GE schlägt Siemens aus dem Feld

Konzernchef Immelt kündigt hohes organisches Wachstum an - Absage an großvolumige Akquisitionen

GE schlägt Siemens aus dem Feld

mic München – General Electric will das Interesse an dem Luftfahrt-Zulieferer Avio nicht als Auftakt zu einer großvolumigen M & A-Tour verstanden wissen – obwohl der Konzern mit der entsprechenden Liquidität ausgestattet ist. “Das Geld brennt mir kein Loch in die Tasche”, sagte Unternehmenschef Jeff Immelt bei einem Investorentreffen: “Ich habe nicht den Eindruck, große Akquisitionen machen zu müssen.” General Electric (GE) bietet Finanzkreisen zufolge für Avio (siehe Berichte auf dieser Seite).Immelt erneuerte seine Position, dass er nur an Ergänzungskäufen interessiert sei. Darunter verstehe er einen Kaufpreis von 1 bis 3 Mrd. Dollar. Maximal seien 4 Mrd. Dollar denkbar. Konkurrent Siemens lehnt ebenfalls umwälzende Akquisitionen ab. Immelt begründete den Ansatz mit den guten Ergebnissen, die dieses Vorgehen in den Jahren 2010 und 2011 gebracht habe: Gewisse Dealgrößen seien die beste Art, Wert für die Aktionäre zu schaffen.Für das nächste Jahr setzt sich General Electric deutlich anspruchsvollere Ziele als Siemens. Immelt kündigte an, der Umsatz solle organisch um 2 % bis 6 % steigen. Ohne die Bremsspuren im Geschäft mit Windenergie – die USA kürzen Subventionen – würde das Plus 5 % bis 10 % betragen. Siemens zielt dagegen auf einen stagnierenden Erlös 2012/2013 (30. September).Auch bei den Margen- und Effizienzzielen zeigen die Amerikaner aktuell mehr Ehrgeiz. Während Siemens eine sinkende Kapitalrendite miteinkalkuliert, will GE die Rendite deutlich steigern. Nach dem geplanten Anstieg der Marge im laufenden Jahr von 14,8 % auf rund 15,1 % kündigt der Konzern für das Jahr 2013 ein Plus auf rund 15,5 % an. Sprünge plant General Electric insbesondere in der Medizintechnik. Dort ist eine Erhöhung der Marge von 15,5 % im vergangenen Jahr auf bis zu 17,5 % im Jahr 2014 geplant.Sehr zufrieden zeigte sich Immelt mit dem ablaufenden Jahr. Erstmals seit langer Zeit wachse der Gewinn in jeder Sparte des Industriegeschäfts, lobte er. Siemens dagegen gelang dies nur in drei der zehn ausgewiesenen Divisionen. Die Münchner meldeten ein organisches Umsatzplus von 3 %, während Immelt die Zielmarke für 2012 von zuletzt 10 % auf 8 % senkte. Dies sei dennoch ein ziemlich starker Wert: “Es ist zwei- oder dreimal so viel wie die meisten unserer Wettbewerber.”Einer weiteren Erhöhung der Forschungs- und Entwicklungsquote erteilte Immelt eine Absage. Sie könne sogar in den nächsten Jahren sinken. Der Anteil am Umsatz war von 4 % bis 5 % (2005 bis 2007) auf zuletzt 5 % bis 6 % gestiegen. Zugleich verschärft GE den Sparkurs bei den Verwaltungs- und Vertriebskosten. Sie sollen im Jahr 2013 um mehr als 1 Mrd. Dollar gesenkt werden. Im September hatte Immelt noch von 0,7 bis 1 Mrd. Dollar gesprochen.Im Gegensatz zu einem Teil der europäischen Industrie machte Immelt klar, sein Unternehmen sei nicht auf China fixiert. Zwar sei es wichtig, dort gut zu sein. Jedoch könne General Electric große Wettbewerbsvorteile in jenen Ländern ausspielen, die mit fossilen Ressourcen gesegnet seien und von dem Wirtschaftsboom in China mitgezogen würden.