Fährnisse steuern zu können.

Darüber hinaus gehen 67% davon aus, dass ihre Investitionsausgaben in diesem Jahr erheblich ansteigen werden (11% mehr als 2023), und 70% erwarten, dass ihr Kreditbedarf im kommenden Jahr ebenfalls steigen wird (6% mehr als 2023).

Zinsanstieg belastet

Gestörte Lieferketten werden nicht mehr als größte Herausforderung empfunden. „Als drängendere Probleme gelten vielmehr steigende Zinsen, geopolitische Unsicherheit, wirtschaftliche Lage, Fachkräftemangel und künstliche Intelligenz“, fasst Brinker zusammen, der elf Jahre für die HVB gearbeitet hat, bevor er 2019 zu J.P. Morgan wechselte. „Die Unternehmen investieren unter anderem, um mit ihrer Produktion näher an die Absatzmärkte zu kommen.“ Es gebe bei den Investitionen einen klar erkennbaren Fokus auf die USA. Dort locken die Vergünstigungen aus dem Inflation Reduction Act, aber auch ein großer Pool an Arbeitskräften und etwaige Steuernachlässe in den Bundesstaaten.

Es geht bei den Investitionen laut Brinker oft eher um eine Ergänzung des bisherigen Geschäfts als um eine Abwanderung aus Deutschland. „Doch werden Wachstumsinvestitionen eher außerhalb Deutschlands getätigt, weil die Energiekosten hier hoch sind und zum Teil Arbeitskräfte fehlen – wenngleich die politische und rechtliche Stabilität für Deutschland spricht“, beobachtet der Banker. Während der Arbeitskräftemangel in Deutschland anhält, planen 43% der Unternehmensleiter, im kommenden Jahr neue Mitarbeiter einzustellen.

J.P. Morgan stellt 10 Mrd. Dollar Private Debt bereit

Anhaltend hohe Inflationsraten bleiben ein drängendes Problem für deutsche Unternehmer: Fast drei Viertel (73%) geben an, dass sie mit steigenden Kosten aufgrund der Inflation konfrontiert sind, ein Anstieg um 10% gegenüber 2023. „Drei Jahre Krise haben manche Mittelständler dazu bewogen, nach einem Ausstieg aus ihren Unternehmen zu suchen oder neue Finanzierungspartner hereinzuholen“, beobachtet Brinker. „In diesem Kontext kann neben klassischen Krediten das Kapital gegebenenfalls auch über Private Debt besorgt werden.“ Dafür will J.P. Morgan global 10 Mrd. Dollar auf die eigene Bilanz nehmen. Ein Teil dieser Summe kann auch von deutschen Firmen zur Finanzierung angezapft werden.

Das Corporate Client Banking von J.P. Morgan im deutschsprachigen Raum, das 2019 gestartet ist, hat eine dreistellige Zahl von Kunden im gehobenen Mittelstand mit einem Umsatz von mindestens 300 Mill. bis 500 Mill. Euro. „Bei der Kreditvergabe ist uns wichtig, dass wir dies immer in einem Gesamtpaket mit weiteren Leistungen anbieten“, sagt Brinker.

J.P. Morgan betreut dreistellige Zahl von Mittelständlern

J.P. Morgan fungierte beispielsweise als Sole Physical Bookrunner und Sole Ratings Advisor beim Debüt der Schön Klinik, der viertgrößten deutschen privaten Klinikgruppe, mit einem 350 Mill. Euro schweren Term Loan B, der im Jahr 2030 fällig wird. Mit dem Geld zahlt Schön Klinik bestehende Schulden zurück.

„KI wird unentbehrlich“

Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Hindernisse suchen die deutschen Unternehmer nach Möglichkeiten, Wachstum zu generieren und wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie gaben an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten ihr Unternehmen ausbauen wollen durch Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen (50%, 13% mehr als 2023), durch Einführung neuer Vertriebskanäle (50%, 9% mehr als 2023) oder durch Expansion in neue internationale (39%) und nationale (41%) geografische Märkte.

2023 war das Jahr, in dem künstlicher Intelligenz – insbesondere generativer KI – der Durchbruch gelang. Die deutschen Unternehmer sind sich bewusst, wie wichtig es ist, diese Technologie zu nutzen, wenn sie langfristig erfolgreich sein wollen. 82% erwägen den Einsatz von KI-Tools oder nutzen sie bereits.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.