Energieversorgung

Gazprom liefert weniger Gas an französische Engie

Der russische Staatskonzern Gazprom hat seine Gaslieferungen nach Frankreich weiter gekürzt. Ab Donnerstag sollen die Lieferungen laut Gazprom sogar komplett gekappt werden, weil Engie ausstehende Zahlungen nicht beglichen habe. Der Versorger verhandelt deshalb mit Sonatrach aus Algerien über eine mittel- und langfristige Ausweitung der Gaslieferungen.

Gazprom liefert weniger Gas an französische Engie

wü Paris

Gazprom erhöht den Druck auf Frankreich. Der russische Staatskonzern hat den französischen Versorger Engie informiert, dass er seine Gaslieferungen an ihn weiter reduziert. Grund seien Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung einiger Verträge, teilte Engie mit. Die Nachricht schürte erneut Befürchtungen, dass Gazprom kurz vor dem Winter ihre Lieferungen komplett einstellen könnte. Engie sucht bereits nach Alternativen und verhandelt deshalb gerade mit dem algerischen Staatskonzern Sonatrach.

Bei den Verhandlungen geht es jedoch nach Angaben der stellvertretenden Engie-Chefin Claire Waysand um mittel- und langfristige Verträge, die nicht den kommenden Winter betreffen. Die Unterzeichnung eines Abkommens, damit Sonatrach mehr Gas nach Frankreich liefert, dürfte erst in einigen Wochen erfolgen, heißt es in Paris. Die Engie-Chefin hatte Präsident Emmanuel Macron Ende voriger Woche auf seinem Staatsbesuch nach Algier begleitet.

Bedeutung ist überschaubar

Gazprom wiederum wollte bereits von diesem Dienstag an weniger an Engie liefern. Dadurch würden die Lieferungen von Gazprom unter 1 Terawattstunde (TWh) fallen, erklärte Engie. Der russische Konzern habe seine Lieferungen bereits seit Beginn des Ukraine-Krieges stark reduziert – zuletzt auf rund 1,5 TWh pro Monat. Die Gazprom-Lieferungen machen jedoch gerade einmal 4% der gesamten Gaslieferungen aus, die Engie bezieht. Sie belaufen sich in Europa auf mehr als 400 TWh pro Jahr. Vor der russischen Invasion in der Ukraine bezog Frankreich 17% seiner Gaslieferungen aus Russland. Mit 36% bekommt Engie den Großteil ihrer Gaslieferungen aus Nor­wegen.

Die Versorgung der Kunden sei nicht in Gefahr, versuchte der Versorger jetzt zu beruhigen. Man habe die erforderlichen Mengen gesichert, um den Verpflichtungen gegenüber Kunden und dem eigenen Bedarf nachkommen zu können.

Russland liefere weiter Gas, und die strategischen Gasreserven Frankreichs seien bereits zu mehr als 90% gefüllt, sagte Energiewende-Ministerin Agnès Pannier-Runacher dem Radiosender France Inter. Angesichts extremer Kälte im Winter könnte dies aber vielleicht nicht reichen. Deshalb fordere die Regierung alle Bürger auf, Energie zu sparen. Premierministerin Élisabeth Borne appellierte ihrerseits an Unternehmen, ihren Energieverbrauch zu drosseln. Am Freitag soll in Frankreich ein Verteidigungsrat zum Thema Energieversorgung tagen. Laut Präsident Macron macht Gas 20% des französischen Energiemixes aus.

Der Aktienkurs von Engie gab am Dienstag an der Börse von Paris um 0,7% auf 12,12 Euro nach.

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